Inhalt: Paul (Hans Peter Hallwachs) dringt mit zwei Kumpels
in eine Wohnung ein, um ein Club-Mitglied brutal zu bestrafen, dass eine feste
Beziehung mit einer Frau eingegangen war, sie sogar geheiratet hatte, ohne ihn
und die anderen Kameraden zu beteiligen, womit er gegen die Club-Regeln
verstoßen hatte. Gemeinsam mit Jutta (Monika Zinnenberg), die ihr Geld neben
der Schule mit Prostitution und Aktfotografie verdient, überfällt er Liebespaare
in deren Autos. Sie ziehen sie aus und machen Nacktfotos, um sie später zu
erpressen.
Juttas Klassenkameradin Birgit (Uschi Moser) ist dagegen noch
Jungfrau, wie sie einer anderen Abiturientin verrät, für die der Sex mit ihrem
Freund schon alltäglich ist. Als Paul die Mädchen nach der Schule in ihren Keller-Club
einlädt, gerät auch Birgit in seinen Einfluss, wird per Loseziehen zum Sex
verdonnert und muss Aktfotos von sich machen lassen, um damit angeblich einen
Unfallschaden abzuzahlen. Als sie den netten Hans (Hans Hass Jr.) kennenlernt,
der sich ernsthaft für sie interessiert, gerät sie zunehmend in Konflikt mit
der Clique…
Nachdem sich Dietrich Krausser, Regisseur und Drehbuchautor
in Personalunion, im Zug der Aufklärungsfilmwelle der "Technik der
körperlichen Liebe" (1968) gewidmet hatte, wollte er es in seinem
nachfolgenden Film offensichtlich krachen lassen. "Atemlos vor Liebe"
klingt nach großen Emotionen, Haltlosigkeit und Kontrollverlust - und damit
nach Kontrastprogramm zur pädagogischen Seriosität, mit der Ende der 60er Jahre
vielfach versucht wurde, der aufkommenden Sex-Welle zu begegnen. Auch der
spätere Vermarktungstitel der VHS-Veröffentlichung "Flash-Teens im
Blitzlicht" betonte den Sexploitation-Charakter eines Films, der kräftig auf der Nacktfilmwelle mitschwamm, dessen
tatsächliche Intention aber mehr an die Moral-Filme der späten 50er Jahre erinnert
("Wegen Verführung Minderjähriger",1960), als man glaubte, die
zunehmenden soziokulturellen Veränderungen nach dem Krieg noch aufhalten zu
können und der Jugend im Rahmen eines Unterhaltungsfilms den "rechten
Weg" zeigen wollte.
In dieser Phase orientierten sich die Filme äußerlich an modernen
Zeiterscheinungen wie Rock’n Roll und Teenager-Liebe ("Die Frühreifen",1957), um gleichzeitig mit erhobenem Zeigefinger davor zu
warnen - eine Mischung aus kassentauglicher Attraktion und konservativen
Moralvorstellungen. "Atemlos vor Liebe" war hingegen in einer Zeit
angekommen, in der die Zielgruppe mit Tabuthemen wie „Sex vor der Ehe“ nicht
mehr erreicht werden konnte. Entsprechend selbstverständlich wird das Thema Sex
unter den jungen Frauen behandelt, aber mit den angehenden Abiturientinnen
Jutta (Monika Zinneberg), die ihr Taschengeld mit Prostitution und
Aktfotografie aufbessert, und Birgit (Uschi Moser), die gegenüber einer
Klassenkameradin gesteht, dass sie noch Jungfrau ist und von einem idealen Mann
träumt, stellte der Film zwei Antipoden in den Mittelpunkt, ohne einen Zweifel
daran zu lassen, bei welcher es sich um das „gute“ und das „böse“ Mädchen
handelt.

Zu Beginn erfüllte Krausser mit der Action um Paul und Jutta
das Versprechen an einen Sexploitation-Reißer, auch wenn die polizeilichen
Gegenmaßnahmen dilettantisch wirken und der Erzählstrang irgendwann sang- und
klanglos fallen gelassen wird, denn zunehmend liegt der Schwerpunkt der
Handlung auf Birgit und ihre angehende Beziehung mit dem hübschen und
zuverlässigen Hans (Hans Hass Jr.). Wieso sich die brave Birgit überhaupt
länger im Umfeld Juttas aufhielt, prompt per Losentscheid von Paul entjungfert
wird und ebenfalls beim Aktfotografen antreten muss, bleibt das Geheimnis des
Films? - Krausser ließ Birgit trotzdem weiter rein und unschuldig wirken. Die
Konsequenz nach dem Loseziehen erfährt der Betrachter nur nebenbei aus dem Mund
des Mädchens und beim Foto-Shooting behält sie noch die Wäsche an. Erpresst
wird sie später mit einer Fotomontage ihres Kopfes auf einem nackten
Frauenkörper - eine Mühe, die sich die rücksichtslosen Jutta und Paul sonst
nicht machen.
Natürlich ist auch Uschi Moser, erstmals im Erwin C.Dietrich
Erotik-Film „Champagner für Zimmer 17“ (1969) aufgetreten, häufig unbekleidet
zu sehen, aber meist in Interaktion mit Hans, mit dem sie eine
verantwortungsvolle, auf gegenseitige Rücksichtnahme aufgebaute Liebesbeziehung
eingeht, die direkt in den Hafen der Ehe führt. Zwar haben sie schon vorher
Sex, schließlich handelt man modern, aber erst nachdem Hans gelernt hatte, sich
zurückzunehmen und die liebevollen Signale seines weiblichen Widerparts zu verstehen.
Trotzdem erweist er sich als ganzer Kerl und wahrt die Ehre seiner Freundin per
Manneskraft. Belohnt wird er dafür mit einer perfekten Hausfrau, die ihm in
ihrer gepflegten, modisch ausgestatteten Wohnung das Frühstück kredenzt, um
sich danach der Handarbeit zu widmen – willkommen in der heilen Welt der frühen
70er Jahre.

Nächtlicher Überraschungsfilm beim 13. Hofbauer-Kongress zu Nürnberg vom 24. bis 28.07.2014
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen