In der Nachtbar: Wolfgang Wahl, Hans Christian Blech, Charles Regnier |
Kurt Heinze (Erich Scholz), dem sein Chef zu seiner Freude seinen Porsche für eine Dienstfahrt überlassen hatte, ahnt davon nichts. Seine Freundin Eva Berger (Eva Ingeborg Scholz), die ihn auf der Fahrt begleitet, hatte das Radio ausgestellt, als die Warnung durchgesagt wurde. Im Anblick der nächtlichen Straßensperren und ohne die vergessenen Papiere unterwegs, gerät der junge Mann in Panik, hält nicht an und wird nach der zweiten Straßensperre tödlich von Maschinengewehr-Kugeln getroffen. Geschossen hatte Willi Kolanski (Hans Christian Blech). Die Polizei spricht ihn von jeder Schuld frei, aber die Öffentlichkeit hat dazu eine andere Meinung. Außerdem erfährt Kolanski, dass der Witwer Heinze (Paul Hörbiger) auf diese Weise auch seinen dritten und jüngsten Sohn verloren hat, nachdem die beiden Älteren im Krieg gefallen waren. Er beschließt, sich um ihn zu kümmern…
"Banditen der Autobahn" gehört in die Reihe der Nachkriegs-Filme, die trotz ihrer attraktiven Thematik und prominenten Besetzung vor und hinter der Kamera schnell in Vergessenheit gerieten und auch nicht im TV-Zeitalter der 60er und 70er Jahre ankamen. Die Frage nach dem Grund, macht diese Filme so interessant, denn meist entziehen sie sich einer eindeutigen Genre-Zuordnung, liefern überraschende Einsichten und vermitteln einen Eindruck ihrer Entstehungszeit.
Das gilt auch für "Banditen der Autobahn", den die PIDAX erstmals am 08.04.2016 auf DVD herausbrachte. Nicht nur, dass der Film vom Krimi bis zur Satire eine Vielzahl an Stilen vereinte, er wagte unter dem Deckmantel des Unterhaltungsfilms einen Blick in die damalige Realität - eher wenig förderlich für den Publikumserfolg. (Die grünen Links führen zur Amazon-Bestellseite).
Vorfreude auf die Porsche-Fahrt: Kurt, Freundin Eva und Chef |
Wolfgang Neuss singt über die Autofahrer und die Polizei... |
...Kolanskis Begleitung (Ingrid van Bergen) gefällt`s |
Eva Berger (Eva Ingeborg Scholz) reagiert kühl auf Kolanski |
Der Gangsterboss (Charles Regnier) in seiner möblierten Unterkunft |
Weniger konkret, aber unmissverständlich ist der sexuelle Subtext des Films. Schon in einer frühen Szenen ziehen männliche Finger eine weibliche Hand vom Radio zurück und stellen es aus - der Grund dafür, warum der Liebhaber die Warnung der Polizei vor dem Schießbefehl auf der Autobahn überhörte. Ob es Eva Bergers Hand war, bleibt offen, aber für sie war die Beziehung mit dem jungen Mann eine Chance, ihrem bisherigen Leben zu entkommen, wie sie später einmal gegenüber Kolanski ausführt. Begriffe wie „Geliebte“ und „Animierdame“ fielen nicht im Film, um die weibliche Hauptfigur nicht zu diskreditieren, aber täuschen konnte man damit Niemand. Die Nachtbar, in der sie als Tänzerin arbeitet, ist das eigentliche Zentrum des Films.
Zwar versuchte die „Illustrierte Filmbühne“ (Beilage der PIDAX-DVD) mit Begriffen wie „untadeliger Beamter“ und „Lohn für seinen selbstlosen Einsatz“ in gewohnter Manier Eindeutigkeit herzustellen, konnte damit aber die Ambivalenz eines Films nicht überspielen, dessen Qualität in seiner Uneinheitlichkeit liegt. Ist die äußerliche Anlage noch konventionell und an der üblichen Erwartungshaltung orientiert, entwickelt der Film besonders im zentralen Teil einen pessimistischen Drive, der viel von der damaligen Realität widerspiegelt.
"Banditen der Autobahn" Deutschland 1955, Regie: Géza von Cziffra, Drehbuch: Géza von Cziffra, Wolfgang Neuss, Rolf Thoeren, Darsteller : Eva Ingeborg Scholz, Hans Christian Blech, Paul Hörbiger, Charles Regnier, Wolfgang Wahl, Ellen Schwiers, Wolfgang Neuss, Wolfgang Müller, Josef Offenbach, Ingrid van Bergen, Laufzeit : 94 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Géza von Cziffra:
"Die Beine von Dolores" (1957)
Für den gebürtigen Österreicher Thoeren, der 1933 nach Frankreich emigriert war und später US-amerikanischer Staatsbürger wurde, war es die erste Mitwirkung an einem Drehbuch in deutscher Sprache.
AntwortenLöschenDas stimmt nicht, denn Thoeren war der Hauptautor des Drehbuchs von ABENTEUER IN WIEN (1952).
Aber sonst wie immer ein sehr gelungener Text!
Vielen Dank für diese wertvolle Information, die ich auf keiner einschlägigen Seite finden konnte - und den Hinweis auf den mir bisher unbekannten Film.
AntwortenLöschen