Vittorio (Landa Buzzanca) mit italienischer Ehefrau (Raffella Carrà)... |
Inhalt: Wie immer wird Vittorio Coppa (Lando Buzzanca) von
seiner Frau Teresa (Raffaella Carrà) am Bahnhof in Rom verabschiedet, wo er als
Zugbegleiter im Schlafwagenabteil seinen Dienst antritt. Seine Tour führt ihn wie
gewohnt nach München, wo ihn seine Frau Ingrid (Teri Tordai) schon erwartet. Entsprechend
wechselt Vittorio bei jeder Dienstfahrt Ehering und das Bild der Liebsten im
Anhänger und freut sich über seine zwei schönen Ehefrauen. Ein schlechtes
Gewissen kennt er nicht, denn er hat sie Beide schließlich ordentlich
geheiratet, weshalb er seinem Schwager auch voller Überzeugung die Meinung geigt,
weil dieser seine Frau betrogen haben soll.
...und deutscher Ehefrau (Teri Tordai) |
Ganz im Sinn von Teresa, die stolz ist auf ihren anständigen
Ehemann. Nur wundert sie sich, weshalb nach wie vor kein Nachwuchs unterwegs
ist und bittet ihn, sie zu einem Arzt zu begleiten. Dr. Pellegrini (Jacques
Herlin) erklärt ihm, dass bei seiner Frau alles in Ordnung ist, weshalb er ihn
gerne untersuchen möchte. Vittorio kann sich dem nicht verweigern, aber er
kennt den wahren Grund. Heimlich hat er Teresa die Anti-Baby-Pille
untergejubelt, die seine Frau Ingrid nimmt, denn ein Kind würde sein schönes
Arrangement nur gefährden. Doch noch weitere Schwierigkeiten tauchen auf…
Schon früh hatte Regisseur Franz Antel sein Gespür für den
sich wandelnden Publikumsgeschmack bewiesen, weshalb es ihm seit „Kleiner
Schwindel am Wolfgangsee“ (1949) gelang, mehr als zwei Jahrzehnte lang kontinuierlich
im stark dem Zeitgeist ausgesetzten Heimatfilm-Genre erfolgreich zu arbeiten
(siehe „Der Weg in die Moderne - der Heimatfilm der Jahre 1958 bis 1969“). Gemeinsam
mit Drehbuchautor Kurt Nachmann, der ihn seit Mitte der 50er Jahre begleitete,
war er maßgeblich für die Modernisierung des Genres verantwortlich, kombinierte
den Heimat- mit dem Schlagerfilm und ließ auch die zunehmende sexuelle
Liberalisierung einfließen („Happy End am Wolfgangsee“, 1966). Den konkreten
Schritt in Richtung Erotikfilm wagten sie innerhalb des konservativen Genres aber
noch nicht, sondern wählten einen historischen Hintergrund für die fiktive
Geschichte um „Suzanne - die Wirtin von der Lahn“ (1967).
Franz Antel, der sich das Pseudonym François Legrand zulegte,
besetzte die Hauptrolle mit der in Deutschland bis dahin nahezu unbekannten ungarischen
Schauspielerin Teri Tordai, stellte ihr Harald Philipp als männlichen Protagonisten zur Seite und kombinierte das Ganze mit populären Heimatfilm-Mimen
wie Gunther Phillip, Franz Muxeneder und Oskar Sima. Nach den zwei schnell
folgenden Fortsetzungen „Frau Wirtin hat auch einen Grafen“ (1968) und „Frau
Wirtin hat auch eine Tochter“ (1969) hatte Antel nicht nur Erfahrungen in der
deutsch-italienischen Zusammenarbeit gesammelt – Edwige Fenech und Femi Benussi
hatten darin frühe Auftritte als erotischer Blickfang – sondern war offensichtlich
gewillt, mit seinem internationalen Team eine zeitgenössische Komödie
abzudrehen.
Willy Millowitsch als italienischer Minister |
Neben der obligatorischen Teri Tordai verpflichtete er die
junge Italienerin Raffaella Carrà ("Rose rosse per Angelica" (Der
Unbesiegbare, 1968, Regie Steno)) für die zweite weibliche Hauptrolle und als
männlichen Protagonisten den damaligen italienischen Komödienstar Lando
Buzzanca („Il merlo maschio“ (Das nackte Cello, 1971)), der zuvor schon eine
Rolle in „Frau Wirtin hat auch eine Tochter“ übernommen hatte. Dazu kamen eine
Vielzahl populärer Mimen in den Nebenrollen – Heinz Erhardt, Willy Millowitsch,
Edith Hancke, Fritz Muliar und Peter Weck auf deutschsprachiger Seite, der
französische Darsteller Jacques Herlin (wie gewohnt im Louis de Funès-Modus)
und Franco Giacobini für den italienischen Part. Nur für die dezenten Nacktaufnahmen
war allein die deutsche Seite zuständig – außer Teri Tordai noch Ann Smyrner
und die damals 22jährige Andrea Rau in einer ihrer ersten Rollen.
Heinz Erhardt und Lando Buzzanca als sprachgemischtes Doppel |
Auch das Drehbuch wurde zu einer austarierten Co-Produktion.
Kurt Nachmann und Günter Ebert, zuvor schon an „Frau Wirtin hat auch einen
Grafen“ beteiligt, arbeiteten mit den erfahrenen Italienern Mario Guerra und
Vittorio Vighi („James Tont operazione D.U.E.“ 1965, Regie Bruno Corbucci,
Hauptrolle Lando Buzzanca)) zusammen und schufen auf diese Weise eine Kombination
aus „Commedia sexy all’italiana“ und deutscher „Erotik-Komödie“, wie sie in
dieser ausgeglichenen Form eine Ausnahme blieb. Die Handlung wurde gleichmäßig
auf die Städte München und Rom verteilt, zwischen denen Vittorio Coppa (Lando
Buzzanca) als Zugbegleiter des Schlafwagenabteils pendelt. Anstatt sich dort auszuleben, wie ihm regelmäßig unterstellt wird, verfügt er an beiden
Zielorten über eine Ehefrau plus Wohnung und gesellschaftlichem
Anschluss.
Aus heutiger Sicht werden die erotischen Komödien der späten
60er/frühen 70er Jahre häufig undifferenziert und ohne historischen
Zusammenhang betrachtet. Bei „Warum hab‘ ich bloß 2 mal ja gesagt“ (italienischer
Filmtitel „Professione bigamo“ (übersetzt „Beruf Bigamist“)) kamen noch die
unterschiedlichen soziokulturellen Voraussetzungen und die damit verbundenen
Intentionen beider Länder hinzu.
„Dieses groteske deutsch-italienische Farb-Lustspiel hätte
amüsant werden können, wurde jedoch durch überflüssige Sex-Attribute und einen
Tiefschlag gegen die Ehemoral nur geschmacklos und peinlich. Ohne jede
Befürwortung.“
Vittorio knöpft sich seinen fremdgehenden Schwager vor |
Diese Reaktion des „Evangelischen Film-Beobachters“ galt in
Deutschland Ende der 60er Jahre schon als konservativ, im erzkatholischen
Italien, in dem zu dieser Zeit Ehescheidungen noch nicht legalisiert waren, bedeutete
der sympathische Bigamist noch eine echte Provokation. Und stand damit ganz in der
Tradition der „Commedia all’italiana“, die sich als Angriff auf Doppelmoral und
tradierte Geschlechterrollen verstand. Deutlich wird der Unterschied zwischen
beiden Ländern an der kleinen Nebengeschichte um die Anti-Baby-Pille. Für
Vittorio, da sehr um die Aufrechterhaltung seines Arrangements bemüht, spielt
sie eine große Rolle, weil ihm Nachwuchs nicht in den Kram passt. Während Ingrid
(Terri Tordai) ganz selbstverständlich das Präparat nimmt, schmuggelt es
Vittorio seiner italienischen Ehefrau Teresa (Raffella Carrà) als Medikament
unter – Geburtenkontrolle wurde in Italien Ende der 60er Jahre noch streng
geächtet.
Großfamilie in Rom... |
Es ist müßig, über den Realitätsanspruch einer solchen
Konstellation nachzudenken, da allein Lando Buzzancas Spiel und das seiner gut
aufgelegten Mitstreiter keinen Zweifel an der überdrehten Situation lassen, die
ganz in italienisch-deutschen Klischees badete. In Rom die in einem leicht
herunter gekommenen Haus lebende generationsübergreifende Großfamilie, die jedes
Detail mit größter Emotionalität kommentiert – Streiks und fremd gehende Machos
sind selbstverständlich an der Tagesordnung – in München das modern
eingerichtete Neubau-Appartement mit berufstätiger Ehefrau, die mehr Ehrgeiz
von ihrem Ehemann erwartet. Dazu ein befreundetes Paar, das sich nur um sein
Sexleben sorgt, und Nachbarn, die ungeniert mit dem Fernglas spannen. Größer
könnte der Unterschied kaum sein – während Vittorio in Italien den moralischen
Ehemann gibt, hat er in Deutschland nichts eiligeres zu tun, als sich auf seine
Frau zu stürzen.
...und modernes Großstadtleben in München |
Es wäre einiges herauszuholen gewesen aus dieser
Versuchsanordnung, aber anders als Vittorio scheitert der Film an seinen Sprach-
und Mentalitätsgrenzen. Die Italienische Fassung verfügt über einige schöne Ansätze,
etwa wenn Vittorio seinen fremdgehenden Schwager zurechtweist, weil er sich
moralisch überlegen fühlt - er hat schließlich seine beiden Frauen korrekt geheiratet.
Auch die abschließende Gesichtsszene und das Vittorio am Ende gut davon kommt –
der italienische Filmtitel „Professione bigamo“ erweist sich in dieser Hinsicht
als stimmiger – sind eine wunderbare Satire auf die damalige Scheinmoral. Nur
verwässern die vielen „deutschen“ Handlungsanteile diesen Eindruck. Dass es in
Deutschland sexuell offener zuging, wird keinen Italiener provoziert haben,
abgesehen davon, dass der spezifische Sprach-Witz von Heinz Erhardt, Willy
Millowitsch und Edith Hancke auf Italienisch nicht mehr wirkt.
Püppi (Ann Smyrner) versucht wieder Pepp in ihr Eheleben zu bringen |
In der deutschen Sprachfassung funktioniert ihr Humor selbstverständlich, aber dafür fehlt ihr jede anarchische Qualität. Zwar sollten das Spanner-Paar und Ann
Smyrner als notgeile Püppi, deren Mann (Rainer Basedow) nach wenigen Ehejahren
keine rechte Lust mehr verspürt, ironisch auf die zunehmende Sexualisierung
der Gesellschaft anspielen, lagen damit aber ganz auf der Linie vieler Erotik-Komödien
dieser Zeit, die damit gleichzeitig voyeuristische Bedürfnisse befriedigten. Auch
der „Tiefschlag gegen die Ehemoral“, den der „Evangelische Film-Beobachter“ beklagt,
besitzt nur die Kraft eines lauen Lüftchens. Schuld und damit unmoralisch ist nur
Vittorio – und der ist bekanntlich Italiener. Die Ereignisse in Rom vermitteln typisches Lokalkolorit ohne doppelten Boden, auch wenn Willy Millowitsch
als italienischer Minister mit kölschem Dialekt den Eindruck ein wenig stört.
Trotzdem ist „Warum hab‘ ich bloß 2 x ja gesagt“ allein
wegen des Versuchs bemerkenswert, deutsche und italienische Eigenarten miteinander
zu verbinden. Lando Buzzanca überzeugt wie gewohnt als Mischung aus Macho und
Trottel – ein Typ, dem man die schönen Frauen genauso zutraut, wie das Chaos,
dass er um sich herum anrichtet. Trotz seines Einsatzes ist aber kaum anzunehmen, dass
Franz Antels Film in Italien erfolgreich lief – zu groß war der Anteil an
deutschen Eigenarten. Der deutschen Komödie tat der italienische Einschlag dagegen
gut und nahm der Chose ein wenig die kleinbürgerliche Betulichkeit vieler zeitgleich entstandener Komödien. Wann
durfte am Ende schon ein überzeugter Bigamist der Gewinner sein?
"Warum hab' ich bloß 2x ja gesagt" Deutschland, Italien 1969, Regie: Franz Antel, Drehbuch: Kurt Nachmann, Günter Ebert, Mario Guerra, Vittorio Vighi, Darsteller : Lando Buzzanca, Teri Tordai, Raffaella Carrà, Ann Smyrner, Jacques Herlin, Franco Giacobini, Peter Weck, Edith Hancke, Fritz Muliar, Heinz Erhardt, Willy Millowitsch, Andrea Rau, Laufzeit : 85 Minuten
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