Inhalt:
Pater Brown (Heinz Rühmann) lässt sich auch als Gemeindepfarrer der kleinen
Insel Evert's Rock, auf die er vom Bischof strafversetzt wurde, nicht
unterkriegen. Rigoros mischt er sich in einen Streit um ein Fässchen Whiskey
ein, was ihm nur wenige Sympathiepunkte bei den hart gesottenen irischen
Schmugglern einbringt. Als er in einem unzugänglichen Kellergewölbe des
Pfarrhauses ein wertvolles Gemälde findet, das kurz darauf gestohlen wird,
kann er deshalb auf keine Informationen von Seiten der Einheimischen hoffen.
Der Diebstahl geschah ausgerechnet in dem Moment, als er beim Bischof (Rudolf
Forster) zum Rapport antreten musste, weil er mit dem Fund erneut Schlagzeilen
verursacht hatte – mit dem Ergebnis, dass er sofort wieder auf die Insel
zurückkehren soll, um das Bild wieder zu beschaffen.
Selbstverständlich
gelingt Brown dieses Unterfangen, aber er verschont die Diebe, indem er sie zur
Beichte bittet – niemals zuvor war die Kirche so gut gefüllt, wie an
diesem Tag. Dieser Erfolg verhindert zwar seine Strafversetzung in den
Innendienst, aber trotzdem muss er mit seiner Haushälterin (Lina Carstens) den
Gang in eine neue Gemeinde antreten. Angeblich bestand dort das einzige
Verbrechen der letzten sieben Jahre aus dem Diebstahl eines Golfballs, aber
schon auf seiner Fahrt zum Pfarrhaus wird er Zeuge eines heftigen Streits
zwischen seit langem verfeindeten Nachbarn…
Auch wenn
"Er kann's nicht lassen" am Ende von "Das schwarze Schaf"
(1960) als Fortsetzung schon angekündigt wurde, dauerte es beinahe zwei Jahre
bis Heinz Rühmann als "Pater Brown" wieder auf die Leinwand
zurückkehrte - nicht zum letzten Mal, denn Lucio Fulci sollte ihn 1967 in der
internationalen Produktion "Operazione San Pietro" (Die Abenteuer des
Kardinal Braun) erneut auf das Publikum loslassen, aber das hatte mit den
gemütlichen Schwarz-Weiß-Krimis der frühen 60er Jahre um den detektivisch
begabten Geistlichen nichts mehr gemeinsam. Dagegen wurde "Er kann's nicht
lassen" dem sehr erfolgreichen Erstling stark nachempfunden, weshalb es
überrascht, dass der Cast fast vollständig ausgetauscht wurde - nur die
unverzichtbaren Lina Carstens und Heinz Rühmann gehörten erneut zur Crew.
Wie weit
Rühmann selbst darauf Einfluss nahm, bleibt Spekulation, aber mit Axel von
Ambesser übernahm ein Regisseur die Leitung, der zuvor schon "Der Pauker" (1958) und "Der brave Soldat Schwejk" (1960) mit ihm
gedreht hatte - Kameramann Ashley hatte bei "Das schwarze Schaf" das
erste Mal am Regiepult gestanden. Sieht man von Siegfried Lowitz einmal ab, der Browns
besten Freund Flambeau im ersten Teil spielte und hier nur einmal kurz erwähnt
wird, spielte der Austausch der übrigen Darstellerriege keine entscheidende
Rolle. Rudolf Forster als Bischof gab ganz offiziell den Nachfolger und gehörte
wie Grit Boettcher und Siegfried Wischnewski ebenso dem damaligen
Mabuse/Edgar-Wallace-Darstellerkreis an, wie die Kollegen in "Das schwarze Schaf". Bemerkenswerter ist dagegen, dass mit Egon Eis ganz offiziell der
Mann das Drehbuch übernahm, der seit "Der Frosch mit der Maske"
(1959) entscheidend an der Entwicklung der Edgar-Wallace-Filmreihe beteiligt
war - dem Film selbst ist das nicht positiv anzumerken.
Zwar setzte
"Er kann's nicht lassen" erneut auf die Qualitäten seines
Hauptdarstellers, schneidet im direkten Vergleich aber schlechter ab. War
"Das schwarze Schaf" noch klar gegliedert in einen kurzen
Kriminalfall zu Beginn, um den Charakter des Priesters mit detektivischem
Spürsinn einzuführen, bevor sich der restliche Film einem komplexen
Mordkomplott widmete, kann sein Nachfolger den typischen Hang zur krampfhaften
Steigerung nicht leugnen. Dass Brown (Heinz Rühmann) beim Bischof (Rudolf
Forster) antreten muss, weil er ein wertvolles Bild gefunden hat - womit er
erneut auf den Titelseiten der Zeitungen landete - , von diesem aber sofort
wieder zurückgeschickt wird, weil er den just während seiner Anreise begangenen
Diebstahl des Bildes aufklären soll, um nach dessen Wiederbeschaffung doch in
eine angeblich besonders harmlose Gemeinde versetzt zu werden, ist mindestens
eine Wendung zu viel.
Die Macher
konnten der Versuchung nicht widerstehen, Szenen, die im ersten Film gut
angekommen waren, verstärkt zu bedienen. Die Auseinandersetzungen zwischen
Pater Brown und dem Bischof gehörten in "Das schwarze Schaf" zu den
Höhepunkten, waren aber sinnvoll platziert und überzeugten in ihrer Kritik an
einer wenig liberalen kirchlichen Haltung. Dagegen ist Browns Versuch, die
Münzsammler - Leidenschaft des Bischofs herauszufordern, völlig unnötig, wie
auch der Einsatz von körperlicher Gewalt. Wahrscheinlich wurden die Judo-Szenen
aus "Der Pauker" hier zum Vorbild, so dass Regisseur Von
Ambesser und Heinz Rühmann darauf zurückgriffen und Brown sich mit einem
Schulterwurf über die Kaimauer gegen einen Angreifer verteidigt. Abgesehen
davon, dass sich ein paar hartgesottene irische Kerle kaum davon einschüchtern
lassen, ist es gerade die Intelligenz, gepaart mit der friedlichen Aura des
Geistlichen, die diese Figur so außergewöhnlich werden lässt. Endgültig ins
Alberne verfällt der Film am Ende mit einer Verfolgungsjagd, die sowohl film-
als auch storytechnisch nicht zu dem - trotz Rühmanns humorvollem Spiel -
letztlich ernsthaften Kriminalfilm passt.
Den
damaligen Kinobesuchern wird es egal gewesen sein, denn die Ansicht des Erstlings
lag schon fast zwei Jahre zurück und ein unmittelbarer Vergleich war nur schwer
möglich. Zwar fehlte „Er kann’s nicht lassen“ die atmosphärische Dichte und
innere Schlüssigkeit des Vorgängerfilms, aber Heinz Rühmann blieb seiner
Verkörperung des detektivisch begabten Pfarrers treu - letztlich die
entscheidende Komponente für den Erfolg. Zudem ließ auch der Nachfolger für die
Entstehungszeit erstaunlich liberale Ansichten erkennen, auch wenn die Kritik
an der katholischen Kirche dezenter ausfiel. Der junge Mann, der seine
Drogenabhängigkeit überwunden hat, und seine Freundin (Grit Boettcher), die mit
ihm in "Wilder Ehe" zusammenlebt, werden zu Sympathieträgern, für die
sich Brown einsetzt. Aus heutiger Sicht erscheint das wenig gewagt, zumal die
moralischen Standards am Ende wieder in Ordnung gebracht werden, aber es trägt
zum Vergnügen bei der Ansicht dieser im besten Sinn altmodischen Filme bei,
auch wenn „Er kann’s nicht lassen“ zeitweise ein wenig aus der seriösen Spur
gerät.
"Er kann's nicht lassen" Deutschland 1962, Regie: Axel von Ambesser, Drehbuch: Egon Eis, Carl Merz, G.K.Chesterton (Roman), Darsteller : Heinz Rühmann, Lina Carstens, Rudolf Forster, Grit Boettcher, Ruth Maria Kubitschek, Siegfried Wischnewski, Horst Tappert, Laufzeit : 91 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Axel von Ambesser:
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