Inhalt: Nachdem
Heinz Pohlmann (Jan Hendricks), der als Hauptverdächtiger galt, aus Mangel an
Beweisen entlassen werden musste, verfügt der ermittelnde Kommissar (Hans
Elwenspoek) über keine neue Spur im Mord an der Edel-Prostituierten Rosemarie
Nitribitt (Belinda Lee). Als der Jugend- und Kriminalpsychologe Andreas
Guttberg (Wolfgang Büttner) ihn besucht und mit den Worten beginnt, dass zwei
Menschen die junge Frau umgebracht hätten, horcht er auf - von zwei Mördern war er bisher nicht
ausgegangen. Doch Guttberg versteht seinen Hinweis in psychologischer Hinsicht,
denn neben dem ausführenden Täter wäre Rosemarie Nitribitt selbst schuld an
ihrem Tod, wahrscheinlich schon mit ihrer ersten Entscheidung nach der
Entlassung aus der Erziehungsanstalt, die ihr angebotene Arbeitsstelle nicht
anzutreten, sondern stattdessen auf den Strich zu gehen.
Um seinen
Worten Nachdruck zu verleihen, beginnt Guttberg die Geschichte der Nitribitt
detailliert nachzuerzählen. In Frankfurt/Main angekommen leiht sie sich von
einer älteren Prostituierten 80 Mark, um sich ein paar passende Klamotten zu
kaufen. Obwohl sie mit diesem Startgeld schnell Gewinn macht, zahlt sie es
nicht zurück, als sie erfährt, dass ihre Kollegin ins Krankenhaus eingeliefert
wurde, wo diese kurz darauf stirbt. Um an potente Kunden heranzukommen, begibt
sie sich zur Anbahnung in Bars, was strafrechtlich verboten ist. Als sie
beinahe von einer Polizeikontrolle erwischt wird, kommt ihr der ältere
russische Geschäftsmann Alexander Woltikoff zu Hilfe (Walter Rilla), der sie
als seine Begleiterin ausgibt. Er gesteht ihr, dass er sich in sie verliebt hat
und sie für sich allein haben möchte…
Daran, um welche Wahrheit es sich in "Die Wahrheit über Rosemarie" handelt, lässt der Jugend- und Kriminalpsychologe Andreas Guttberg (Wolfgang Büttner) gegenüber dem ermittelnden Kommissar (Hans Elwenspoek) von Beginn an keinen Zweifel: zwei Personen haben seiner Meinung nach Rosemarie Nitribitt (Belinda Lee) getötet - ihr von der Polizei gesuchter (und bis heute nicht entdeckter) Mörder und sie selbst. Drehbuchautor J.J.Bartsch, der auch das Drehbuch zu Jugerts Vorgängerfilm "Die feuerrote Baronesse" (1959) schrieb und im Heimatfilm ("Die Prinzessin von St. Wolfgang", 1957) und Kriegsfilm-Genre ("Die grünen Teufel von Monte Cassino", 1958) zuvor an der Seite von Regisseur Harald Reinl tätig war, versuchte gar nicht erst, erhellende Fakten hinsichtlich des Kriminalfalls zu finden, sondern konzentrierte sich allein auf die Figur der jungen Frau aus schwierigen sozialen Verhältnissen, die - anstatt die Chancen zu nutzen, die ihr staatlicherseits geboten wurden - auf den Strich ging und damit letztlich die Hauptschuld an ihrem frühen Tod trug.
Daran, um welche Wahrheit es sich in "Die Wahrheit über Rosemarie" handelt, lässt der Jugend- und Kriminalpsychologe Andreas Guttberg (Wolfgang Büttner) gegenüber dem ermittelnden Kommissar (Hans Elwenspoek) von Beginn an keinen Zweifel: zwei Personen haben seiner Meinung nach Rosemarie Nitribitt (Belinda Lee) getötet - ihr von der Polizei gesuchter (und bis heute nicht entdeckter) Mörder und sie selbst. Drehbuchautor J.J.Bartsch, der auch das Drehbuch zu Jugerts Vorgängerfilm "Die feuerrote Baronesse" (1959) schrieb und im Heimatfilm ("Die Prinzessin von St. Wolfgang", 1957) und Kriegsfilm-Genre ("Die grünen Teufel von Monte Cassino", 1958) zuvor an der Seite von Regisseur Harald Reinl tätig war, versuchte gar nicht erst, erhellende Fakten hinsichtlich des Kriminalfalls zu finden, sondern konzentrierte sich allein auf die Figur der jungen Frau aus schwierigen sozialen Verhältnissen, die - anstatt die Chancen zu nutzen, die ihr staatlicherseits geboten wurden - auf den Strich ging und damit letztlich die Hauptschuld an ihrem frühen Tod trug.
"Die
Wahrheit über Rosemarie" ist in seiner moralischen Selbstgerechtigkeit,
unterstützt von einfachsten psychologischen Weisheiten, die nur eindeutige
kausale Zusammenhänge kennen, nahezu unerträglich und weist darin Parallelen zu
Veit Harlans "Anders als du und ich (§175)" (1957) auf - nur dass es
sich hier statt um Homosexualität um Prostitution handelt. Beide Filme verfolgten
eine ähnliche Intention – ein gewisses Mitleid für die vom Virus der Unmoral
Befallenen heuchelnd, sollte der semi-dokumentarische Stil zuerst die Gefahren
des Verfalls demonstrieren, um daraufhin erzieherische, eine negative Vorbildwirkung
verhindernde Maßnahmen zu propagieren. Zynisch ließe sich feststellen, der Tod
der Frankfurter Edel-Prostituierten wäre den Machern entgegen gekommen, so
folgerichtig wird er hier als Konsequenz ihres Lebensstils dargestellt.
Unterschiedlicher
zu Rolf Thieles schon ein Jahr zuvor in die Kinos gekommener „Das Mädchen Rosemarie“ (1958) hätten Intention und Storyanlage kaum sein können. Während
Thieles Film die Ereignisse um Rosemarie für einen satirischen Rundumschlag auf
die verlogene Scheinmoral in der Wirtschaftswunder - BRD nutzte, in der die von
Nadja Tiller gespielte Rosemarie trotz ihrer Berufswahl die sympathischste
Figur abgab, spielte Belinda Lee ein Mädchen aus der Gosse, das dank ihrer
Schönheit zwar auch Männer aus besseren Kreisen zu betören wusste, nie aber ihre
primitive Herkunft überwinden konnte. Anstatt wohl situierte und verheiratete
Freier in den Mittelpunkt zu stellen, die bei ihren Geschäftsterminen in der
Großstadt Frankfurt Ablenkung von ihrem bürgerlichen Leben suchten, zauberte
„Die Wahrheit über Rosemarie“ einen reichen älteren Herren russischer Herkunft (Walter
Rilla) hervor, der es angeblich sehr ernst mit Rosemarie Nitribitt meint. Er
verzeiht ihr Vorleben, finanziert Wohnung und Auto, verlangt aber, dass sie ihm
treu ist, wenn er sich auf Geschäftsreise befindet.
Die gesamte
Konstellation hat nur die Funktion, zu untermauern, dass Rosemarie ihre Chancen,
ein bürgerliches Leben zu führen, nicht nutzte. Wieso ausgerechnet die junge,
ihn kaum beachtende Prostituierte Gefühle, die „sich nicht kaufen lassen“, bei
ihm erzeugt haben soll, bleibt das Geheimnis des älteren Herrn. Entsprechend
wenig nimmt sie ihn und seine Bedingungen ernst und gerät in die Bredouille,
als er sie zu sich nach Cannes einlädt und nach ihrem Verhalten während seiner
Abwesenheit fragt. Nur weil sie lügt beendet er ihre Beziehung, hätte sie ihm
gestanden, weiter als Prostituierte gearbeitet zu haben, hätte er ihr angeblich
großzügig verziehen – eindeutiger konnte der Film die Schuld nicht zuweisen. Um
zu begründen, wieso sie sich trotz dieser Zurückweisung einen luxuriösen Stil
in Frankfurt samt Mercedes-Cabrio leisten konnte, ließ der Film den honorigen
Russen noch in derselben Nacht an einem Herzinfarkt sterben, was die Nitribitt
sofort dazu nutzt, Anspruch auf sein Erbe zu erheben, obwohl es dafür kaum eine
Rechtsgrundlage gegeben haben dürfte.
Ausgehend
von ihrer Vergangenheit bis zu ihrer Entlassung aus der Erziehungsanstalt – die
einzigen echten Fakten, an denen sich „Die Wahrheit über Rosemarie“ orientierte
– erscheint die Charakterisierung der Nitribitt als etwas einfältiges,
ungebildetes Mädchen realistischer als die schnell zur eleganten Dame reifende
Prostituierte in Thieles Film. Doch das egoistische und zickige Auftreten, mit
dem Belinda Lee in ihrer Rolle auch die wenigen ihr wohl gesonnenen Menschen
vergrault, wirkt unglaubwürdig - selbst Karl Lieffen als sich um sie bemühender
Zuhälter ist dagegen ein echter Sympathieträger - denn die real unscheinbarere
Rosemarie Nitribitt wäre so kaum erfolgreich gewesen. Offensichtlich wollte der
Film keinen Moment den Eindruck entstehen lassen, dass es irgendeinen, auch nur
minutiösen Grund gäbe, um als Prostituierte zu arbeiten. Den einzig liebenden
Mann ignorierte Rosemarie, während alle anderen Freier den Eindruck
hinterlassen, jederzeit auf sie verzichten zu können oder sie sogar betrügen (Karl Schönböck). Selbst der Luxus, mit dem
sie sich umgibt, verliert seine Wirkung, angesichts einer ständig unzufriedenen
jungen Frau, die nichts zu schätzen weiß.
So einseitig
wertend ihr Niedergang generell geschildert wurde, stehen besonders zwei Szenen
signifikant für die moralische Haltung des Films. Paul Dahlke, der schon in
Harlans „Anders als du und ich (§175)“ den Kampf gegen die Homosexualität antrat,
spielt hier den braven, unscheinbaren Ehemann Reimer, der unter der Kontrolle
einer wenig liebenswürdigen Ehefrau steht. Heimlich zweigt er sich Geld ab, bis
er genügend zu besitzen glaubt, um zu Rosemarie Nitribitt gehen zu können.
Erstmals scheint der Film die bürgerliche Scheinmoral aufzugreifen, aber Reimer
will keinen Sex, sondern für Informationen über seine verschwundene Schwägerin
zahlen, von der er glaubt, dass sie in den Prostitutionssumpf gezogen wurde.
Verzweifelt prügelt er auf die junge Frau ein – eine Reaktion, die der Film keineswegs
kritisch betrachtete, trotz der Scham, die Reimer danach empfindet. Ebenso
eindeutig sind die Ausführungen des Polizeipsychologen, der am Beispiel seines
Sohnes Fred (Claus Wilcke) demonstriert, dass es nur der richtigen Erziehung
bedarf, um gegenüber den Versuchungen der Prostitution resistent zu sein.
Rosemarie Nitribitt verliebt sich in den gut aussehenden jungen Mann und wendet
alle weiblichen Tricks an, um ihn zu verführen – bis sie sich sogar vor ihm
entblößt. Doch dank seiner "geistig gesunden" Haltung empfindet er nur Ekel.
Entsprechend nehmen die Szenen einer meist leicht geschürzten Belinda Lee bei der Ausführung ihrer Arbeit einen wesentlich größeren Teil ein als in Thieles Nitribitt - Film. Damit wies „Die Wahrheit über Rosemarie“ schon auf das spätere „Schulmädchenreport“ – Rezept hin. Begleitet von dem scheinbar seriösen Kommentar eines Psychologen wurde um Verständnis geworben, gleichzeitig aber moralischer Anstand gepredigt, um den Freiraum für die Darstellung gesellschaftlich tabuisierter Themen zu erhalten. Das relativiert die Handlung aus heutiger Sicht ein wenig, ändert aber nichts daran, dass der Film im Vergleich zu Thieles - auch das spätere Bild der Rosemarie Nitribitt prägende - Gesellschafts-Satire zurecht in Vergessenheit geriet.
"Die Wahrheit über Rosemarie" Deutschland 1959, Regie: Rudolf Jugert, Drehbuch: J.Joachim Bartsch, Darsteller : Belinda Lee, Wolfgang Büttner, Claus Wilcke, Walter Rilla, Karl Lieffen, Paul Dahlke, Hans Nielsen, Karl Schönböck, Lina Carstens, Laufzeit : 95 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Rudolf Jugert:
"Ein Herz spielt falsch" (1953)
"Der Meineidbauer" (1956)
"Studentin Helene Willfüer" (1956)
"Die feuerrote Baronesse" (1959)
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