Inhalt: Seitdem Kovacz (Karl-Otto Alberty) wieder aus
dem Gefängnis entlassen wurde, befindet sich Jolly Gebhardt (Helmut Schmid) auf
der Flucht vor dessen Männern. Als Anwalt hatte er eine große Geldsumme
anvertraut bekommen, die er zur Aufrechterhaltung seines aufwändigen
Lebensstils unterschlagen hatte. Zwar kann er mit seinem schnellen Jaguar
kurzzeitig entkommen, aber er weiß, dass er keine Ruhe haben wird, bevor er das
Geld nicht zurückzahlt.
Einzig sein gewohnter Erfolg bei Frauen könnte ihm
noch helfen. Er hatte den Aufenthaltsort von Hanna Schäferkamp (Sonja Ziemann)
in einer Erbschaftsangelegenheit ausfindig gemacht, von der er zu profitieren
hofft. Unter einem Vorwand begibt er sich an ihren Arbeitsplatz, um mit ihr
anzubändeln, aber sie, die nichts von ihrem Millionenerbe weiß, weist ihn ab.
Auch Lissy (Kai Fischer), seine Geliebte, reagiert nicht begeistert, als sie
von seinen Bemühungen um Hanna erfährt, unterstützt ihn aber, als sie seine
Beweggründe erfährt. Dank ihrer Hilfe gelingt es ihm, das Vertrauen Hannas zu
gewinnen…
Der Titel des Films "...denn das Weib ist schwach"
könnte den Eindruck erwecken, die Männer hätten hier alles im Griff. Doch das
täuscht. Jolly Gebhardt (Helmut Schmid) - Rechtsanwalt, Frauentyp und
Jaguar-Fahrer - hat die Kontrolle über sein nach außen hin luxuriöses Leben
längst verloren. Zwar kann er Kovaczs (Karl-Otto Alberty) Handlanger Vigulla
(Werner Peters) noch einmal entkommen, der das Geld zurückfordert, das er
unterschlagen hatte, als sein Mandant im Gefängnis saß, aber Gebhardt weiß,
dass ihn die skrupellosen Verbrecher nicht in Ruhe lassen werden. Krampfhaft
sucht er nach einer Lösung, die keine Erlösung bringen wird. Die Blues-Stimme von
Ottilie Patterson, begleitet von der Chris Barber Jazzband, die während seiner
rasenden Fahrt durch West-Berlin erklingt, lässt daran von Beginn an keinen
Zweifel.
Nur schnelles Geld kann ihn aus seiner Situation retten,
aber der Wunsch nach Reichtum bleibt in Wolfgang Glücks letztem Kinofilm (vor
seiner langen Fernseh-Karriere) ein Versprechen, das schon die Bilder nicht
einlösen. West-Berlin ist vom Krieg gezeichnet - trostlose Miethäuser, auf
Schrottplätzen spielende Kinder, brache Gleisanlagen und die Ruinen früherer
Industriegebäude bilden den Hintergrund einer Story, in der Hanna Schäferkamp
(Sonja Ziemann), eine geschiedene, allein erziehende kleine Angestellte, zur
personifizierten Hoffnung für Gebhardt wird, ohne es selbst zu ahnen. Als
Anwalt sollte er ihren Aufenthaltsort ausfindig machen, da ihr ein in Kanada
verstorbener Onkel ein Millionen-Erbe vermacht hatte, aber er behält seine
Informationen noch zurück, um sich an sie heranzumachen. Überzeugt von seiner
Wirkung auf Frauen, hofft er als ihr zukünftiger Ehemann an ihr Geld zu kommen.
Helmut Schmid gelang es, dieser Figur trotz ihres Egoismus
und der skrupellosen Vorgehensweise dank der stets spürbaren Tragik Sympathien
zu verleihen, die auch seinen Erfolg bei Frauen verständlich werden lässt. Über
der gesamten Handlung verblieb - nicht zuletzt dank der Jazz-Musik - eine
schwermütige Stimmung, die keinen Wirtschaftswunder-Optimismus mehr
ausstrahlte, auch wenn sich die Beziehung zwischen Hanna und Jolly
äußerlich nach typischen Mustern entwickelte. Natürlich verliebt er sich in die
hübsche Frau, doch die Autoren Wolfgang Steinhardt und Hans Nicklisch nutzten die Romanvorlage "Post
aus Ottawa" von Bruno Hampel für den Entwurf einer Nachkriegsgesellschaft,
die sich auf der Suche nach dem persönlichen Glück verloren hat - Sex und
Intrige sind zu adäquaten Mitteln geworden, ohne dass der Film ins Moralisieren
verfällt.
Steinhardts Stil, der auch das Drehbuch zu Max Pécas'
parallel erschienenen "De quoi tu te mêles Daniela!" (Zarte Haut in
schwarzer Seide, 1961) verfasste, deutete früh auf die Erwin C.Dietrich
Produktionen "St.Pauli zwischen Nacht und Morgen" (1967) und
"Unruhige Töchter" (1967) hin, die ebenfalls auf Basis seiner Drehbücher
entstanden und damit seinen Einfluss auf den deutschen Erotik-Film
dokumentieren. Co-Autor Hans Nicklisch wiederum hatte in seinem Drehbuch zu "Geheimaktion schwarze Kapelle" (1959) sein Händchen für desillusionierte Lebensentwürfe bewiesen. Auch Regisseur Wolfgang Glück hatte sich nach einem kurzen
Ausflug ins Heimatfilm-Genre („Der Pfarrer von St.Michael“ 1957) der sich
verändernden 50er Jahre-Sozialisation zugewendet („Gefährdete Mädchen“, 1958)
und verpflichtete nach „Mädchen für die Mambo-Bar“ (1959) erneut Kai Fischer in
ihrer angestammten Rolle als laszive Geliebte.
Obwohl sie dem Anwalt entscheidend dabei hilft, die etwas
spröde und von den Männern enttäuschte Hanna zu verführen, befindet sie sich
dank ihrer offenen sexuellen Ausstrahlung von Beginn an in der schlechteren
Position als dessen mögliche Ehefrau. Lissy (Kai Fischer) kommt für Gebhardt
nicht über einen netten Zeitvertreib hinaus, während die anständige Hanna sein
Herz gewinnt. In dieser Hinsicht entsprach die Handlung zwar den gewohnten
moralischen Konzessionen, aber Glück und Steinhardt verzichteten darüber hinaus
auf jede Idealisierung. Auch Hanna schläft schon nach dem ersten gemeinsamen
Abend mit Gebhardt und seine Versuche, die Sympathien ihrer Tochter zu
gewinnen, fruchten nur bei ihrer Mutter – die Kleine kann er nicht überzeugen.
Der Titel „…denn das Weib ist schwach“ erweist sich am Ende
als bittere Ironie, denn der smarte, von Schmid gewohnt körperlich agil
gespielte Jolly Gebhardt scheitert letztlich an dem Kind und der von ihm
zurückgewiesenen Geliebten. Ein wunderbarer, melancholischer Abgesang inmitten
eines vom Krieg verwundeten Berlins auf die behaupteten Ideale der 50er Jahre.
"...denn das Weib ist schwach" Deutschland 1961, Regie: Wolfgang Glück, Drehbuch: Wolfgang Steinhardt, Hans Nicklisch, Bruno Hampel (Roman), Darsteller : Sonja Ziemann, Helmut Schmid, Kai Fischer, Werner Peters, Karl-Otto Alberty, Laufzeit : 84 Minuten
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