Inhalt: Cary
Scott (Jane Wyman) ist eine angesehene Bürgerin ihrer Kleinstadt. Nach dem Tod
ihres Mannes kümmert sich nicht nur ihre beste Freundin Sarah (Agnes Moorehead)
um sie, auch die übrigen Bewohner versuchen die Witwe wieder in das tägliche
Leben zu integrieren, denn die Mittvierzigerin lebte zuletzt stark
zurückgezogen und kümmerte sich nur noch um ihre erwachsenen Kinder, wenn diese
sie einmal besuchten. Als sie sich erstmals wieder bei einem gesellschaftlichen
Ereignis zeigt, sind auch die männlichen Verehrer nicht weit, die sich um die
attraktive Frau bemühen.
Doch ihr
sind die direkten Annäherungsversuche der älteren Herren unangenehm. Dagegen gefällt
ihr die Anwesenheit ihres Gärtners Ron (Rock Hudson), der sich höflich und
wohltuend zurückhaltend verhält. Sie beginnt sich langsam dem einige Jahre
jüngeren Mann anzunähern. Cary ist erstmals seit dem Tod ihres Mannes wieder in
der Lage, Gefühle zuzulassen, aber sie rechnet nicht mit dem vehementen
Widerstand nicht nur ihrer Mitbürger, sondern besonders ihrer Kinder…
Eine Frau
und ein Mann verlieben sich, wollen heiraten, trennen sich nach einem Streit
und versöhnen sich wieder - die Story, die Douglas Sirk in "All that
heaven allows“ (Was der Himmel erlaubt) erzählt, klingt vordergründig üblich
und ist in ihrer Umsetzung doch bis heute einzigartig. Selbst die wenigen
Remakes (darunter herausragend "Angst essen Seele auf" (1974) von
Rainer Werner Fassbinder) verbeugen sich vor dem Original, indem sie dieses
nicht kopierten, sondern im jeweiligen Zeitkontext interpretierten. Ein
deutliches Zeichen dafür, dass Sirk hier eine Geschichte erzählte, die in ihrer
Struktur bis heute aktuell blieb.
Sirks
Gestaltung des Films wird durch den Vergleich mit dem ein Jahr zuvor gedrehten
Film "Magnificent Obsession" (Die wunderbare Macht, 1954) nachvollziehbar.
Auch dort spielten Jane Wyman und Rock Hudson schon das Liebespaar, um das sich
alles drehte, aber der Grund für den gesellschaftlich motivierten Widerstand
gegen ihre Verbindung lag nicht am jeweiligen Status, sondern in den emotionalen
Verstrickungen, die ihnen die bewusst unrealistisch konstruierte Story
auferlegte. Ob Sirk der kritische Ansatz zu schwach war, lässt sich nur vermuten,
aber "Was der Himmel erlaubt" wurde trotz ähnlicher gestalterischer Mittel
in seiner Aussage konkreter.
Der
Handlungsspielraum beschränkt sich auf einen sehr kleinen Bereich - eine amerikanischen Kleinstadt und ihre
Umgebung - und ist in ihrer Anlage von zeitloser Realität. Cary Scott (Jane
Wyman), eine wohlhabende Witwe Mitte 40, lebt allein in ihrem großen Haus und
kümmert sich um ihre zwei erwachsenen Kinder Kay (Gloria Talbott) und Ned
(William Reynolds), wenn diese am Wochenende vom Studium nach Hause kommen.
Gesellschaftlich ist sie sehr anerkannt, Mitglied des örtlichen Clubs und wird
von ihrer besten Freundin Sarah (Agnes Moorehead) umsorgt, die sie auch dazu
bringt, endlich einmal wieder an einem gesellschaftlichen Ereignis in der Stadt
teilzunehmen.
Sirk
inszeniert diese Abläufe im Stil amerikanischer Familienfilme, die in ihrer
sozialen Dichte immer Idealtypisch wirken. Doch es sind die Details, die die
unter der freundlichen Oberfläche verborgenen Zwänge verraten. Mit völliger
Selbstverständlichkeit werden von allen Beteiligten Verhaltensweisen
vorausgesetzt, nach der eine allein stehende Frau mittleren Alters zu agieren
hat. Dabei wird ihr sogar nahe gelegt, sich einen neuen Mann zu suchen (auch
von ihren Kindern), was einige der in Frage kommenden älteren Herren auf den
Plan bringt. Deren teilweise rücksichtslos forderndes Verhalten lässt erste
Risse im beschaulich harmonischen Beieinander erkennen, führt aber zu keinerlei
Konsequenzen, da männliche Eroberungsmuster von den Frauen akzeptiert werden.
Typisch für
Sirks Filme sind die großen Zeitsprünge zwischen einzelnen Szenen, mit denen er
einerseits seine Story vorantreibt, andererseits das Gewicht der Handlung auf punktuelle
Momente legt, während er Einwicklungen dazwischen nicht genauer schildert,
sondern nur deren Auswirkungen verdeutlicht. Da er diese Zeitsprünge nicht
äußerlich demonstriert, erfordert das vom Betrachter ein genaueres Hinsehen und
erspüren der Veränderungen. So entwickelt er auch sensibel und in der
zeitlichen Abfolge nachvollziehbar die Beziehung zwischen Cary und Ron (Rock
Hudson), den sie kennenlernt, als er sich um den Garten ihrer Villa kümmert.
Diese sehr
genaue und emotional nachfühlbare Beziehungsentwicklung ist von wesentlicher
Bedeutung für das Gelingen des Films, da Sirk so dem Betrachter die Reinheit
dieser Liebe demonstrieren kann, die emotional über den geforderten
Verhaltensregeln anzusiedeln ist. Auch wenn die Beziehung einer älteren Frau zu
einem jüngeren Mann - noch dazu unterschiedlichen Standes – heute nicht mehr über
den damaligen provokanten Status verfügt, so lässt sich die Wirkung auf das
damalige Publikum leicht nachvollziehen. Die Vorurteile, denen sich Cary durch
ihre unmittelbare Umgebung ausgesetzt sieht, entsprachen einer generellen
gesellschaftlichen Haltung und kein Satz, der in diesem Film fällt, und keine
Reaktion (auch ihrer Kinder) wirken übertrieben oder gewollt gehässig. Angesichts
der gleichzeitigen Akzeptanz, mit der sich eine junge Frau einen älteren
reichen Mann nehmen konnte (von Sirk genüsslich demonstriert), kann man sich
nicht des Gefühls erwehren, dass sich seit damals nicht viel verändert hat.
Dank des
melodramatisches Ambientes, der bunten Farben und des überzeugenden Spiels
seiner beiden Stars (deren Altersunterschied in "Magnificant
Obsession" keine Rolle spielte), gelang es Sirk, das Publikum gegen ihre
üblichen Vorurteile für das Paar einzunehmen. Zusätzlich noch gefördert durch
Rons sehr sympathischen, männlich ruhigen Charakter, der verlässlich im
amerikanischen Geist verankert ist. Auf Grund der wiederholt verwendeten
Stilelemente werden Sirks Melodramen häufig nach ähnlichen Gesichtspunkten
beurteilt, dabei überzuckerte er damit nur einen realen Konflikt, der als
ernstes Drama beim Publikum kaum eine Chance gehabt hätte und nicht zu dem
großen Erfolg geführt hätte. Nur an wenigen Details ließ Sirk die dahinter
verborgene Ironie deutlich erkennen, etwa als er im letzten Bild den Hirsch,
den Ron zuvor gefüttert hatte, noch einmal durchs Bild laufen lässt.
"Was
der Himmel erlaubt" verfügt keineswegs über einen religiösen Hintergrund, wie
der Titel vermuten lassen könnte, sondern betont im Gegenteil, das auf Erden
nicht viel erlaubt ist. Sirk gelang damit das seltene Kunststück, einen so
unterhaltenden wie berührenden Film für das große Publikum zu drehen, der in
der Lage ist, Vorurteile anzugreifen und den Betrachter unmerklich dazu zwingt,
sein Wertesystem zu hinterfragen.
"All that heaven allows" USA 1955, Regie: Douglas Sirk, Drehbuch: Edna L.Lee, Harry Lee, Peg Fenwick, Darsteller : Jane Wyman, Rock Hudson, Agnes Moorehead, Gloria Talbott, William Reynolds, Laufzeit : 85 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Detlef Sierck / Douglas Sirk:
"Zu neuen Ufern" (1937)
"La Habanera" (1937)
"Magnificent obsession" (Was der Himmel erlaubt, 1954)
"The tarnished angels" (Duell in den Wolken, 1957)
"La Habanera" (1937)
"Magnificent obsession" (Was der Himmel erlaubt, 1954)
"The tarnished angels" (Duell in den Wolken, 1957)
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