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Freddy (Freddy Quinn) kümmert sich um Inge (Heidi Brühl)... |
Inhalt: Wie jeden Abend tritt Freddy (Freddy Quinn) seinen
Job als Taxi-Fahrer an, der seine Kunden durchs nächtliche Berlin
transportiert. Zu seinen ersten Fahrgästen gehören Karl (Peter Carsten) und Willy
(Harry Engel), die am Tempelhofer Flughafen in sein Taxi steigen. Freddy ahnt
nicht, dass sie einen Überfall auf einen Geldtransport begangen hatten, ohne
Beute zu machen. Ihre Flucht aus Berlin (West) per Flugzeug scheiterte an 50
Mark, weshalb sie das fehlende Geld dringend auftreiben wollen. Als sie
mitbekommen, wie Freddy seinem Kollegen Paul (Werner Stock) 50 Mark für eine
Tankfüllung gibt, wechseln sie mit dessen Einverständnis das Taxi.
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...Karl (Peter Carsten) und Willy (Harry Engel) sind erst später dran |
Die scheinbar lukrative Fahrt wird für den Familienvater
Paul schnell zum Alptraum, denn Karl schießt rücksichtslos auf ihn. Mit den 50
Mark fliehen die beiden Männer und lassen den Schwerverletzten zurück. Inzwischen
kümmert sich Freddy um Direktor Wendlandt (Hans Nielsen), der auf der Suche
nach frivoler Unterhaltung im Berliner Nachtleben ist. Zuerst musste Freddy die
Blumenverkäuferin Inge (Heidi Brühl) aus dessen Fängen befreien, aber der
Mittfünfziger erweist sich zunehmend als sympathische Frohnatur…
Coolness war 1960 noch kein stehender Begriff für einen
souveränen Charakter, der nie die Nerven verliert. Und Freddy Quinn, der
Schlagersänger und "Junge von St.Pauli", gehört aus heutiger Sicht
kaum zu den üblichen Verdächtigen dieser Spezies, aber genau das war er in
seinen Rollen - cool bis zum Abwinken. In "Freddy und die Melodie der
Nacht" spielte er einen Taxifahrer in Berlin (West), der immer weiß was zu
tun ist und immer die richtigen Worte findet. Egal ob er einen reichen Unternehmer
(Hans Nielsen) zu den einschlägigen Etablissements der Stadt kutschiert, seinem
Kollegen - Typ kinderreicher Familienvater – eine lukrative Fahrt überlässt,
auf dem Polterabend seines Chefs die Unterhaltungs-Kanone gibt, für die
Imbissverkäuferin Frau Bremer (Grethe Weiser) ein paar charmante Worte übrig
hat oder Jagd auf Verbrecher macht.
Selbstverständlich weiß er auch Inge (Heidi Brühl) zu
umgarnen, die als Blumenmädchen nachts Geld für ihr Studium verdient und
Anmache gewohnt ist. Sie lässt sonst Jeden abblitzen, nur Freddy findet den
Zugang zu ihr - dabei jederzeit den gebotenen Anstand wahrend. Mühelos
kombinierte Quinn den Typus "idealer Schwiegersohn" mit dem Typus
"einsamer Wolf", zu dem er zu Beginn des Films hochstilisiert wird,
wenn er in Lederjacke seinem nächtlichen Gewerbe nachgeht und das Lied
"Melodie der Nacht" zum Besten gibt:
"Melodie der Nacht, wenn die Dunkelheit erwacht,
zieh' ich durch die große Stadt,
einsam hallt mein Schritt, es geht Niemand mit mir mit,
durch die menschenleeren Straßen,
so bin ich allein und frage mich, gibt`s ein Herz, das mich
vermisst,
und wo ist der Mensch, der zu mir hält, der genau wie ich
einsam ist?
Melodie der Nacht, du hast Freud' und Leid gebracht, doch
die Nacht, sie wird vergeh‘n,
Melodie der Nacht, wenn ein neuer Tag erwacht, wird dein
Klang im Wind verweh'n"
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Direktor Wendlandt (Hans Nielsen) schlägt ein wenig über die Strenge... |
Drehbuchautor und Liedtexter Aldo von Pinelli, seit
"Schlagerparade" (1953) eine Institution im deutschen Schlagerfilm,
hatte wieder ganze Arbeit geleistet und kein Klischee ausgelassen. Gemeinsam
mit Gustav Kampendonk und Regisseur Wolfgang Schleif war er seit "Freddy, die Gitarre und das Meer" (1959) für den Aufstieg Quinns zum Superstar
verantwortlich. Im Schlagerfilm "Die große Chance" (1957) nach Von
Pinellis Drehbuch spielte Quinn noch eine Nebenrolle, "Freddy und die
Melodie der Nacht" wurde nach "Freddy unter fremden Sternen"
(1959) dann schon sein dritter Film als Hauptdarsteller innerhalb eines Jahres -
immer gemeinsam mit dem Kreativ-Trio.
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...und Mutter Brehmer (Grethe Weiser) sorgt für nächtliches Wohlbefinden |
Das ließ auch sonst keinen Zweifel am Charakter der übrigen
Rollen, die streng auf Linie gebürstet wurden. Hans Nielsen als Direktor
Wendlandt spielte einen Kapitalisten mit menschlichem Anstrich, der nach langer
Ehe hin und wieder ein wenig Ablenkung sucht. Natürlich ganz im
Verständnis-Modus für männliche Schwächen – angetrunken, leicht über die
Strenge schlagend, aber auch spendabel und selbstironisch. Im Stil eines großen
Bruders sorgt Freddy dafür, dass er am Ende wohlbehalten nach Hause kommt. Auch
Grethe Weiser als Würstchenverkäuferin mit Berliner Schnauze ist hier in ihrem
Element. Immer herzlich direkt gegenüber ihrer Kundschaft, nur Sohn Willy
(Harry Engel) kann bei ihr machen was er will – ihm kann sie nicht böse sein.
„Der Junge ist kein schlechter Kerl, nur zu verwöhnt“
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Kai Fischer als promiskuitive Anka... |
Keine typischen Worte eines Altvorderen, sondern von Inge,
der Idealverkörperung einer tüchtigen jungen Frau. Hübsch, aber dezent
gekleidet, nachts für ihr Sprachen-Studium arbeitend, aber moralisch integer
bei Mutter Bremer zur Untermiete wohnend. Heidi Brühl gegenüber steht Kai
Fischer in ihrer gewohnten Rolle als „billiges Flittchen“ (Zitat Mutter
Bremer). Optisch sexuell herausfordernd, lässt sich Anka (Kai Fischer) gerne
von den Männern aushalten, ohne sich festzulegen. Der schwache Willy ist für
sie ein willkommenes Opfer – bei Freddy hätte sie keine Chance. Das gilt auch
für Willys Freund Karl Bachmann (Peter Carsten), ein Krimineller, der keine
Skrupel kennt, Frauen zu schlagen und auf Wehrlose zu schießen. Mit Willy
zusammen hat er einen Geldtransport überfallen, musste aber ohne Beute
abziehen. Jetzt fehlt ihnen das Geld, um aus dem Berliner Westen in die
Bundesrepublik zu fliehen.
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...und Erotik im Berliner Nachtleben |
An dieser Figuren-Konstellation wird die Nähe des Films zum
damals populären „Moral-Film“ deutlich, mit dem die Jugend vor den Gefahren
einer sich verändernden Sozialisation gewarnt werden sollte. Anka, Willy und
Karl stehen für die negativen Auswirkungen loser Moral- und egoistischer
Konsumvorstellungen, Inge für die gewünschte Rolle einer zukünftigen Hausfrau
und Mutter. Und Freddy ist „der Fels in der Brandung“, ein Mann, der immer
zwischen Gut und Böse unterscheiden kann, dabei auch mal ein Auge zudrückend. Gesanglich
blieb er zurückhaltend. Wie der gesamte Film, dessen Musiknummern sich - anders
als im „Schlagerfilm“ üblich - stimmig ins Geschehen integrierten. Das
Hauptgewicht lag auf zwei professionellen Tanznummern, die im Zusammenhang mit
Freddys Tour durch die Berliner Nacht-Clubs gezeigt wurden. Hier durfte es
hemmungslos erotisch zugehen, damit nicht nur Direktor Wendlandt auf seine
Kosten kam.
Geschuldet war diese frivole Seite auch dem Bild Berlins als
verruchte Großstadt zwischen Kriminalität und Verlockung. Der
Heimatfilm-Charakter, den Quinns Filme im Kontrast zu seinem weltmännischen
Auftreten (Motto „in der Heimat ist’s am schönsten“) sonst auszeichneten, blieb
wie die Sehenswürdigkeiten der Stadt oder deren politische Teilung fast
vollständig ausgeblendet. Betont wurde dagegen die fehlende Sperrstunde. Berlin
hat nie geschlossen – die Wurst bei Mutter Brehmer nachts um 2 ist genauso
selbstverständlich wie die geöffnete Kneipe am frühen Morgen. Zwischendurch
geht Freddy auch aufs Polizeirevier und macht eine Aussage über die zwei
Verbrecher. Anzusehen ist den Protagonisten die nächtliche Stunde nicht, müde
wirkt hier Niemand, viel mehr wurde die Handlung einfach in die Dunkelheit
verlegt.
Will man von Handlung reden, denn eine echte Story existiert
hier nicht. Einzig die beiden Kriminellen Karl und Willy sorgen für etwas
Dynamik, aber ihr Verhalten ist an Unlogik schwer zu übertreffen. Da ihnen Geld
für die Flucht per Flugzeug aus dem Westteil Berlins fehlt, überfallen sie
Freddys Taxi-Kollegen, nachdem sie mit angesehen hatten, dass er von Freddy 50
Mark für eine Tankfüllung erhalten hatte. Blöderweise hatte Karl das
Ersatzmagazin seiner Waffe zuvor in Freddys Taxi verloren, weshalb sie sich in
den folgenden Stunden auf dessen Spur setzen, um das mögliche Beweisstück gegen
sie wiederzubekommen. Nicht nur das sie sich dabei ungeschickt und zögerlich
verhalten, sie hatten inzwischen so viele Indizien hinterlassen, dass es darauf
gar nicht angekommen wäre – sie verlieren nur unnötig Zeit.
Eine Rolle spielte das nicht, denn „Freddy und die Melodie
der Nacht“ erinnert in seiner Ziellosigkeit, dem Aufnehmen unterschiedlicher
Handlungselemente, ohne sie zu Ende bringen zu müssen, an die parallel
aufkommende „Nouvelle vague“. Von Pinelli, Kampendonk und Schleif kombinierten Schlagerfilm,
Großstadt-Drama, Moralfilm, Liebes- und Kriminalgeschichte zu einem Mix, der
den einzelnen Bestandteilen wieder ihr Gewicht nahm. In seiner auf
Relativierungen verzichtenden Tragik ist der Film zudem von einer
überraschenden Konsequenz. Das Bild der zurückgelassenen Grethe Weiser brennt
sich in die Erinnerung und widerspricht Freddys Liedtext – der Klang der Nacht verweht nicht beim Tagesanbruch.
"Freddy und die Melodie der Nacht" Deutschland 1960, Regie: Wolfgang Schleif, Drehbuch: Aldo von Pinelli, Gustav Kampendonk, Darsteller : Freddy Quinn, Heidi Brühl, Grethe Weiser, Peter Carsten, Kai Fischer, Harry Engel, Hans Nielsen, Werner Stock, Laufzeit : 89 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Wolfgang Schleif:
"Freddy, die Gitarre und das Meer" (1959)
"Freddy unter fremden Sternen" (1959)