Inhalt: In einem kleinen Ort am Rande der Sahara wird Martin (Hansjörg Felmy) abgeholt, um von dort zu einer
kleinen Pump-Station in der Wüste gebracht zu werden, wo er für einen US-amerikanischen
Öl-Konzern arbeiten soll. Er hat sich ebenso für fünf Jahre verpflichtet wie
die anderen vier Männer, die unter der Leitung des deutschstämmigen
US-Amerikaners Kramer (Peter van Eyck) ihrem eintönigen Job in der Einöde
nachgehen.
Zwar stehen ihnen ein paar einheimische Arbeitskräfte als
Dienstboten zur Verfügung, aber darüber hinaus bietet das Lager-Leben weder
Komfort, noch Abwechslung, sieht man von den gemeinsamen Poker-Spielen ab, zu
denen Kramer die Männer gegen ihren Willen nötigt. Einzig ein paar Prostituierte
kommen in größeren Abständen zu Besuch, wie Martin bei seiner Ankunft
feststellt, aber die Sehnsüchte der Männer können sie nur kurz vertreiben…
Inmitten einer staubigen Wüstenlandschaft, abseits der Zivilisation, arbeiten sechs Männer an einem Außenposten eines US-amerikanischen Öl-Multis, die es aus England, Frankreich und Deutschland hierher verschlagen hat. Kramer (Peter van Eyck), ein US-Amerikaner mit deutschen Wurzeln, leitet seit vielen Jahren die kleine Einheit, deren Mitglieder sich für mindestens fünf Jahre verpflichten mussten, die Ölleitung und technischen Anlagen im afrikanischen Niemandsland zu überwachen.
Eine Ausgangssituation, die an "Le salaire de la peur" (Lohn der Angst) erinnert, den Henri-Georges Clouzot 1953 nach einer
Romanvorlage des französischen Autors George Arnaud verfilmt hatte. Wie dieser
spielt auch „Endstation 13 Sahara“ vor dem Hintergrund eines zugespitzten männlichen
Mikrokosmos aus enttäuschter Vergangenheit und fehlender Zukunftsperspektive,
der nur wenig Anlass zur Eskalation benötigt. Dass in beiden Filmen die
US-Ölindustrie sowohl als Verursacher, als auch als Hoffnungsträger fungierte,
sollte zwar deren weltweite wirtschaftliche Macht veranschaulichen, Kritik
daran lässt sich aber allein im Subtext finden – beide Filme eint viel mehr ihr
Interesse an zwischenmenschlichen Verhaltensweisen in Extremsituationen.
Darüber hinaus existieren noch weitere Gemeinsamkeiten. Auch
„Endstation 13 Sahara“ basiert auf französischer Literatur, dem Theaterstück
„Männer ohne Vergangenheit“ von Jean Martet, dessen Titel die psychische
Situation der Protagonisten genauer hervorhebt als der neutralere Filmtitel.
Erst die Verdrängung dieser Vergangenheit, die zum Auslöser dafür wurde, warum
sich die Männer an diesem Ort verdingt haben, erklärt ihr gegenwärtiges
Verhalten. Autor Martet ist inzwischen nahezu unbekannt - gut zu erkennen an
der falschen Schreibweise seines Namens sowohl in den Film-Credits, als auch
auf der DVD-Hülle der PIDAX. Dabei war sein Theaterstück früher entstanden als
Arnauds Roman und wurde schon 1939 erstmals unter dem Titel „S.O.S. Sahara“
verfilmt – als deutsche Produktion mit einem ausschließlich französischen Cast.
Darunter Charles Vanel in der Hauptrolle, der neben Peter van Eyck in „Lohn der Angst“ mitwirkte.
Eine erstaunliche, vielleicht zufällige Parallele zur Arthur
Brauner-Produktion von 1962, die wie die 39er-Fassung von internationalem
Zuschnitt war. Zwar verfügte der Cast neben Peter van Eyck mit Mario Adorf und
Hansjörg Felmy über populäre deutsche Mimen, aber das Kreativ-Team stammte
ausschließlich aus England. Regisseur Seth Holt und Autor Brian Clemens hatten
zuvor bei der TV-Serie „Danger Man“ (Geheimauftrag für John Drake, 1960 – 1962)
zusammen gearbeitet und mit Co-Autor Brian Forbes war ein auch als Schauspieler
und Regisseur erfahrener Mann mit an Bord. Der größte Coup gelang Brauner aber mit
der Verpflichtung von Carroll Baker in der weiblichen Hauptrolle. Die
US-amerikanische Darstellerin, die später zum ständigen Gast im europäischen
Film werden sollte, war seit „Baby Doll“ (1956) zum Filmstar aufgestiegen. Ein
Ruhm, der sie auf ein Rollen-Klischee festlegte, das sie auch in „Sahara 13
Endstation“ trefflich bedienen sollte – als erotische Verführerin.
In dieser Konstellation zeigt sich auch der entscheidende
Unterschied zu Clouzots „Lohn der Angst“ – nicht der lebensgefährliche Versuch,
einem trostlosen Leben zu entkommen, erzeugte in „Sahara 13 Endstation“ die
testosteron-geschwängerte Atmosphäre, sondern Sex. Die sprachlastige Handlung,
der ihr theaterartiger Charakter anzumerken ist, spielt fast ausschließlich an
der Pump-Station, konzentriert sich zuerst auf das Binnenverhältnis der sehr
unterschiedlichen Männer, um dann durch die Hinzuziehung einer schönen Frau das
mühsam aufrecht erhaltene Konstrukt zum Bersten zu bringen. Dabei ist Catherine
(Carroll Baker) nicht allein, sondern wird von ihrem geschiedenen Mann Jimmy
(Bigg McGuire) begleitet, der versucht hatte, sie umzubringen, indem er mit
seinem Wagen in die Pump-Station raste – mit dem Ergebnis, dass er schwer
verletzt im Bett liegt, während sie bei den Männern ihre Chancen auslotet.
Leider konnte der in den 30er Jahren entstandene Original-Text
von mir nicht als Vergleich zur Drehbuch-Fassung hinzugezogen werden, aber die
Charakterzeichnungen der Protagonisten wirken an die Erwartungshaltung eines
60er Jahre Publikums angepasst. Lassen die beiden britischen Mimen Ian Bennan
und Denholm Elliott in ihrer Auseinandersetzung um einen Brief auf unterhaltsame
Weise noch etwas von ihrer persönlichen Tragik durchschimmern, spielte Peter
van Eyck erneut den desillusionierten, auf Grund schlechter Erfahrungen nach
außen hin hart gewordenen Mann, wie er ihn seit „Lohn der Angst“ mehrfach
variierte. Auch Mario Adorf verkörperte als grobschlächtiger Franzose einen
eindimensionalen Rollen-Typus, spielte hier aber nur eine Nebenrolle, während
besonders Hansjörg Felmys Auftreten nicht zu einem vielschichtigen Drama passt.
Der Eindruck, dass seine Rolle ein Gegengewicht zu der
Gruppe gebrochener Charaktere bilden sollte, drängt sich auf. Zwar scheint auch
er von negativen Erfahrungen getrieben an diesen einsamen Ort gekommen zu sein,
aber seinem Selbstbewusstsein konnte das nichts anhaben. Ob in der
Auseinandersetzung mit seinem autoritären Chef, beim ausführlich und spannend
inszenierten Pokerspiel oder im Umgang mit der schönen Frau – Felmy blieb als
Martin immer glattgesichtig und souverän und sollte dem Kino-Besucher offensichtlich
als positive Identifikations-Figur dienen, während Carroll Baker die
Schurkenrolle zukam. Der von ihr gespielten Catherine wurden weder Ängste, noch
Selbstzweifel zugestanden – einzig egoistische Interessen scheinen sie
anzutreiben, ohne das es ersichtlich wird, warum sie sich auf welche Männer
einlässt.
„Sahara 13 Endstation“ kann als Gesellschaftsdrama
entsprechend wenig überzeugen, auch wenn die nihilistische Grundstimmung des
Stücks noch zu spüren ist. Viel mehr gehört Arthur Brauners Produktion zu den
in den frühen 60er Jahren entstandenen erotischen Filmen, die ihre dezenten
Nacktaufnahmen noch in eine komplexe Handlung integrierten, die nach außen hin
die moralischen Standards wahrte. Die bei großer Hitze entstehende Extremsituation
sollte das promiskuitive Verhalten der Männer entschuldigen, die Frau fungierte
wie gewohnt als Verführerin und dafür bestraft, aber das konnte
nur schwach kaschieren, dass es in „Sahara 13 Endstation“ vor allem um Sex geht
– mit Carroll Baker als Idealbesetzung.
"Endstation 13 Sahara" Deutschland, England 1963, Regie: Seth Holt, Drehbuch: Brian Clemens, Bryan Forbes, Jean Martet (Theaterstück), Darsteller : Carroll Baker, Peter van Eyck, Hansjörg Felmy, Mario Adorf, Ian Bennan, Denholm Elliott, Bigg McGuire, Laufzeit : 91 Minuten
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