Inhalt: Kurz vor Feierabend fällt die Maschine aus, an der
Mecki (Horst Buchholz) und seine Kollegen im Osram-Werk arbeiten, aber ihr
Denken wird sowieso schon vom Samstagabend bestimmt und dem morgigen freien
Sonntag. Zudem hat es ihnen die Neue angetan, ein hübsches Mädchen, das ihnen
aber nur die kalte Schulter zeigt. Ein Fall für Mecki, dessen Ehrgeiz durch so
viel Widerstandskraft erst geweckt wird. Er wettet mit seinen Kollegen, dass er
Christa (Barbara Frey) bis Montagfrüh rumkriegt.
Doch sein Vorhaben erweist sich schwerer als gedacht. Weder
auf charmante, noch provokante Weise kommt er an sie heran. Im Gegenteil gibt
sie ihm auf dem Heimweg deutlich zu verstehen, dass sie kein Interesse an ihm
hat. Doch Mecki gibt nicht so schnell auf. Zuhause wirft er sich in einen
Anzug, besorgt Blumen, und spricht offiziell bei Christas Mutter (Karin Hardt)
vor, die ihn freundlich in die Wohnung an den gedeckten Tisch bittet. Angetan
von dem wohlerzogenen jungen Mann, fordert sie ihre Tochter regelrecht auf, mit
ihm auszugehen…
"Können Sie uns auch einen Halbstarken-Film machen -
mit der gleichen Mannschaft natürlich! - aber etwas romantischer, wenn's geht:
Buchholz verliebt sich in das Mädchen und so weiter..." (Will Tremper,
Meine wilden Jahre)
Der große Erfolg von "Die Halbstarken" (1956)
weckte Begehrlichkeiten. Das Team um Regisseur Georg Tressler, Autor Will
Tremper, Co-Produzent Wenzel Lüdecke, Komponist Martin Böttcher und
Hauptdarsteller Horst Buchholz sollte erneut zusammen kommen, denn ihr erster
gemeinsamer Film hatte einen regelrechten Boom ausgelöst. Tressler selbst
drehte 1957 in Österreich "Noch minderjährig" und Josef von Baky
"Die Frühreifen" (1957) mit "Halbstarken" Co-Star Christian
Doermer, Heidi Brühl und Christian Wolff in den Hauptrollen, der im selben Jahr
noch unter Veit Harlan "Anders als du und ich (§175)" folgen ließ.
"Schmutziger Engel" (1958) von Alfred Vohrer befand sich schon in der
Vorbereitung. Alle diese Filme einte ein kritischer Blick auf eine Jugend, die
sich in den Wirtschaftswunderjahren von den tradierten Geschlechterrollen und
Moralvorstellungen zu lösen schien. Ungehemmte Sexualität, Vergnügungssucht und
Kriminalität wurden in den Filmen als Gefahren gebrandmarkt, vor deren Folgen
die Heranwachsenden gewarnt werden sollten.
Zwar trieb erst die Sensationslust das Publikum in die
Kinos, aber Tremper und Tressler hatten in der Kritik gestanden, die
Faszination an einer aufbegehrenden Jugend zu sehr bedient und die
sozialkritischen Aspekte vernachlässigt zu haben. Ihr zweiter Film sollte
deshalb authentischer und weniger polarisierend ausfallen. Keineswegs als
Antwort auf die reißerischen „Jugend“-Filme, wie die damalige Film-Kritik
annahm, sondern weil Tremper, dem von Lüdecke der Dramaturg Axel von Hahn an
die Seite gestellt worden war, keine plumpe Fortsetzung schaffen wollte:
„Wir fanden das eine schöne Geschichte, die mit den Halbstarken nichts zu tun hatte, sich aber
lebensecht las.“ (Will Tremper, Meine wilden Jahre)
Trotzdem sind gewisse Parallelen zwischen beiden Filmen
nicht zu übersehen. Neben dem gewohnt charmant und selbstbewusst agierenden Horst Buchholz als Mecki, umgeben von einer schnoddrig auftretenden männlichen
Jugend, ist es besonders Berlin, das diesmal von Helmuth Ashley als
unprätentiöser Ort der Nachkriegsjahre in Szene gesetzt wurde. Wie in „Die Halbstarken“ fehlen sowohl die Anzeichen der politischen Teilung, als auch
bekannte touristische Orte. Leere, staubige Straßen am Sonntagmorgen, hohe
Brandwände und einfache Altbauwohnungen bestimmen eine Szenerie, der jeder
Glamour fehlt und die den Alltag zwischen 6-Tage-Woche und sonntäglicher Ruhe
widerspiegelt.
Doch anders als in „Die Halbstarken“ oder dem in dieser
Hinsicht ähnlich angelegten „Die Frühreifen“ bricht in „Endstation Liebe“ kein
Wirtschaftswunder-Reichtum in den Arbeiter-Bezirk. Das größte Freizeitvergnügen
am Samstagabend ist ein Catcher-Schaukampf, der in einer Massenprügelei endet.
Weder gibt es dicke Autos und luxuriöse Villen, noch Zigarre rauchende
Geschäftsmänner mit gestylten jungen Frauen an ihrer Seite – gern zitierte Anzeichen
wirtschaftlicher Erfolge, die die Gefahr der Kriminalisierung einer verführten
Jugend heraufbeschwören sollten. Will Tremper verzichtete hier ebenso auf den
Arm/Reich-Kontrast, wie auf weitere soziale Konflikte. Anders als in den
sonstigen Jugenddramen üblich wollte der Autor nicht generalisieren, sondern
eine einfache Geschichte aus dem Blickwinkel von jungen Männern erzählen, deren
Denken sich allein um ihre Arbeit, Fußball am Sonntagmorgen und Mädchen dreht. Die
Homogenität der hier beschriebenen Lebensumstände war keiner Verdrängung der
Realität geschuldet, sondern der Konzentration auf die kurze Phase
zwischen samstäglichem Feierabend und dem Arbeitsbeginn Montagfrüh.
Entsprechend sollte der Film „Zeit bis Montagfrüh“ heißen, doch
damit konnte Tremper sich beim Produzenten nicht durchsetzen, dem das zu
neutral klang – genau die von ihm beabsichtigte Wirkung. In Unkenntnis, dass
sowohl „Endstation Liebe“ als auch „Endstation Sehnsucht“ (deutscher
Verleihtitel von „A streetcar named desire“, USA 1951) unter dem Dach der
„Warner Bros.“ entstanden, hatte Tremper dem aus seiner Sicht kitschigen Titel
zuerst zugestimmt, im Glauben ihn aus rechtlichen Gründen noch verhindern zu
können. Ein Irrtum, der ihn die Freude an dem Film verlieren ließ:
„…es half alles nichts, die Hochstimmung war dahin. Jürgl
(Georg Tressler) fand in einer Konfektionsfirma am Fehrbelliner Platz ein liebes,
mir allzu harmlos vorkommendes Mädchen von vielleicht 17 Jahren, das Barbara
Freyte hieß – mein einziger Beitrag zu seiner Entdeckung bestand in einem
Radiergummi, mit dem ich ihm sofort die letzten beiden Buchstaben seines Namens
ausradierte.“ (Will Tremper, Meine wilden Jahre)
Barbara Frey erwies sich als die ideale Besetzung, auch wenn
ihre Stimme von Johanna von Koczian synchronisiert werden musste, denn die von
ihr gespielte Christa war „die Neue im Betriebsbüro, ein scheues Reh“, dass
erst den Ehrgeiz von Mecki (Horst Buchholz) weckt, sie über das Wochenende
rumzukriegen. Ein schwerer Fall, wie seine Fabrik-Kollegen finden, weshalb
Jeder von ihnen 5 Mark verwettet, dass Mecki es nicht schafft, obwohl dieser
sich einen guten Ruf als Verführer erarbeitet hat. Aus diesem Grund muss er
erst der Blondine aus dem Weg gehen, die am Fabriktor schon auf ihn wartet, um sich
um Christa kümmern zu können.
Trotz des Verzichts auf reißerische Elemente, lässt sich
auch in „Endstation Liebe“ der pädagogische Gestus nicht übersehen. Die Warnung
besonders an junge Frauen vor dem zu offenen Umgang mit der Sexualität gehörte
zum Standard-Repertoire der „Moral“-Filme der 50er und frühen 60er Jahre, aber
Will Tremper beabsichtigte keinen erhobenen Zeigefinger, er bildete die
vorherrschende Doppelmoral nur ab. Die jungen Männer werden zwar als
oberflächlich in ihrem Umgang mit Frauen beschrieben, aber das wird ihrer
Jugend zugestanden, die jungen Frauen werden dagegen gnadenlos in anständig und
leichtfertig unterteilt. Als Meckis Vater (Franz Nicklisch) zufällig Christa vor seiner Wohnung
antrifft, erwähnt er, sie wäre richtig nett, er hätte gar nicht gewusst, dass
sein Sohn solche Mädchen kennt. Und wenn am Ende die leicht geschürzte
Blondine, die sich nach Christas Zurückweisung um den frustrierten Mecki
gekümmert hatte, einen Schnaps auf den Spiegel spritzt und ihr Abbild verzerrt,
dann ist die Botschaft mehr als deutlich – als Partnerin kommt sie nicht in
Frage.
Wie zuvor in „Die Halbstarken“ entwickelte Tremper Sympathien
für seine Protagonisten und verurteilte ihr Verhalten nicht. Christa erweist
sich keineswegs als so sperrig, wie sie sich nach außen hin geben musste, und
Mecki begreift die Qualität ihrer Zuwendung. Der Titel "Endstation Liebe“ erzeugte dagegen eine falsche
Erwartungshaltung, denn Tresslers Film behauptete keinen Absolutheitsanspruch,
sondern beleuchtete einen kurzen Lebensausschnitt, einen Moment des Ausbruchs
aus dem Alltag – für den Erfolg beim damaligen Publikum und den heutigen Bekanntheitsgrad
des Films erwies sich dieser sensible Blick in die Befindlichkeiten junger
Menschen, Ende der 50er Jahre, leider als hinderlich.
"Endstation Liebe" Deutschland 1958, Regie: Georg Tressler, Drehbuch: Will Tremper, Axel von Hahn, Darsteller : Horst Buchholz, Barbara Frey, Karin Hardt, Benno Hoffmann, Franz Nicklisch, Laufzeit : 83 Minuten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen