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Freddy und Stefan (Christian Malachet) haben es nach Kanada geschafft |
Inhalt: Am Hafen von Toronto versucht Freddy Ullmann (Freddy
Quinn) den 10jährigen Waisenjungen Stefan (Christian Malachet) mit ins Land zu
nehmen, aber das wird ihm von der kanadischen Einreisebehörde verweigert. Doch
Stefan, der ohne Papiere als blinder Passagier mit Freddy von Hamburg per
Schiff über den Ozean gekommen war, weiß sich zu helfen und schlüpft durch die Beine eines Grenzpolizisten. Gemeinsam besuchen sie die Niagara-Fälle, bevor sie sich zu
der alten Holzhütte begeben, die Freddy von seinem Onkel geerbt hat. Diese
erweist sich nur noch als zerfallene Ruine inmitten eines riesigen Grundstücks,
aber Freddy und Stefan beginnen sofort tatkräftig mit dem Wiederaufbau.
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Henry O'Brien (Gustav Knuth) versucht vergeblich, Freddy zu beeinflussen |
Es dauert nicht lange, bis auch die Nachbarn auf die
Neuankömmlinge aufmerksam werden. Manuela (Vera Tschechowa), verwöhnte Tochter
des reichen Großgrundbesitzers Henry O’Brien (Gustav Knuth), begegnet Freddy erstmals, als dieser mit dem Ruderboot über den See kommt und berichtet ihrem Vater, der den jungen Mann gleich darauf zu
sich einlädt. Doch seine Gastfreundschaft ist nicht ohne Hintergedanken, denn
O‘Brien steht kurz vor dem Ruin. Er hatte sich verspekuliert und die Bank droht
ihm seinen Besitz zu pfänden. Einzig die Kupfervorkommnisse auf Freddys
Grundstück könnten ihn noch retten, weshalb er versucht, ihm das Grundstück für
wenig Geld abzukaufen. Doch Freddy denkt nicht daran, es herzugeben…
Unter fremden Sternen
Es kommt der Tag, da will man in die Fremde.
Dort wo man lebt, scheint alles viel zu klein.
Es kommt der Tag, da zieht man in die Fremde,
und fragt nicht lang, wie wird die Zukunft sein.
Fährt ein weißes Schiff nach Hongkong,
hab‘ ich Sehnsucht nach der Ferne.
Aber dann in weiter Ferne,
hab‘ ich Sehnsucht nach zu Haus.
Und ich sag zu Wind und Wolken:
"Nehmt mich mit. Ich tausche gerne
all die vielen fremden Länder
gegen eine Heimfahrt aus!"
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Freddy singt "Unter fremden Sternen", die aber... |
Aldo von Pinellis Text zum Titelsong "Unter fremden
Sternen" traf die Botschaft des Films so genau, dass die Handlung damit
obsolet gewesen wäre, aber dann hätte das Publikum nicht nur auf einen
singenden Freddy Quinn verzichten müssen, sondern auch auf einen, der Action
kann. Quinn betätigte sich als Holzfäller, hoch zu Ross, beim Sprung in
reißende Fluten und als Lebensretter aus einem brennenden Haus. Nebenbei
gewinnt er noch einen Wettbewerb im Schießen. Auch wenn dieser nicht im
Bild zu sehen ist, hätte Niemand an diesem Ergebnis gezweifelt. Auf einen Mann
wie Freddy Ullmann hatte Kanada nur gewartet. Und die Frauen ganz besonders.
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...gar nicht so fremdartig daher kommen |
Nach dem großen Erfolg mit "Freddy, die Gitarre und das Meer" (1959) setzte sich Texter und Autor Aldo von Pinelli - gemeinsam mit
Co-Autor Gustav Kampendonk und Regisseur Wolfgang Schleif - sofort an dessen
Fortsetzung, um das von ihnen entworfene Profil eines bodenständigen Mannes,
der mit der Gitarre unter dem Arm und einem Lied auf den Lippen den
Widrigkeiten des Lebens gelassen begegnet, weiter zu schärfen. Dabei kamen
ihnen die im Gegensatz zum Erstling deutlich großzügiger vorhandenen Produktionsmittel
entgegen. Gedreht wurde in Technicolor, zum Cast gehörten mit Gustav Knuth und
Dieter Eppler bekannte Namen, dazu mit Vera Tschechowa, Helga Sommerfeld und
Hannelore Elsner eine Schar junger vielversprechender Darstellerinnen und als
Drehorte standen Toronto, die Niagara-Fälle und das weitläufige Panorama der
kanadischen Landschaft statt der engen Gassen St.Paulis im Brennpunkt.
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Stefan wird mit Gugelhupf verwöhnt... |
Von dort hatte sich Freddy auf den Weg „unter fremde Sterne“
gemacht, aber sieht man von der Skyline Torontos und ein paar einsamen Elchen ab,
hielt sich das Nordamerika-Feeling in engen Grenzen. Der Handlungsort mit
weitläufigen Seen, dichten Wäldern und schneebedeckten Bergen im Hintergrund
unterschied sich nur gering von der Alpenlandschaft im Heimatfilm, Sprachgrenzen
existierten nicht und die Menschen vor Ort pflegten vertraute Gebräuche. Trotz
kleiner Anfangs-Schwierigkeiten gilt Freddy hier keinen Moment als „Fremder“. Im
Gegenteil sorgt er bei einer Geburtstags-Feier als „Hillbilly“-Sänger für folkloristische
Stimmung. Klar, dass ihn auch der Händler Miller (Benno Sterzenbach) und der
Großgrundbesitzer O’Brien (Gustav Knuth), zwei alteingesessen Platzhirsche, sofort
respektieren. Kanada hat hier die Anmutung eines Deutschlands mit kostümierten
Cowboys und Western-Kulissen, weshalb Freddys tatsächliche Heimat erst gar nicht
thematisiert wurde.
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...und Freddy von den Frauen |
„Freddy unter fremden Sternen“ entstand für ein Publikum,
das die Vorgeschichte kannte. Selbst die Anwesenheit eines 10jährigen Jungen an
der Seite eines knapp 30jährigen Mannes, der in Kanada einwandert, warf keinerlei
Fragen auf. Wie selbstverständlich wird Stefan als Freddys kleiner Freund
angesehen, von der Damenwelt mit Gugelhupf und Pudding gemästet und darf zu
allen Gelegenheiten seine altklugen Kommentare abgeben. Dass Christian Malachet
als einziges Überbleibsel aus "Freddy, die Gitarre und das Meer" erneut zur
Besetzung gehörte, war neben der Handlungskontinuität seiner Funktion als
Störenfried zu verdanken. Die Macher um Aldo von Pinelli trieben in „Freddy
unter fremden Sternen“ dessen Schlag bei Frauen auf die Spitze. Neben Millers
vier Töchtern, von denen sich vor allem Ellen (Helga Sommerfeld) ins Zeug legte
– Hannelore Elsner in ihrer ersten Filmrolle betrachtete die Balz-Rituale eher
spöttisch -, trat besonders Manuela (Vera Tschechowa) im Auftrag ihres Vaters O’Brien
als Verführerin auf den Plan und sorgte sogar beim coolen Freddy für weiche
Knie.
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Wenn Freddy für folkloristische Einlagen sorgt, ... |
Hinter Manuelas Ambitionen steht ein fieser Plan, denn ihr
Daddy ist von der Pleite bedroht, weshalb er billig an Freddys Grundstück
herankommen muss, unter dessen Oberfläche sich wertvolle Kupfervorkommen befinden.
Zuerst schickte er seinen Verwalter Ted O’Connor (Dieter Eppler) und dessen Helfershelfer
vor, um das „Greenhorn“ unter Druck zu setzen, aber so ließ sich Freddy erwartungsgemäß
nicht aus der Ruhe bringen. Erst Manuela verfügt über die notwendigen Mittel, wird
aber dank Stefans Eingreifen am Austausch konkreter Zärtlichkeiten gehindert. Als
Grund muss Susi aus "Freddy, die Gitarre und das Meer" herhalten, die in
Deutschland angeblich auf ihn wartet, obwohl keine Rückkehr eingeplant war. Ursprünglich sollte sie nachkommen, sobald Freddy eine Existenz in Kanada aufgebaut
hätte, aber das erwähnt nicht einmal mehr der penetrante Stefan.
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...betrachtet ihn auch Manuela (Vera Tschechowa) mit anderen Augen |
Von Pinelli, Kampendonk und Schleif standen vor einem
Dilemma. Einerseits war von Beginn an klar, dass ihr Star am Ende wieder in die Heimat zurückkehrt, andererseits sollte „Freddy unter
fremden Sternen“ ein Wohlfühl-Film und kein Auswanderer-Drama werden. Nicht nur
der alte O’Brien wird reumütig und beichtet Freddy von seinen finanziellen Schwierigkeiten, auch die gar
nicht mehr eingebildete Manuela entdeckt ihre wahren Gefühle für den singenden Helden,
der ihrem Vater das Leben gerettet hatte. Selbst die kanadische Polizei agiert
ähnlich konstruktiv wie die deutsche im Vorgängerfilm und überführt Ted als den
wahren Übeltäter, worauf sich Alle einigen können. Welchen Grund hätte Freddy
also gehabt, die gar nicht so fremden Sterne wieder zu verlassen? - Dafür musste erneut Stefan in die Bresche springen, der wegen fehlender Einwanderungspapiere von der Polizei nach Deutschland zurückgeschickt
werden soll. Als sein Freund kann Freddy ihn nicht im Stich lassen und begleitet ihn.
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Abschlussbild mit Planwagen und Gitarre |
Eine mehr als dünne Drehbuchwendung, die keiner näheren Betrachtung standhält.
Wie hätte Freddy reagiert, wenn es Stefan zu Beginn des Films nicht gelungen
wäre, am Hafen bei der Passkontrolle an den Beamten vorbei zu schlüpfen? –
War es nicht viel zu riskant, ihn als blinden Passagier mit nach Kanada zu nehmen?
– Jetzt, nachdem sich alles gefügt und O’Brien einen fairen Preis
für Freddys Grundstück gezahlt hatte, geht es mit den Taschen voller Geld nach
Deutschland zurück. Und prompt denkt Freddy wieder an Susi und die beiden Ossenkamps in Hamburg-St.Pauli, aber es
bedarf schon sehr der 50er Jahre-Brille, um das angesichts der süßen Manuela
und der schneebedeckten Wipfel im Hintergrund als Happy-End zu begreifen. Nicht ohne Grund endete "Freddy unter fremden Sternen" mit den beiden Protagonisten auf dem Bock eines Planwagens und Freddys Griff zur Gitarre - die im Titelsong beschworene "Heimfahrt" sparte man lieber aus.
"Freddy unter fremden Sternen" Deutschland 1959, Regie: Wolfgang Schleif, Drehbuch: Aldo von Pinelli, Gustav Kampendonk, Darsteller : Freddy
Quinn, Gustav Knuth, Vera Tschechowa, Dieter Eppler, Christian Machalet, Benno Sterzenbach, Helga Sommerfeld, Hannelore Elsner, Laufzeit : 92 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Wolfgang Schleif:
"Freddy, die Gitarre und das Meer" (1959)
"Freddy und die Melodie der Nacht" (1960)