Inhalt:
Privatdetektiv Al Pereira (Jesús Franco) bekommt von der geheimnisvollen Cynthia
(Lina Romay) einen lukrativen Auftrag, den der notorische Pleitegeier gut
gebrauchen kann. Er soll den berüchtigten Geschäftsmann und Politiker Ramos dabei ertappen, wie er sie betrügt. Scheinbar ein leichter Job, gerät er in Schwierigkeiten mit der
Polizei, als diese den Politiker tot auffindet, kurz nachdem er sich aus dessen
Haus geschlichen hatte, wo er ausdrucksstarke Fotos beim Liebesspiel aufnehmen konnte.
Um seine Unschuld zu beweisen, begibt er sich mit dem Inspektor zu der Witwe, die diesem von ihrem Auftrag erzählen soll. Doch zu seiner Überraschung trifft er auf die ihm unbekannte Olga Ramos (Monica Swinn), die ihn trotzdem vom Mordverdacht befreit. Vollends verwirrt ist er aber, als er die schöne Cynthia wieder trifft, die als
attraktive Striptease-Tänzerin im "Downtown" arbeitet und der Pereira kaum widerstehen kann. Doch was haben die Frauen vor?
"Downtown
- die nackten Puppen der Unterwelt", das erste gemeinsame Werk unter der
Ägide Jesús Franco und Erwin C.Dietrich - zu Francos zuvor gedrehtem
"Midnight Party" (1975) schuf Dietrich nur eine Fassung für den
deutschen Markt - atmete noch den Geist des Aufbruchs. Drehbuchautorin
Christine Lembach, die zuvor schon "Eine Armee Gretchen" (1973) für
Dietrich antreten ließ, erdachte eine Story im Stil des "Film noir"
mit einem abgehalfterten Privatdetektiv, der Opfer einer "Femme fatale"
wird. Jesús Franco ließ es sich nicht nehmen, die Rolle des puertoricanischen
Losers Al Pereira, der die Story aus dem Off zusätzlich begleitet, gleich
selbst zu übernehmen. Und das seine Geliebte Lina Romay die verführerische und
undurchsichtige Cynthia verkörperte, war da nur noch Formsache.
Auch das
übrige Rollen-Inventar war direkt den klassischen Kriminalfilmen entnommen -
vom fiesen Polizei-Inspektor Mendoza (Paul Muller), über die gar nicht so
hamlose Witwe des Mordopfers Olga Ramos (Monica Swinn) bis zum blonden Gift
Lola (Martine Stedil), das die Sinne des armen Detektivs, der sich nie auf der
Höhe des Geschehens befindet, zusätzlich verwirrt. Dass die Story nicht im
Dschungel der Großstadt spielte, sondern unter den Palmen von Honduras (im Film
"Puerto Rico"), verleiht dem Ganzen den bekannt verschwitzt
schwülstigen Flair, den die Combo Franco/Dietrich auch für ihren am selben Ort
gedrehten Nachfolger "Frauengefängnis" (1976) nutzte, der stilbildend
für eine Vielzahl weiterer Filme über gequälte Frauen in finsteren Diktaturen Südamerikas
werden sollte.
Davon ist
in „Downtown“ noch nichts zu sehen, in dem die Frauen alle selbstbewusst und
sexuell offensiv agieren. Sehr zur Freude der Betrachter, denn ob Lina Romay
beim heißen Strip im „Downtown“ auftritt oder sich im Duett mit Martine Stedil
in den Laken wälzt - Francos Kamera hält immer voll drauf und zoomt sich
staccatoartig Richtung Vagina. Die Grenze zur Pornografie blieb in den frühen
gemeinsamen Filmen schmal, bevor sie ab „Die Marquise von Sade“ (1976)
überschritten wurde, der in einer Hardcore und Softcore-Version erschien.
Später traten sie wieder einen Schritt zurück, denn obwohl die erzählerische
Gangart immer härter wurde, sollten die Bilder weniger explizit ausfallen.
Trotz der
offensichtlichen Bemühung, eine richtige Story erzählen zu wollen, um die
Nacktszenen schlüssig zu integrieren, lassen sich die Drehbuchschwächen nicht
übersehen. So sehr Francos "Ernie"-Synchronstimme aus dem Off auch
seine lebensgefährliche Situation beschwört, spannend wird „Downtown“ nie. Auch
die Plottwists, die fast ausschließlich die Frauen betreffen, deren harmlos
verführerischer Gestus sich selbstverständlich als kalte Berechnung erweist,
kommen mehr gemächlich, denn überraschend daher. Aber das spielt letztlich
keine Rolle in einem Film, der das ewige Spiel zwischen Männern und Frauen
südländisch entspannt entfaltet und sich nicht allzu ernst nimmt – die nächste
Caipirinha wartet schon an der Bar.
"Downtown - Die nackten Puppen der Unterwelt" Schweiz 1975, Regie: Jesús Franco, Drehbuch: Christine Lembach, Darsteller : Jesús Franco, Lina Romay, Paul Muller, Martine Stedil, Monica Swinn, Eric Falk, Laufzeit: 78 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Erwin C.Dietrich:
- Regie:
"Die Nichten der Frau Oberst" (1968)
"Die Nichten der Frau Oberst" (1980)
"Ich, ein Groupie" (1970)
- nur Produktion und/oder Drehbuch:
"Der Herr mit der schwarzen Melone" (1960)
"Schwarzer Markt der Liebe" (1966)
"St.Pauli - zwischen Nacht und Morgen" (1967)
"Unruhige Töchter" (1967)
"...und noch nicht sechzehn" (1968)
Essay "Jesùs Franco und Erwin C.Dietrich - die 70er Jahre Erotic-Connection"
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