Inhalt: Daniela (Elke Sommer) wird von ihrer Mutter (Käthe
Haack) zum Münchner Hauptbahnhof begleitet, von wo sie nach Rom fährt, um einen
Job als Mannequin anzutreten. Aus einer Zeitschrift, die sie sich am Bahnhof
kauft, erfährt sie den Grund für diese Chance – eine Kollegin war tot
aufgefunden worden, weshalb die Stelle frei wurde. Für Daniela, die die Welt
kennenlernen will, ist das egal, aber ihre Mutter macht sich große Sorgen. In
Rom angekommen, scheinen diese Befürchtungen unberechtigt, denn Graf Castellani
(Ivan Desny) erweist sich als so charmanter wie großzügiger Chef und empfängt
Daniela sehr herzlich.
Ganz anders als Karl Bauer (Helmut Schmid), der im
benachbarten Hotelzimmer mitten in der Nacht bei lauter Musik in seine
Schreibmaschine tippt und Daniela weckt. Zudem dringt er noch in ihr Zimmer ein,
um den Kerl kennenzulernen, der sich dort verbirgt. Ein Betrunkener hatte die
Herrenschuhe versehentlich vor Danielas Zimmer geschoben. Nach dieser eher
unerfreulichen ersten Begegnung fasst Daniela nur schwer Vertrauen zu dem
Journalisten, der sich ständig in der Nähe Castellanis herumtreibt und ihn als
Verbrecher bezeichnet…
Sorgenvoll verabschiedet die Mutter (Käthe Haack) ihre
Tochter Daniela (Elke Sommer) am Münchner Hauptbahnhof. Die blonde junge Frau
tritt in Rom eine Stelle als Mannequin an, die frei wurde, nachdem ihre
Vorgängerin tot aufgefunden wurde - kein gutes Omen für einen Job in der
Fremde. Noch während der Zug den Bahnhof verlässt, sind die kommenden Gefahren
schon mit Händen zu greifen: Vergewaltigung, Prostitution, Mord. Was läge
näher, als die Warnung vor dem moralischen Verfall in eine aufwühlende
Sex-and-Crime-Story zu packen? - Elke Sommer hatte erst kurz zuvor in "...und sowas nennt sich Leben" (1961) ein Mannequin gespielt, dass sich
unlauteren Annäherungen erwehren musste, Ivan Desny wurde als Playboy in
"Geständnisse einer Sechzehnjährigen" (1961) zum Mordopfer und Helmut
Schmid gab wenig später in "...denn das Weib ist schwach" (1961) einen
in kriminelle Machenschaften verwickelten Anwalt zwischen zwei Frauen - erneut
nach einem Drehbuch von Wolfgang Steinhardt, der auch die Story zu "Zarte
Haut in schwarzer Seide" verantwortete.
Und das Erwartete geschieht. Der Leiter des Modestudios Graf
Castellani (Ivan Desny) erweist sich als sinistre Persönlichkeit, die
offensichtlich über Leichen geht, es aber glänzend versteht, junge Frauen mit
seinem Charme zu überzeugen. Auch Daniela ist schnell von dem eleganten Lebemann
begeistert und bereit, seinen Ausführungen Glauben zu schenken. Dagegen weckt Karl
Bauer (Helmut Schmid), angeblicher Journalist, ihr Misstrauen. Erst stört er
als Nachbar im angrenzenden Hotelzimmer ihre Nachtruhe, dann poltert er
brachial in ihr Leben. Obwohl er sich für sie einsetzt, als wieder eine
Frauenleiche gefunden wird, schenkt sie seinen Worten, Castellani wäre ein
Verbrecher, keinen Glauben. Der Beginn eines verwirrenden Spionage- und
Erpresserplots, der bis nach Paris führt und mit immer neuen Wendungen
aufwarten kann, weshalb der Film auch in Richtung der damals populären „Edgar
Wallace“-Reihe vermarktet wurde. Zur Enttäuschung falsch geschürter
Erwartungen, denn „Zarte Haut in schwarzer Seide“ ist weder Moralkeule noch Gruselkrimi,
sondern ein Max Pécas-Film.
Der Blick auf Pécas‘ folgenden ebenfalls mit Elke Sommer in
der Hauptrolle entstandenen Film hilft, sich der ungewöhnlichen Kombination aus
deutschem Drehbuch, deutschsprachigen Hauptdarstellern und französischer Regie
anzunähern. Das Drama „Douce violence“ (Sie nennen es Liebe, 1962) entwickelt
seine Story um eine Gruppe junger Menschen vor dem sonnigen Hintergrund der
Mittelmeerküste. Ein Abbild der sich rasant verändernden Sozialisation der
Nachkriegsgesellschaft – sexy und cool, eingeleitet von einem Johnny Halliday-Song
und begleitet von der Musik Charles Aznavours. Dieser gab schon in Pécas‘
erstem Film "Le cercle vicieux" (Die Begierde treibt den Mann, 1960) den
Takt vor und sorgte auch in „Zarte Haut in schwarzer Seide“ für eine Atmosphäre
der Moderne, in der die Story nur den Hintergrund abgab für das eigentliche
Thema – Sex. Noch vor seinem bekannteren Landsmann José Bénazéraf („Seine frühen Erotikfilme 1963 – 1974“) ging
Max Pécas konsequent den Weg in Richtung Sexfilm, der ihn Mitte der 70er Jahre
auch zur Pornografie führte.
Seine Zusammenarbeit mit Wolfgang Steinhardt war in dieser
Hinsicht kein Zufall, denn trotz dessen nur wenige Filme umfassenden Oevres
zählt der Autor zu den prägenden Figuren der Früh-Phase des deutschen Erotik-Genres.
Neben „...denn das Weib ist schwach“ schuf er im selben Jahr noch die Basis zu „Riviera-Story“
mit Ulla Jacobsson unter der Regie von Wolfgang Becker („Liebe wie die Frau sie
wünscht“, 1957), um mit seinen Drehbüchern Mitte der 60er Jahre die Linie in
Richtung Bénazéraf („St.Pauli zwischen Nacht und Morgen“, 1967) und „Unruhige Töchter“ (1967) zu schlagen - jeweils Produktionen von Erwin C. Dietrich. Zwar stellte
Steinhardt seine Figuren gerne in ein kriminelles Umfeld, aber anders als in
den Edgar-Wallace-Filmen, in denen nur die Side-Kicks für frivole Anklänge
zuständig waren, während die weiblichen Hauptdarstellerinnen ein Vorbild an
Tugendhaftigkeit abgaben, waren seine Protagonistinnen zentraler Teil des
sexuell konnotierten Geschehens.
Schöner ließ sich diese klassische Betroffenheitssequenz kaum
aushebeln, die beispielhaft ist für einen Film, der sein turbulentes Geschehen
ohne authentische Gefühlsregungen ausbreitete, sondern nur Klischeetypen
aufeinandertreffen ließ – den egoistischen Verführer, die eifersüchtige
Geliebte (Claire Maurier), den hemdsärmeligen Ermittler, den geheimnisvollen
Vamp (Danik Patisson) und mittendrin die naiv wirkende Blondine. Deren optische
Inszenierung lag Pécas besonders am Herzen, weshalb Elke Sommer in vielfältiger
Form zu sehen ist - darunter als Fotomodell vor großstädtischer Kulisse, Hotelgast
im Negligé, als unfreiwillige Stripperin, die sich von einer Gruppe Matrosen
retten lässt, oder mit schwarzer Perücke in einem Nachtclub. So lange die
Kamera ihre hübschen Beine einfangen konnte, spielten die Umstände für ihre
Abenteuer nur eine untergeordnete Rolle.
„Zarte Haut in schwarzer Seide“ steht beispielhaft für den
Typus des frühen deutschen Erotik-Films, dessen Unterwelt-Milieu dafür herhalten
musste, um dezente Nacktaufnahmen auf die Leinwand bringen zu können. Regisseur
Pécas ließ zwar keinen Zweifel an seinen tatsächlichen Intentionen aufkommen,
konnte der Co-Produktion aber den deutschen Gestus nicht ganz austreiben – trotz
ihrer sexy Auftritte blieb Elke Sommer immer auch ein braves Mädel.
"Zarte Haut in schwarzer Seide" Deutschland, Frankreich 1961, Regie: Max Pécas, Drehbuch: Walter Ebert, Wolfgang Steinhardt, Darsteller : Elke Sommer, Helmut Schmid, Ivan Desny, Claire Maurier, Danik Patisson, Käthe Haack, Laufzeit : 85 Minuten
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