In Erinnerung an Joachim Fuchsberger, mit 87 Jahren gestorben am 11.09.2014
Inhalt: Frühjahr 1944 - Bei einem Fliegerangriff auf Deutschland springt der englische Agent Tailor (Joachim Fuchsberger), dank seiner deutschen Mutter die Sprache perfekt beherrschend, heimlich in der Nähe Berlins ab, verletzt sich aber bei der Landung leicht an den Zähnen. Erwartet wird er von einem Mitglied einer Fronttheater-Gruppe, bei der er unerkannt unterkommen kann, um unauffällig in der Hauptstadt herauszufinden, wie weit die Entwicklung der Atombombe schon fortgeschritten ist.
Inhalt: Frühjahr 1944 - Bei einem Fliegerangriff auf Deutschland springt der englische Agent Tailor (Joachim Fuchsberger), dank seiner deutschen Mutter die Sprache perfekt beherrschend, heimlich in der Nähe Berlins ab, verletzt sich aber bei der Landung leicht an den Zähnen. Erwartet wird er von einem Mitglied einer Fronttheater-Gruppe, bei der er unerkannt unterkommen kann, um unauffällig in der Hauptstadt herauszufinden, wie weit die Entwicklung der Atombombe schon fortgeschritten ist.
Als Kontaktperson wurde ihm die Spionin Szaga de Bor (Dawn
Addams) genannt, bekannt als Nachclub-Sängerin „Die feuerrote Baronesse“, die
er in Berlin aufsucht. Obwohl sie ihm einen wichtigen Hinweis gibt, traut
Tailor der frivolen Dame nicht, da zuletzt ein Agent enttarnt wurde. Um näheres
über einen wenig überzeugenden Archäologen zu erfahren, der höchstwahrscheinlich
zu dem Atomwaffen-Forscherteam gehört, begibt er sich in die Zahnarztpraxis von
Professor Reimer (Hans Nielsen), seine Zahn-Verletzung nutzend. Dabei begegnet
er der hübschen Zahnarzthelferin Juliane (Wera Frydtberg), mit der er
anbandelt, obwohl er weiß, dass es sich um die Tochter des Oberst der Gestapo Urbaneck
(Paul Dahlke) handelt, ahnt aber nicht, wie nah dieser ihm schon auf den Fersen
ist…
Der Trench steht ihm schon gut |
"Der Frosch mit der Maske" (1959) unter der Regie
Harald Reinls startete nicht nur die Edgar-Wallace-Reihe, sondern gilt auch für
seinen Hauptdarsteller Joachim Fuchsberger als Sprungbrett weg von den
Musikkomödien und Heimatfilmen der 50er Jahre ("Mein Schatz ist aus
Tirol", 1958), hin zu einem der führenden deutschen
Kriminalfilm-Darsteller der 60er Jahre. Dass er gemeinsam mit Harald Reinl
zuvor schon zwei Kriegsfilme drehte ("Die grünen Teufel von Monte
Cassino" und "U47 - Kapitänleutnant Prien", 1958), die seinen
kommenden Status als Action-Helden förderten, ist noch bekannt, vergessen
hingegen ist die kurze Phase seiner Zusammenarbeit mit Regisseur Rudolf Jugert, mit dem er zwischen 1958 und 1960 drei Filme drehte.
Gehört "Eva küsst nur Direktoren" (1958) noch in
die Kategorie leichter Komödien, leitete ihr Anfang 1959 und damit vor
"Der Frosch mit der Maske" herausgekommener zweiter Film "Die
feuerrote Baronesse" schon einen Imagewandel für Fuchsberger ein. Seine
Rolle als englischer Agent Tailor, der in Nazi-Deutschland herauszufinden
versucht, wie weit die Entwicklung einer Atom-Bombe fortgeschritten ist, bot
Fuchsberger die Möglichkeit, sich sowohl als smarter Frauen-Typ, als auch als
souveräner Held in den Vordergrund zu spielen – selbst die Gelegenheit, in Ruhe
seine Pfeife zu rauchen, ließ er sich von den Nazi-Schergen nicht verderben,
obwohl diese ihm besonders in der Person eines mit allen Klischees gewaschenen
SS-Obersturmbannführer (von Werner Peters mit gewohnter Perfidität gespielt) zunehmend
auf den Leib rücken.
Trotz der von Jugert eingefügten dokumentarischen Aufnahmen,
beanspruchte der Film keine historische Authentizität, sondern ist reine
Fantasie in der Schilderung eines Katz-und Maus-Spiels zwischen dem nach seinem
Fallschirm-Absprung bei einer Fronttheater-Gruppe untergetauchten Tailor und
Oberst Urbaneck (Paul Dahlke) von der Gestapo, der ihm schnell auf der Spur
ist. Zwar ließ „Die feuerrote Baronesse“ in Tailors Liebesgeschichte mit
Juliane Urbaneck (Wera Frydtberg), Tochter des Gestapo-Obersts, auch
bitter-süße Momente zu, und spielte der angebliche Heldentod ihres gefallenen
Bruders auf die Propaganda-Lüge um den Flieger-General Ernst Udet an – die am
Ende entdeckte Wahrheit über den Tod seines Sohnes zerstört das Weltbild
Urbanecks – aber eine kritische Haltung gegenüber der jüngeren Vergangenheit
entfaltete der Film darüber hinaus nicht, sondern ordnete alles einer Spannungs-Schraube
unter, deren stark kontrastierenden Schwarz-Weiß-Bilder und leicht verruchten
Anspielungen nicht zufällig auf die Edgar-Wallace-Reihe hinwiesen.
Autor J.Joachim Bartsch, der die Agenten-Story erdachte,
schrieb nicht nur die Drehbücher zu den zwei Reinl-Kriegsfilmen, sondern war
auch an zwei frühen Wallace-Verfilmungen der Rialto-Film-Produktionsgesellschaft
beteiligt (nach „Der Frosch mit der Maske“ noch "Die Bande des Schreckens", 1960), so dass von einer stilistischen Linie in Fuchsbergers
Schaffen gesprochen werden kann, in der "Die feuerrote Baronesse"
zwischen Kriegs- und Kriminal-Genre einen zentralen Platz einnahm. Zudem
schrieb Bartsch auch das Drehbuch zu Jugerts kommender Kolportage über den Mord
an der Edel-Prostituierten Rosemarie Nitribitt „Die Wahrheit über Rosemarie“
(1959), deren libertäres Sexualverhalten hier die Nachtclub-Sängerin Szaga de
Bor (Dawn Addams) übernahm, deren rotes Haar für den Filmtitel verantwortlich
war.
Ihre Gesangs-Nummer mit erotisch anzüglichem Inhalt
erinnert schon an spätere Wallace-Gepflogenheiten, ebenso ihre zwielichtige
Rolle als Kontaktperson für Tailor, der ihr nicht traut und sie für eine
Doppelagentin hält. Zwar verdankt er ihr einen wichtigen Hinweis, der ihn zu
dem Zahnarzt Professor Reimer (Hans Nielsen) führt, aber lieber fängt er etwas
mit dessen hübscher Zahnarzthelferin an als mit der frivolen Szaga de Bor, die
sich ihm unverhohlen anbietet (auch wenn Dawn Addams dafür etwas zu brav wirkt).
Zudem treibt sie ihre Spielchen mit dem Obersturmbannführer, der ihr in
verklemmter sexueller Abhängigkeit zu Willen ist. So bekannt diese
Voraussetzungen klingen, gelang es Jugert, daraus eine klar strukturierte,
schlüssige Handlung in atmosphärischen Bildern zu entwickeln, die mit
überraschenden Pointen aufwarten kann. Zwar wies der von Joachim Fuchsberger verkörperte Typus schon deutliche Charakteristika seiner zukünftigen Rollen auf, aber in ihrer
moralischen Sichtweise war „Die feuerrote Baronesse“ im Vergleich zu den
Wallace-Filmen weniger konservativ.
"Die feuerrote Baronesse" Deutschland 1959, Regie: Rudolf Jugert, Drehbuch: J.Joachim Bartsch, Darsteller : Joachim Fuchsberger, Dawn Addams, Wera Frydtberg, Paul Dahlke, Hans Nielsen, Werner Peters, Laufzeit : 96 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Rudolf Jugert:
"Ein Herz spielt falsch" (1953)
"Der Meineidbauer" (1956)
"Studentin Helene Willfüer" (1956)
"Die Wahrheit über Rosemarie" (1959)
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