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Udo (Jürgens) und seine Eva (Gertraud Jesserer) im Beziehungs-Clinch |
Inhalt: Nachdem Manfred (Schnelldorfer) Hannelore (Auer)
nach drei Jahren in den USA und Zwischenstopp auf Mallorca mit seinem Alfa
Spider am Flughafen abgeholt hatte, umkurven sie entspannt den Wolfgangsee und
kommen auf alte Zeiten zu sprechen – genauer auf Udo (Jürgens) und dessen
amouröses Abenteuer, das im Ehehafen endete.
Der Beginn klingt allerdings wenig vielversprechend, denn
anstatt ihn auf seiner Tournee zu begleiten, wollte seine Freundin (Gertraud
Jesserer) eine eigene Karriere als Schauspielerin starten. Ob so viel
weiblichen Widerspruchsgeists, blieb Udo nur der Bruch und er gesellte sich
allein zu seiner international besetzten Show-Truppe, die im selben alten Schloss
am Neusiedler See landete wie die notorisch klamme Theatergruppe, der sich
seine Freundin angeschlossen hatte. Klar, dass das nicht lange gut gehen
konnte…
Rückblick auf den 15.Hofbauer Kongress vom 07.01. bis 11.01.2016
"Das Spukschloss im Salzkammergut" erfreute am dritten Tag des 15. Hofbauer-Kongresses die Herzen mit seinem Mix aus Musik- und Heimatfilm sowie platter Komödie - ganz den populären Vorbildern "Das Spukschloss im Spessart" (1960) und Billians erster Regie-Arbeit "Übermut im Salzkammergut" (1963) verpflichtet, aus deren Titeln die Produktionsgesellschaft raffiniert einen "neuen" Titel zusammensetzte. Es wurde ihr letzter Akt, war aber insofern konsequent, weil auch der Film nichts Neues bot.
Das Filmplakat verweist auf ihre Absichten. Udo Jürgens sieht darauf deutlich "flotter" aus als in den Filmaufnahmen, die mehr als drei Jahre zuvor entstanden waren. Und als Stars wurden neben ihm Hannelore Auer und Manfred Schnelldorfer groß aufgeführt, die mit der eigentlichen Filmhandlung genauso wenig zu tun hatten, wie das "Spukschloss" im Salzkammergut steht. Sie sollten der Resteverwertung nur einen modernen Anstrich geben.
"Mercie, chérie" sang Udo Jürgens am 5. März 1966
in Luxemburg und gewann den 11. Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne
für Österreich - vielleicht der entscheidende Grund, warum "Das
Spukschloss im Salzkammergut" am 23. November 1966 noch das Licht der
Kinoleinwand erblickte.
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"Da steht Udo ganz groß drauf" meint Eva - wohl eine optische Täuschung... |
Heimatfilm und Schlagerfilm waren in den frühen 60er Jahren
eine Allianz eingegangen, um der darbenden Branche auf die Beine zu helfen,
aber inzwischen war nur noch ein leises Röcheln zu vernehmen (siehe den Essay
"Der Weg in die Moderne - der Heimatfilm der Jahre 1958 bis 1969 ").
Udo Jürgens, dessen Karrierebeginn eng mit dem Schlagerfilm verbunden war
("Die Beine von Dolores" (1957)), hatte Anfang 1964 in "Unsere
tollen Tanten in der Südsee" seinen letzten Filmauftritt, bevor er sich
ausschließlich auf den Gesang konzentrierte. Der deutsche Verleihtitel
"Siebzehn Jahr, blondes Haar" für die italienisch-deutsche
Co-Produktion "La battaglia dei mods", September 1966 herausgekommen,
war reiner Etikettenschwindel, erst in "Das Spukschloss im
Salzkammergut" tauchte Udo Jürgens tatsächlich noch ein letztes Mal als
Schauspieler aus der Versenkung auf.
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...denn seine "Internationale Show-Gruppe" reist per Bus durch die Provinz |
Es bedarf nicht allzu viel Fantasie, um die Entstehung des
Films als Resteverwertung der "Music House" - Production Company am
Ende ihrer kurzen Existenz zu erkennen. Udo Jürgens‘ einziger Song im Film
"Das kann auch dir gescheh'n" stammte aus dem Jahr 1962, weshalb viel
dafür spricht, dass Regisseur Rolf Olsen die von ihm erdachte Story um den
Streit einer Schauspieltruppe und einer tingelnden Music-Show direkt nach
"Hochzeit am Neusiedler See" abdrehte, der Ende 1963 in die Kinos
kam. Die Besetzung um das Protagonisten-Paar Getraud Jesserer und Udo Jürgens sowie
bekannte Darsteller wie Ruth Stephan, Mady Rahl, Oskar Sima oder Rudolf
Schündler war bis in kleine Nebenrollen identisch, gedreht wurde jeweils vor
dem Hintergrund des Neusiedler Sees im Burgenland und Rocco Granata trat in beiden Filmen auf – auch sein 1966
gesungener „Tango d’amore“ stammte aus dem Jahr 1962.
Von 1963 bis 1966 – ein Quantensprung
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Hannelore Auer ganz 1966 |
Verräterisch sind auch die Angaben zum Drehbuch in den
Credits. Idee und Ausführung stammten von Rolf Olsen, Hans Billian hatte es nur
bearbeitet. Dass Olsen an der letztlichen Kino-Fassung von „Das Spukschloss im
Salzkammergut“ aktiv beteiligt war, ist unwahrscheinlich. Obwohl fast
gleichaltrig gibt es keinen weiteren Berührungspunkt in ihren umfangreichen
Oevres. Dem erfahrenen Schlagerfilm-Spezialisten Billian blieb es allein überlassen,
eine Modernisierung einzuleiten. Er montierte neben die handlungsintegrierten Musiknummern einige ortsfremde, aber aktuelle Schlager, darunter zwei von Peggy March. Sein
größter Regie-Eingriff galt einer zusätzlichen Rahmenhandlung, mit der er den
Film im Salzkammergut verortete und in die Gegenwart von 1966 versetzte. Zuerst
sollten die Bilder eines Düsen-Jets internationales Flair vermitteln, bevor der
Olympionike und Teilzeit-Sänger Manfred Schnelldorfer Hannelore Auer im
Alfa-Spider um den Wolfgangsee kutschierte. Deren Lied „Nur mein Herz bleibt in
Mallorca“ spielte nicht nur auf die zunehmende Reisefreude der Deutschen an, die
frivol und selbstbewusst agierende Auer ließ auch die Protagonisten der Haupthandlung
alt aussehen.
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Udo und Gertraud ganz 1963 |
Gegen sie wirkte Udo Jürgens im Anzug mit akkuratem
Haarschnitt entsprechend der altbackenen Story wie ein Musterschüler. Da
kann Hannelore Auer in der Rahmenhandlung noch so oft „den Udo“ erwähnen, im
Film hebt er sich nur durch seinen wenig sympathischen Umgang mit seiner Freundin Eva (Gertraud Jesserer) ab, deren Wunsch, als Schauspielerin berufstätig sein
zu wollen, er lächerlich findet – der daraus entstehende Streit zu Beginn der
Handlung war noch ganz dem traditionellen Geschlechter-Rollenbild zu verdanken.
Dass Udo sich darüber hinaus nicht zu schade war, die geringen
Erfolgsaussichten der kräftig dilettierenden Darsteller-Riege um seine Freundin
am „Spukschloss“ zu torpedieren, war eine unnötige Dramatisierung dieser
Thematik. Den Produzenten muss die dünne Story bewusst gewesen sein, weshalb
sie den einzigen Höhepunkt des Films gleich zu Beginn schon vorwegnahmen – die zentral
gelegene 2minütige Spukszene im Schloss, in der die Schauspieler die arroganten
Musiker aus dem Schlaf schrecken. Vermutlich der einzige Grund neben Udo
Jürgens‘ gewachsener Popularität, Olsens unveröffentlichte Filmrolle aus der
Mottenkiste zu holen.
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Die schauspielernde Konkurrenz |
Bleibt nur noch die Frage, warum die so schmählich
behandelte Verlobte am Ende ihren Udo doch heiratet? – Die Antwort findet sich
im Jahr 1963, als der weibliche Wunsch nach einem eigenen Einkommen noch wenig
populär war und Udos Verhalten als legitim galt. Nun ist 1966 nicht als Jahr
des emanzipatorischen Durchbruchs in die Geschichte eingegangen, aber die Gesellschaft
veränderte sich Mitte der 60er Jahre rasant und Hannelore Auers abschließende
Verteidigung der Haltung Udos klang nur noch halbherzig – die Erwartung des
Publikums an Typen, die cool und modern wirken wollten, hatte sich verändert. Es
kann entsprechend ausgeschlossen werden, dass Udo Jürgens seine einmalige Wiederauferstehung
auf der Leinwand begrüßte – auch für Manfred Schnelldorfer blieb es der letzte
Auftritt in einem Kinofilm.
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Das Händchen macht Schluss |
Parallel feierte Rolf Olsen „heiße Nächte“ in Frankfurt, („In
Frankfurt sind die Nächte heiß“ (1966)) und Billian beteiligte sich wenig
später an der spanisch-deutschen Co-Produktion „Das Haus der tausend Freuden“
(1967), bevor er es „Pudelnackt in Oberbayern“ (1969) trieb. Hannerlore Auer
ließ es derweil bei
"Suzanne - die Wirtin von der Lahn" (1967) krachen. Auf die
„Sex-Karte“ hatte Billian bei seiner Frischzellenkur noch verzichtet, zu brav
kam Olsens 63er Vorlage daher. Irgendwie aus der
Zeit gefallen, aber in der von Billian zusammengeschusterten Vielfalt ein wunderschöner Abgesang auf Heimat- und Musikfilm.
"Das Spukschloss im Salzkammergut" Deutschland 1966, Regie: Rolf Olsen, Hans Billian, Drehbuch: Rolf Olsen, Hans Billian, Darsteller : Udo Jürgens, Gertraud Jesserer, Hannelore Auer, Manfred Schnelldorfer, Ruth Stephan, Oskar Sima, Mady Rahl, Ilse Peternell, Laufzeit : 82 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Rolf Olsen
"Der letzte Ritt nach Santa Cruz" (1964)
"Heubodengeflüster" (1967)
"Der Arzt von St.Pauli" (1968)
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