Inhalt: Der Ingenieur Mario Clar (Wolfgang Preiss) wird zwar
aus der Haft entlassen, aber nur bedingt unter der Auflage, nicht das Land zu verlassen. Nach wie vor gilt er als Hauptbeschuldigter an dem Einsturz einer
Eisenbahnbrücke, bei dem in den Schweizer Bergen fast 40 Menschen starben. Clar
bewahrt vor seiner 12jährigen Tochter, die ihn im Gerichtsgebäude freudig abholt,
zwar Ruhe, aber seine Entscheidung steht schon fest. Er schreibt ihr, die bei
seiner geschiedenen Frau (Marina Ried) lebt, noch einen Abschiedsbrief und
begibt sich in die Berge, wo er sich in die Tiefe stürzen will.
Sein Plan misslingt, weil er einen Hirten durch herunterfallende Felsbrocken verletzt, die sich bei seinem hastigen Aufstieg lösen. Unter größter Anstrengung gelingt es ihm, den alten Mann bis zum Arzt (Armin Schweizer) des kleinen Bergdorfs zu tragen, wo er eine Nacht in einem Hotel verbracht hatte. Er selbst fällt vor Erschöpfung in einen ohnmachtsartigen Schlaf. Als er erwacht, sieht er nicht nur in das Gesicht der Arzttochter (Marianne Hold), die ihn gepflegt hatte, auch seine Ex-Frau und sein Compagnon Leo Seduc (Fritz Tillmann) stehen bald vorwurfsvoll in seinem Zimmer.
Sein Plan misslingt, weil er einen Hirten durch herunterfallende Felsbrocken verletzt, die sich bei seinem hastigen Aufstieg lösen. Unter größter Anstrengung gelingt es ihm, den alten Mann bis zum Arzt (Armin Schweizer) des kleinen Bergdorfs zu tragen, wo er eine Nacht in einem Hotel verbracht hatte. Er selbst fällt vor Erschöpfung in einen ohnmachtsartigen Schlaf. Als er erwacht, sieht er nicht nur in das Gesicht der Arzttochter (Marianne Hold), die ihn gepflegt hatte, auch seine Ex-Frau und sein Compagnon Leo Seduc (Fritz Tillmann) stehen bald vorwurfsvoll in seinem Zimmer.
Luis Trenker als launiger Gastgeber mit Marianne Hold und Wolfgang Preiss |
"Von der Liebe besiegt" kam in der Hochphase des Heimatfilms in die deutschen Kinos, steht aber für den Beginn und das Ende der Film-Karrieren zweier prägender Genre-Repräsentanten. Letztmals führte Luis Trenker hier Regie nach eigenem Drehbuch, gleichzeitig wurde es sein vorletzter von vier Langfilmen mit der von ihm 1950 ("Barriera a Settentrione" (Duell in den Bergen)) entdeckten Marianne Hold. Diese war zwar schon mehrfach in tragenden Rollen besetzt worden, aber erst der wenige Monate zuvor herausgekommene "Die Fischerin vom Bodensee" (1956) ließ sie zum großen Heimatfilm-Star der späten 50er Jahre aufsteigen. Zudem agierte der damals 64jährige Trenker hier das letzte Mal selbst auf der Kinoleinwand. Ganz klassisch als Bergführer, der ein Rettungskommando anführt und - wie seit den 20er Jahren im Berg-Film gewohnt - persönlich in die Felswand steigt (siehe "Im Zenit des Wirtschaftswunders - der Heimatfilm der Jahre 1955 bis 1957").
Trotzdem blieb seine Rolle austauschbar und ohne Relevanz für die eigentliche Handlung. Er gefällt als launiger Hausherr einer hochgelegenen Berghütte und am Ende als Retter des verunglückten Mario Clar (Wolfgang Preiss), aber den Job hätte auch ein Anderer übernehmen können. Mit den Ereignissen, die erst zu den dramatischen Konsequenzen im Hochgebirge führten, hatte Trenkers Figur nichts zu tun. Das galt mit Abstrichen auch für Marianne Hold als Arzttochter, auch wenn der Titel „Von der Liebe besiegt“ etwas anderes vermitteln sollte. Entstanden war das Drehbuch nach Trenkers Roman „Schicksal am Matterhorn“ und es spricht viel dafür, dass der Film auch ursprünglich unter diesem Namen herauskommen sollte. Offensichtlich wollten die Macher die wachsende Popularität der Hauptdarstellerin nutzen, obwohl ihre Rolle dem Klischee widersprach.
Schon zu Beginn des Films ließ Trenker keinen Zweifel daran,
dass Angela Gassard (Marianne Hold) nicht zum Genre-gewohnten Typus der
Dorfschönheit gehörte, die nur auf den richtigen Kerl wartet. Ihr ganzes
Auftreten als Tochter des ortansässigen Arztes (Armin Schweizer) zeugt von Eigenständigkeit
und Selbstbewusstsein. Der kernige Bergführer Beni Kronig (Robert Freitag)
schenkt ihr zwar aus Italien geschmuggelte Schuhe, aber Chancen hat er bei ihr
keine. Da muss schon ein Mann wie der Ingenieur Mario Clar auftauchen – älter,
gebildet, weltgewandt – um sie zu begeistern. Doch nicht er bemüht sich um sie,
sondern sie kümmert sich um den psychisch schwer angeschlagenen Mann. Zwar den
Anstand wahrend, ist sie es, die ihm mit ihrer Liebeserklärung wieder Lebensmut
gibt.
Die Figur des Ingenieurs war im Heimatfilm nicht
ungewöhnlich, denn der Kontrast Stadt/Land ließ sich in der Konfrontation eines
rein nach rationellen Gesichtspunkten vorgehenden Planers mit einer
traditionell lebenden Bevölkerung dramaturgisch zuspitzen. Das Ergebnis war
zwiespältig. Einerseits wurde die heile Welt der Berge idealisiert,
andererseits galten Talsperren, Brücken- und Tunnelbauwerke Mitte der 50er
Jahre als Zeichen von Fortschritt und Schaffenskraft. Dieser Disput setzte sich
auch in der Charakterisierung des Ingenieurs fort, der je nach Gesichtspunkt
als Eindringling oder Heilsbringer angesehen wurde. Für eine positive
Ausrichtung half die Verwurzelung in der Heimat. Der junge Mann, der nach
Jahren der Ausbildung als Fachmann zurückkehrt („Waldrausch“ (1955)), verband
Tradition und Zukunft in idealer Weise.
Leo Seduc (Fritz Tillmann) und seine Frau (Marina Ried) mit dem Abschiedbrief |
Auch in „Von der Liebe besiegt“ ist dieser Konflikt gegenwärtig, fand aber auf einer anderen Ebene statt. Für Luis Trenker, der erst kurz zuvor seine Dokumentation „Gold aus Gletschern“ (1956) über den Bau des Wasserkraftwerks Kaprun herausgebracht hatte, ist der Ingenieur eine integre Figur. Auch wenn Mario Clar unter Vorbehalt aus dem Gefängnis entlassen wurde, weil er im Verdacht steht, den Einsturz einer Eisenbahnbrücke in den Bergen verursacht zu haben, bei dem viele Menschen starben. Die Gefahren erkannte Trenker dagegen in den Geschäftemachern, deren Streben nicht dem technischen Fortschritt galt, sondern allein ihrer persönlichen Bereicherung. Fritz Tillmann spielte den so verschlagenen wie gewieften Bauunternehmer Leo Seduc, der minderwertige Baustoffe bei dem Brückenbau einsetzte, um seine hohen finanziellen Bedürfnisse befriedigen zu können. Trotzdem sitzen ihm die Gläubiger weiterhin im Nacken, weshalb er einen perfiden Plan ersinnt, der den Tod des Ingenieurs mit einbezieht.
Die Dramatik entwickelt sich in Trenkers Film aus dem
Spannungsfeld von Idee und Kapital, der Gegenüberstellung von untadeligem
Forschungsgeist mit rücksichtslosem Profitdenken. Dass es sich bei dem
Bauunternehmer und dem Ingenieur um Partner handelt, Leo Seduc zudem die
Ex-Frau (Marina Ried) seines Compagnons geheiratet hatte und damit auch eine
Art Stiefvater für dessen 12jährige Tochter wurde, verlieh der Handlung eine
Komplexität, die sich auch in der ungewöhnlichen Charakterisierung des
männlichen Helden widerspiegelte. Wolfgang Preiss strahlte in seinem Spiel zwar
Ernsthaftigkeit und Anstand aus, aber als geschiedener Mann und Vater, der sich
in die Berge begibt, um dort Suizid zu begehen – er gibt sich die Schuld an dem
Tod der Verunglückten – war er Mitte der 50er Jahre ein denkbar ungeeigneter
Kandidat für die Rolle des Liebhabers. Und bedurfte eines ebenso untypischen
weiblichen Gegenparts.
Trotz der Berührung damaliger Tabus und einer nicht nur für
den Heimatfilm außergewöhnlichen Drehbuch-Anlage, ist Trenkers Spätwerk in
Vergessenheit geraten und zählt auch nicht zu Marianne Holds populären Filmen. Erklärbar
wird das durch die fehlende Konsequenz, die Ausgangssituation aufrecht zu
erhalten. Ist die Figur des Bauunternehmers zuerst noch differenziert
gestaltet, wird er zum Ende hin zum panisch reagierenden Hasardeur. Es ist kaum
noch vorstellbar, wie dieser Mann der langjährige Partner des Ingenieurs sein
konnte und als Ehemann seiner Ex-Frau in Frage kam. Parallel zu dieser in die
negative Einseitigkeit abdriftenden Charakterisierung wurde die männliche
Hauptrolle aufgewertet. Dessen Selbstmord-Gedanken werden zunehmend in Richtung
finanzielle Verantwortung für die Tochter gewandelt, die nach seinem vorgetäuschten
Unfall-Tod eine hohe Versicherungssumme erhalten soll. Tatsächlich hat es Leo
Seduc auf das Geld abgesehen.
Mehr noch widersprach das abschließende Kapitel des Films
den zuvor aufgebauten Qualitäten, denn er gab dem Film eine Wendung in typische
Heimatfilm-Gefilde. Mit einer mehr als dürftigen Begründung schickte er den
Ingenieur und den bisher nur als Nebenfigur aufgefallenen Bergführer auf die Berggipfel,
wo es zum klassischen Drama im Kampf um das weibliche Objekt kommt. Passend zu
ihrer passiven Rolle trug Marianne Hold plötzlich Tracht, nachdem sie zuvor
pragmatisch-modern gekleidet war. Geholfen hat es dem Film nicht, dessen aufgesetzt
wirkendes Ende die Erwartungshaltung an einen Heimatfilm nicht mehr befriedigen
konnte. Trenkers „Von der Liebe besiegt“ kam zwar nicht ohne Klischees aus,
verband in seiner Anlage aber Elemente der Bergromantik mit den sozialen
Veränderungen der 50er Jahre. Die Anspielungen auf Missstände der
„Wirtschaftswunder“-Zeit, die Veränderungen im Familienbild sowie die
selbstbewusst gestaltete Frauenrolle sind überraschend modern für das Genre und
laden zu einer Wiederentdeckung ein.
"Von der Liebe besiegt" Deutschland 1956, Regie: Luis Trenker, Drehbuch: Kurt Heuser, Luis Trenker (Roman), Darsteller : Marianne Hold, Wolfgang Preiss, Fritz Tillmann, Robert Freitag, Marina Ried, Luis Trenker, Laufzeit : 92 Minuten
"Von der Liebe besiegt" Deutschland 1956, Regie: Luis Trenker, Drehbuch: Kurt Heuser, Luis Trenker (Roman), Darsteller : Marianne Hold, Wolfgang Preiss, Fritz Tillmann, Robert Freitag, Marina Ried, Luis Trenker, Laufzeit : 92 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Luis Trenker:
"Der Berg ruft!" (1938)