Mittwoch, 19. März 2014

Mörderspiel (1961) Helmut Ashley

Inhalt: Sorgfältig versucht Klaus Troger (Harry Meyen) die Spuren seines Mordes an einer blonden Frau, die tot auf ihrem Bett liegt, zu verwischen, aber seine Bemühungen erweisen sich scheinbar als umsonst, als der bekannte Modeschöpfer von Hein Kersten (Götz George), einem jungen Architekten, erkannt wird, während er das Haus der Toten verlässt. Troger gelingt es, sich dessen Stillschweigen zu erkaufen, indem er ein amouröses Abenteuer vortäuscht, aber ihm ist klar, dass diese Lüge nur kurz Bestand hat, sobald die Zeitungen von dem erneuten Frauenmord berichten werden.

Um den Zeugen unauffällig beseitigen zu können, begleitet er Kersten auf eine mondäne Party, auf der sich auch seine Ehefrau (Magali Noël) befindet, die ihn offensichtlich betrügt und nur Verachtung für ihn übrig hat. Die übrigen Anwesenden, die sich zu den besten Kreisen zugehörig fühlen, suchen abendliche Ablenkung, weshalb die Idee, das „Mörderspiel“ zu veranstalten, mit allgemeiner Begeisterung aufgenommen wird. An Hand von Spielkarten wird ausgelost, wer als Opfer, als Täter und als Polizist agiert, aber niemand rechnet damit, dass die Leiche echt ist…

"Mörderspiel" gehört zu den deutschen Filmen an der Schnittstelle zwischen Unterhaltungsfilm und Gesellschaftssatire, die fast zwanghaft dem Krimi-Genre zugewiesen wurden, um gar nicht erst in eine andere Richtung denken zu müssen. Das hat dem Ansehen des Films geschadet, dessen Qualitäten unter den typischen Erwartungshaltungen vieler Reszensenten begraben wurden, weshalb die am 07.03.2014 von der PIDAX herausgebrachte DVD die Möglichkeit bietet, sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen (Die grünen Links führen zur Amazon-Bestellseite).
















Als "Mörderspiel" 1961 in die bundesrepublikanischen Kinos kam, genügte es schon mit einem Mord an einer Frau zu beginnen, um Assoziationen an Hitchcock zu wecken - eine Werbebotschaft, die eine Erwartungshaltung schuf, an der der Film zu unrecht scheiterte. Auch der gleichnamige Kriminalroman von Max Pierre Schaeffer, der dem Drehbuch als Vorlage diente, ließ vermuten, dass es in Helmut Ashleys zweitem Film - wie schon in seiner ersten Regiearbeit "Das schwarze Schaf"(1960) - um die kriminalistische Suche nach einem Mörder ging, obwohl an dessen Identität vom ersten Moment des Films an kein Zweifel besteht. Zwar versuchen behandschuhte Hände die Spuren eines Tatorts in der Anfangsszene zu beseitigen, die konsequent aus der subjektiven Sicht des Mörders aufgenommen wurde, aber dazu äußert sich die Stimme Harry Meyens aus dem Off, weshalb sein Anblick in der Rolle des Modeschöpfers Klaus Troger keine Überraschung mehr bedeutet, als die Kamera ihre Perspektive wechselt.

Dieses vom Autoren-Team um Ashley hinzugefügte Vorspiel zur eigentlichen Handlung, die während einer Party der besseren Gesellschaft in einem modernen Loft spielt, unterschied den Film nicht nur von der literarischen Vorlage, sondern auch von typischer Genre-Kost, ist gleichzeitig aber der einzige Schwachpunkt des Films. Für einen mehrfachen Frauenmörder, dem die Polizei bisher ergebnislos nachjagt, handelt Troger viel zu amateurhaft, als er am frühen Abend aus dem Haus seines letzten Opfers tritt und prompt von dem jungen Architekten Hein Kersten (Götz George) gesehen und erkannt wird. Auch das es ihm nicht gelingt den Hausschlüssel zu entsorgen, ist unglaubwürdig - Kersten hört den Klang des fallenden Schlüssels und hebt ihn wieder auf. Regisseur Ashley bezweckte mit dieser leider nicht schlüssig durchdachten Idee eine Umkehrung der traditionellen Krimi-Handlung - nicht die Suche nach dem schon feststehenden Mörder sollte im Vordergrund stehen, sondern diejenige nach den Abgründen der Wirtschaftswunder-BRD.

An dem der PIDAX-DVD beigefügtem Nachdruck der "Illustrierten Film-Bühne" wird deutlich, dass Ashleys Intention schon beim Erscheinen des Films ignoriert wurde. Weder findet in dem Werbetext der Mord zu Beginn Erwähnung, noch der Fakt, dass Klaus Troger (Harry Meyen) nur deshalb auf die Party mitkommt, um den lästigen Zeugen unauffällig erledigen zu können. Der Tote während des "Mörderspiels" ist entsprechend ein Produkt des Zufalls, da ihn Troger mit Kersten in der Dunkelheit verwechselt. Damit nahm Ashley der Handlung jeden wesentlichen Aspekt einer typischen "Who done it"-Handlung, aber anstatt sich auf die entstehende Gesellschafts-Satire einzulassen, wurde Kritik an einer fehlenden Spannung geübt, die der Regisseur gezielt vermied. Der Blick sollte frei bleiben auf eine prototypische Ansammlung von angeblichen Erfolgstypen, die sich unfähig zur Selbstkritik in ihren geschwätzigen Posen gefallen.

"Mörderspiel" bemühte sich weder um Differenzierungen, noch leise Zwischentöne, aber für seine so brachiale, wie amüsante Abrechnung mit den Repräsentanten der "besseren" Gesellschaft - Geschäftsmann, Rechtsanwalt, Arzt, Architekt, Schauspieler, Journalist, Modeschöpfer - stand Ashley eine große Anzahl hervorragender Filmschaffender zur Verfügung. Co-Autor Thomas Keck hatte die Dialoge zu Wolfgang Neuss' Film "Wir Kellerkinder" (1960) geschrieben und war an "Der letzte Zeuge" (1960) von Wolfgang Staudte beteiligt, in dessen gesellschaftskritischen Film "Kirmes" (1960) Götz George und Wolfgang Reichmann zuvor die Rollen der Antipoden übernommen hatten. Reichmann glänzt hier als besoffener Arzt, aber besonders der als Sympathieträger besetzte George überrascht, indem er die hohle Fassade des äußerlich so jovialen Jung-Architekten entlarvt.

Auch Hanne Wieder ("Das Mädchen Rosemarie" (1958)) und Robert Graf ("Jonas" (1957)) stehen für das moderne deutsche Nachkriegskino, während die Fellini-Darstellerin Magali Noël ("La dolce vita" (Das süße Leben, 1960)) und der französische Mime Georges Rivière ("La vergine di Norimberga" (Die Gruft der lebenden Leichen, 1963)) zum internationalen Flair der deutsch-französischen Co-Produktion beitrugen. Bemerkenswert ist auch die Beteiligung von Eberhard Schröder als Regie-Assistent, der später zu einem wichtigen Protagonisten des Erotik-Films ("Die Klosterschülerinnen" (1972)) wurde. Ebenso lässt es sich nicht übersehen, dass mit dem zweifachen Oscar-Preisträger Sven Nykvist ("Fanny und Alexander" (1972)) ein Könner hinter der Kamera stand, der eine Handlung mit originellen Einstellungen einfing, die zuletzt Kriminalhandlung sein wollte. Angesichts der egozentrischen Selbstdarsteller, die hier die Szenerie beherrschen, wird der Serienmörder zur unscheinbaren Nebenfigur.

"Mörderspiel" Deutschland, Frankreich 1961, Regie: Helmut Ashley, Drehbuch: Helmut Ashley, Thomas Keck, Odo Krohmann, Max Pierre Schaeffer (Roman), Darsteller : Götz George, Harry Meyen, Wolfgang Reichmann, Robert Graf, Wolfgang Kieling, Hanne Wieder, Margot Hielscher, Magali Noel, Georges Rivière, Laufzeit : 76 Minuten


weitere im Blog besprochene Filme von Helmut Ashley:

Freitag, 14. März 2014

Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt (1975) Jesús Franco

Inhalt: Privatdetektiv Al Pereira (Jesús Franco) bekommt von der geheimnisvollen Cynthia (Lina Romay) einen lukrativen Auftrag, den der notorische Pleitegeier gut gebrauchen kann. Er soll den berüchtigten Geschäftsmann und Politiker Ramos dabei ertappen, wie er sie betrügt. Scheinbar ein leichter Job, gerät er in Schwierigkeiten mit der Polizei, als diese den Politiker tot auffindet, kurz nachdem er sich aus dessen Haus geschlichen hatte, wo er ausdrucksstarke Fotos beim Liebesspiel aufnehmen konnte.

Um seine Unschuld zu beweisen, begibt er sich mit dem Inspektor zu der Witwe, die diesem von ihrem Auftrag erzählen soll. Doch zu seiner Überraschung trifft er auf die ihm unbekannte Olga Ramos (Monica Swinn), die ihn trotzdem vom Mordverdacht befreit. Vollends verwirrt ist er aber, als er die schöne Cynthia wieder trifft, die als attraktive Striptease-Tänzerin im "Downtown" arbeitet und der Pereira kaum widerstehen kann. Doch was haben die Frauen vor?


"Downtown - die nackten Puppen der Unterwelt", das erste gemeinsame Werk unter der Ägide Jesús Franco und Erwin C.Dietrich - zu Francos zuvor gedrehtem "Midnight Party" (1975) schuf Dietrich nur eine Fassung für den deutschen Markt - atmete noch den Geist des Aufbruchs. Drehbuchautorin Christine Lembach, die zuvor schon "Eine Armee Gretchen" (1973) für Dietrich antreten ließ, erdachte eine Story im Stil des "Film noir" mit einem abgehalfterten Privatdetektiv, der Opfer einer "Femme fatale" wird. Jesús Franco ließ es sich nicht nehmen, die Rolle des puertoricanischen Losers Al Pereira, der die Story aus dem Off zusätzlich begleitet, gleich selbst zu übernehmen. Und das seine Geliebte Lina Romay die verführerische und undurchsichtige Cynthia verkörperte, war da nur noch Formsache.

Auch das übrige Rollen-Inventar war direkt den klassischen Kriminalfilmen entnommen - vom fiesen Polizei-Inspektor Mendoza (Paul Muller), über die gar nicht so hamlose Witwe des Mordopfers Olga Ramos (Monica Swinn) bis zum blonden Gift Lola (Martine Stedil), das die Sinne des armen Detektivs, der sich nie auf der Höhe des Geschehens befindet, zusätzlich verwirrt. Dass die Story nicht im Dschungel der Großstadt spielte, sondern unter den Palmen von Honduras (im Film "Puerto Rico"), verleiht dem Ganzen den bekannt verschwitzt schwülstigen Flair, den die Combo Franco/Dietrich auch für ihren am selben Ort gedrehten Nachfolger "Frauengefängnis" (1976) nutzte, der stilbildend für eine Vielzahl weiterer Filme über gequälte Frauen in finsteren Diktaturen Südamerikas werden sollte.

Davon ist in „Downtown“ noch nichts zu sehen, in dem die Frauen alle selbstbewusst und sexuell offensiv agieren. Sehr zur Freude der Betrachter, denn ob Lina Romay beim heißen Strip im „Downtown“ auftritt oder sich im Duett mit Martine Stedil in den Laken wälzt - Francos Kamera hält immer voll drauf und zoomt sich staccatoartig Richtung Vagina. Die Grenze zur Pornografie blieb in den frühen gemeinsamen Filmen schmal, bevor sie ab „Die Marquise von Sade“ (1976) überschritten wurde, der in einer Hardcore und Softcore-Version erschien. Später traten sie wieder einen Schritt zurück, denn obwohl die erzählerische Gangart immer härter wurde, sollten die Bilder weniger explizit ausfallen.

Trotz der offensichtlichen Bemühung, eine richtige Story erzählen zu wollen, um die Nacktszenen schlüssig zu integrieren, lassen sich die Drehbuchschwächen nicht übersehen. So sehr Francos "Ernie"-Synchronstimme aus dem Off auch seine lebensgefährliche Situation beschwört, spannend wird „Downtown“ nie. Auch die Plottwists, die fast ausschließlich die Frauen betreffen, deren harmlos verführerischer Gestus sich selbstverständlich als kalte Berechnung erweist, kommen mehr gemächlich, denn überraschend daher. Aber das spielt letztlich keine Rolle in einem Film, der das ewige Spiel zwischen Männern und Frauen südländisch entspannt entfaltet und sich nicht allzu ernst nimmt – die nächste Caipirinha wartet schon an der Bar.

"Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt" Schweiz 1975, Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Christine Lembach, Darsteller : Jesús Franco, Lina Romay, Paul Muller, Martine Stedil,  Monica Swinn, Eric Falk, Laufzeit: 78 Minuten

Samstag, 1. März 2014

Jesús Franco & Erwin C. Dietrich - Die 70er Jahre Erotik-Connection

Jesús Franco in "Die Sklavinnen"
Angesichts der mehr als 200 Filme, die Jesús Franco in über 60 Jahren als Regisseur verantwortete, wirkt die Heraushebung von siebzehn zwischen 1975 und 1978 gedrehten Kinofilmen übertrieben, erscheinen diese im Gesamtkontext doch nur als Momentaufnahme. Trotzdem treten sie wegen ihrer ungewöhnlichen Begleitumstände aus dem Oevre des spanischen Regisseurs hervor, denn sie entstanden in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Produzenten und Filmemacher Erwin C. Dietrich. Zwar arbeiteten Beide weiter parallel an eigenen Filmen, aber deren Anzahl blieb in dieser Phase überschaubar, weshalb von einer kurzen, aber heftigen Filmehe zweier hinsichtlich ihres Stils unterschiedlicher Partner gesprochen werden kann.

Erwin C. Dietrichs "Eine Armee Gretchen" (1973)
Vergleicht man beispielsweise ihre 1969 herausgekommenen Filme "Paroximus" (Franco) und "Porno Baby" (Dietrich) wirken sie - von der Zugehörigkeit zum Erotik-Genre einmal abgesehen - äußerlich schwer vereinbar, aber das täuscht. Erwin C. Dietrich, der den französischen Erotikfilm-Pionier José Bénazéraf auf den deutschen Markt gebracht hatte ("St. Pauli zwischen Nacht und Morgen", 1967), besaß als Produzent nicht nur ein Auge für Regie-Talente und ein Gespür für publikumswirksame Stoffe, sondern war als Regisseur und Drehbuchautor auch in der Lage, einem Kollegen das Feld zu überlassen. Zudem hatte er seine Neigung zur Sexploitation spätestens mit "Eine Armee Gretchen" (1973) bewiesen, in dem er seine normalerweise Sex-Szene an Sex-Szene reihenden Pseudo-Dokumentationen ("Die Stewardessen", 1972) hemmungslos mit Klischees der Zeit des Nationalsozialismus verband.

Frauen im südamerikanischen Diktatur-Ambiente
Jesús Franco wiederum hatte schon vor der Zusammenarbeit mit Dietrich Filme wie "Sie töteten in Ekstase" (1971) oder "Der Todesrächer von Soho" (1972) - beide unter Mitwirkung von Horst Tappert - für den deutschen Markt gedreht, jeweils produziert von Arthur Brauner. Mit "Jungfrauen-Report" (1972) leistete er sogar einen Beitrag zur damals in Deutschland grassierenden Report-Welle. Als Initialzündung ihrer Zusammenarbeit kann der Film "Midnight Party" (1975) gelten, der ursprünglich für den französischen Markt entstand, aus dem Erwin C. Dietrich auf die Bitte Francos zusätzlich die weniger explizite deutschsprachige Version "Heisse Berührungen" entwickelte, die Anfang 1976 in die deutschen Kinos kam. Ihr erstes echtes gemeinsames Projekt "Downtown - die nackten Puppen der Unterwelt" (1975) erschien schon ein paar Monate früher in der Schweiz und verfügte über alle Ingredienzien einer guten Beziehungsanbahnung. Dietrich brachte neben den finanziellen Mitteln seinen Hofkomponisten Walter Baumgartner mit, der den Soundtrack für alle seine Filme lieferte, und ließ das Drehbuch von Christine Lembach schreiben, die ihre Fähigkeiten bei „Eine Armee Gretchen“ nachgewiesen hatte.

Lina Romay und Jesús Franco
Franco wurde von seiner Lebensgefährtin und Dauer-Hauptdarstellerin Lina Romay begleitet, die sich in weiteren acht Filmen des Teams Dietrich/Franco als attraktiver Mittelpunkt erwies. Zudem spielte er selbst die Hauptrolle und sorgte mit seinem gewohnten Inszenierungsstil für das notwendige südamerikanische Flair der in Porto Rico angesiedelten Handlung und die entsprechenden erotischen Einblicke. Im Gegensatz zu den von Dietrich zuvor gedrehten Soft-Sex-Filmen verfügte Francos Stil schon in „Downtown“ über deutliche Hardcore-Tendenzen, da seine Kameraführung und Schnitttechnik einen expliziten detaillierten Blick auf die nackten weiblichen Körper warf. Der wenige Monate später herausgekommene „Frauengefängnis“ (1976) ähnelt „Downtown“ trotz der hier erstmals thematisierten Folterung an Frauen optisch und inszenatorisch und weist neben den selben in Honduras gedrehten Meerpanoramabildern einen nahezu identischen Cast auf - sowohl vor als auch hinter der Kamera - was auf eine kostengünstig abgedrehte Doppelproduktion hinweist.

"Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne"
In den darauf folgenden Filmen übernahm Jesús Franco zwar zunehmend die künstlerische Leitung, war allein für die Drehbücher verantwortlich und vermischte die Erotik-Stoffe bei „Jack the Ripper“ (1976)), dem auch als Hardcore-Film erschienenen „Die Marquise von Sade“ (1976) und „Greta – Haus ohne Männer“ (1977) mit Horror- und Sado/Maso – Elementen, aber gleichzeitig intensivierte sich die Zusammenarbeit von Dietrich und Franco. “Weiße Haut und schwarze Schenkel“ (1976) und „Mädchen im Nachtverkehr“ (1976) gelten offiziell als Dietrich-Filme, zu denen er auch das Drehbuch verfasste, aber die sowohl in einer Soft-Sex, als auch Porno-Version herausgekommenen Filme verfügen eindeutig über Jesús Francos Regie-Stil mit den staccatoartigen Schnitten und den extremen Close-Ups. Entsprechend unterschiedlich autorisierte Filme entstanden in den vier Jahren – zuerst noch in Dietrich- und Franco-Filme unterteilt, liefen die letzten acht gemeinsamen Filme ab „Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne“ (1977) nur noch unter Francos Regie, aber immer unter reger Mitwirkung Dietrichs, der sein Team und einige Drehbücher dazu beisteuerte.

Südliches Flair "Marquise von Sade"
Bei der Analyse ihres Gesamtwerks lässt sich der Eindruck allerdings nicht verwischen, dass den beiden Regisseuren langsam die Ideen ausgingen, nachdem die kurze Pornografie-Phase wieder vorbei war. Ob „Die Sklavinnen“ (1977), „Das Frauenhaus“ (1977) oder „Frauen im Liebeslager“ (1977) – wie schon im frühen „Frauengefängnis“ wurde wieder südamerikanisches Diktatur-Flair beschworen und gefangen gehaltene Frauen auf unterschiedliche Weise malträtiert. Inzwischen aber optisch züchtig im Soft-Sex-Stil, der weit hinter den expliziteren Bildern ihrer ersten Filmen zurückblieb. Nachdem sich in „Frauen ohne Unschuld“ (1978) ein letztes Mal Francos Muse Lina Romay in einem Franco/Dietrich-Werk geräkelt hatte, bedeutete „Frauen im Zellenblock 9“ (1978) das Ende ihrer Liaison und damit auch der Frauenfolter-Filme. „Frauen im Zellenblock 9“ wirkt wie ein inkonsequentes Zwitterwesen und macht deutlich, dass die Thematik als Kompensation zum parallelen Durchbruch des Pornofilms ausgeschöpft war. Zwar wurde versucht mit noch fieseren Folterungsmethoden weiter an der Gewaltschraube zu drehen, aber dieses Vorhaben wurde nur noch sprachlich umgesetzt und blieb optisch angedeutet. Besonders im Vergleich zum witzig, skurrilen Beginn ihrer Zusammenarbeit in „Downtown – die nackten Puppen der Unterwelt“ ist das fehlen jeder Erotik auffällig, außer der Betrachter kann sich an den lieblos abgefilmten nackten Frauenkörpern noch irgendwie erfreuen.

Antreten zum Appell in "Frauengefängnis"
Erwin C.Dietrichs Karriere als Regisseur überlebte diese Phase nur noch kurz. Nach zwei weiteren Filmen über die „Sechs Schwedinnen“ wurde „Julchen und Jettchen, die verliebten Apothekerstöchter“ 1982 sein letzter Film, während sich Jesús Franco in gewohnt arbeitsintensiver Form neuen Gefilden zuwandte – dem Ende der 70er Jahre angesagten Kannibalismus. Zurück blieben 17 Filme und damit das Ergebnis einer kurzen, intensiven Filmehe, die der Übergangsphase vom Soft-Sex- zum Pornofilm Mitte der 70er Jahre ihren persönlichen Stempel aufdrücken konnte.

1975:

"Midnight Party" (deutschsprachige Fassung "Heisse Berührungen") Regie: Jesús Franco, Julio Tabernero,                                                        Drehbuch: Jesús Franco, Erwin C. Dietrich (deutschsprachige Fassung)
"Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt" Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Christine Lembach

1976:

"Frauengefängnis" Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Christine Lembach, Jesús Franco
"Weiße Haut und schwarze Schenkel" Regie: Erwin C.Dietrich, Jesús Franco,
                                                                          Drehbuch: Erwin C. Dietrich (Soft- und Hardcore-Version)
"Die Marquise von Sade" (Hardcore Version "Das Bildnis der Doriana Gray") 
                                                                                Regie und Drehbuch: Jesús Franco 
"Mädchen im Nachtverkehr" Regie: Erwin C.Dietrich, Jesús Franco,
                                                                          Drehbuch: Erwin C. Dietrich (Soft- und Hardcore-Version)
"Jack the Ripper" Regie und Drehbuch: Jesús Franco                                   
"In 80 Betten um die Welt" Regie: Erwin C.Dietrich, Jesús Franco, Drehbuch: Erwin C. Dietrich

Wiederholtes Motiv im Franco/Dietrich Film: leidende weibliche Insassen















1977:

"Greta - Haus ohne Männer" Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Erwin C. Dietrich, Jesús Franco
"Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne" Regie: Jesús Franco,
                                                        Drehbuch: Erwin C. Dietrich, Christine Lembach, Mariana Alcoforado
"Die Sklavinnen" Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Erwin C. Dietrich                                  
"Das Frauenhaus" Regie und Drehbuch: Jesús Franco                                                               
"Teufliche Schwestern" Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Erwin C. Dietrich 
"Frauen im Liebeslager" Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Erwin C. Dietrich                                       
"Der Ruf der blonden Göttin" Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Erwin C. Dietrich, Jesús Franco

1978: 

"Frauen ohne Unschuld" Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Erwin C. Dietrich, Jesús Franco
"Frauen für Zellenblock 9" Regie und Drehbuch: Jesús Franco