Inhalt: Der
reiche Bauer Andrä Muralt (Walter Richter) ist es gewohnt, sich durchzusetzen -
der Ruf, mit seinem Geld noch jede Frau herumbekommen zu haben, eilt ihm
voraus. Doch die Magd Maria (Ingeborg Cornelius) widersetzt sich ihm, denn sie
liebt Lorenz Gerold (Jürgen Goslar), den Sohn des Bürgermeisters (Michl Lang).
Dieser hat zwar ganz andere Vorstellungen hinsichtlich seiner zukünftigen Schwiegertochter, aber er willigt in die Ehe seines Sohnes mit Maria ein, um Muralt zu erniedrigen. Unerwartet nimmt Muralt die scheinheilige Einladung zu den Feierlichkeiten an, aber ihm wird zuerst der Tanz mit der Braut verweigert, bevor er rausgeschmissen wird. Betrunken kehrt er in sein Haus zurück, wo er sich mit seiner Haushälterin Agnes (Ingmar Zeisberg) tröstet, die ihn schon lange heimlich liebt...
Dieser hat zwar ganz andere Vorstellungen hinsichtlich seiner zukünftigen Schwiegertochter, aber er willigt in die Ehe seines Sohnes mit Maria ein, um Muralt zu erniedrigen. Unerwartet nimmt Muralt die scheinheilige Einladung zu den Feierlichkeiten an, aber ihm wird zuerst der Tanz mit der Braut verweigert, bevor er rausgeschmissen wird. Betrunken kehrt er in sein Haus zurück, wo er sich mit seiner Haushälterin Agnes (Ingmar Zeisberg) tröstet, die ihn schon lange heimlich liebt...
Oberflächlich
betrachtet ließe sich "Wo der Wildbach rauscht" auf die im Heimatfilm
üblichen Liebesverwirrungen und Irrungen reduzieren, die sich nach dramatischen
Auseinandersetzungen schlussendlich zum Guten wenden - eine sichere
Erfolgsformel im bundesdeutschen Kino Mitte der 50er Jahre, wie der große
Zuschauerzuspruch bewies, der sich Anfang der 70er Jahre überraschend wiederholte (und Regisseur Jürgen Enz zu seiner Softsex-Variante "Wo der Wildbach durch das Höschen raucht" (1974) motivierte).
Schon die
erste Szene, in der sich der massige Bauer Andrä Muralt (Walter Richter) der
jungen blonden Magd Maria (Ingeborg Cornelius) aufdrängt, die ihn sich nur mit
Mühe vom Leibe halten kann, verteilt die Sympathien in Gut und Böse und scheint damit die gängigen Klischees zu erfüllen. Der reiche
Muralt glaubt, dass er Jeden kaufen kann, aber an der Jungfrau Maria beißt er
sich die Zähne aus. Sie liebt Lorenz Gerold (Jürgen Goslar), den Sohn des
Bürgermeisters (Michl Lang), der zwar andere Vorstellungen hinsichtlich seiner
zukünftigen Schwiegertochter hat, aber dennoch zustimmt, um die Schmach des im
ganzen Ort unbeliebten Muralt noch zu steigern. Mit Agnes (Ingmar Zeisberg),
der Haushälterin des reichen Bauern und dessen Großknecht Wolf (Emmerich
Schrenk) wird die Konstellation noch komplexer, denn Agnes liebt heimlich ihren
Chef, weshalb sie sich wiederum des aufdringlichen Wolf erwehrt.
Die
Hochzeitsfeierlichkeiten werden erwartungsgemäß zum Spießrutenlauf für Muralt,
dem zuerst der Tanz mit der Braut verweigert wird, bevor der Bürgermeister ihn
rauswerfen lässt. Betrunken macht er sich - wieder nach Hause zurückgekehrt -
über die willige Agnes her, aber erst ein tragischer Unglücksfall lässt die
Situation endgültig explodieren. Wenige Monate nach diesen Ereignissen begegnen
sich Muralt und Lorenz Gerold auf einer schmalen Brücke über dem titelgebenden
Wildbach, nicht bereit dem Anderen den Vortritt zu lassen. Der junge Ehemann
Lorenz verliert den Halt und stürzt tödlich in den Bach, worauf passiert, was
passieren muss. Muralt hat keine Chance gegen die vorherrschende Meinung, die
ihn des Rachemords beschuldigt - einzig die daran zweifelnde Aussage der Witwe
verhindert die Todesstrafe. Doch für zwanzig Jahre wird der vermeintliche Täter
weggesperrt, bevor die Handlung eine Generation später denselben Faden wieder
aufnimmt.
Unschwer
lässt sich die kalkulierte Dramatik aus einer Handlung herauslesen, die erneut
die Mär von Liebe und Hass inmitten einer wilden und unberührten Landschaft
erzählte, aber am Beispiel dieses Heimatfilms lassen sich die Unterschiede
zwischen äußerlich ähnlich angelegten Filme analysieren. Der Anteil an
Naturaufnahmen oder der Darstellung heimatlicher Bräuche wurde in "Wo der
Wildbach rauscht" auf ein Genre-Minimum beschränkt, denn die komplexe
Story ließ keine Zeit dafür. Um die Handlung vor und nach dem zentral gelegenen
Zeitsprung von 20 Jahren voranzutreiben, jagt hier ein Ereignis das nächste. Liebe,
Ablehnung, Hochzeit, sogar der Tod des jungen Ehemanns und die anschließende
Verurteilung des angeblichen Mörders werden so schnell abgehandelt, dass sie
ohne kitschige oder übertriebene Emotionen auskommen.
An den zwei Liebesgeschichten, die die jeweiligen Hälften
prägen, lässt sich der notwendige Pragmatismus des Drehbuchs demonstrieren. Sowohl die Gefühle zwischen Maria und Gerold, als auch zwischen Marias
Sohn Lenz (Albert Rueprecht) und der hübschen Kellnerin Regina (Helga Frank)
zwanzig Jahre später, werden als schon gegeben vorausgesetzt. Die häufig
konstruiert wirkenden Begegnungs-Stories vieler Heimat- und Liebesfilme fallen
hier unter den Tisch, wie auch die zwanzigjährige Haftzeit des auf Rache
sinnenden Großbauern wie im Flug vergeht. Dass von den Beteiligten in der
zweiten Hälfte des Films Niemand zwanzig Jahre älter aussieht, spielt schon
keine Rolle mehr, denn "Wo der Wildbach rauscht" ist ein Heimatfilm
im Zeitraffertempo.
Kritisch
ließe sich anmerken, dass wegen der dichten, abwechslungsreichen Handlung die
emotionale Ebene vernachlässigt wurde, weshalb die hier gezeigten Gefühle von
Liebe und Hass kaum Gelegenheit zur Entfaltung bekamen und nur an Hand der
eintretenden Ereignisse begründet wurden. Ein gerechtfertigter Einwurf, gäbe es
nicht die schauspielerische Leistung Walter Richters, der die zentrale Figur
des unbeliebten, reichen Bauern nicht nur mit Leben erfüllte, sondern eine
glaubwürdige Wandlung vollzog, die ihn vom Feindbild zum Sympathieträger werden
ließ. Steht Muralt zu Beginn noch als rücksichtsloser Machtmensch da, wird er
zunehmend zur tragischen Figur. Keineswegs nur wegen der ungerechtfertigten
Gefängnisstrafe, die der Film in ihrer tatsächlichen Tragweite gar nicht
vermittelte, sondern durch das Verhalten der übrigen Dorfbewohner. Der zu
Selbstjustiz neigende Mob unter der Führung des Bürgermeisters und Marias Sohn
Lenz, der Muralt den Tod seines Vaters nicht verzeihen kann, übernehmen in
ihrer sturen Uneinsichtigkeit zunehmend die Bösewicht-Rolle.
Regisseur
Heinz Paul, schon seit Stummfilmzeiten aktiv und während der Zeit des
Nationalsozialismus auch mit Propagandafilmen beauftragt („Kameraden auf See“,
1938), drehte nach dem Krieg nur noch wenige Filme. „Wo der Wildbach rauscht“ blieb sein einziger Heimatfilm. Er verzichtete darin nicht nur auf ein
eindeutiges Gut- und Böse-Schema, sondern unterwanderte auch die moralischen
Standards, indem er die Auswirkungen unehelichen Geschlechtsverkehrs nicht
negativ bewertete. Hätte "Wo der Wildbach rauscht" auf das zwar kurz gehaltene,
angesichts der vorher geschilderten Konflikte aber unglaubwürdige Happy-End
verzichtet, gehörte er zu den besseren Vertretern des Genres, aber auch so bietet
er tadellose Heimatfilm-Unterhaltung.
"Wo der Wildbach rauscht" Deutschland 1956, Regie: Heinz Paul, Drehbuch: Hans Weihmayr Lippl, Darsteller : Walter Richter, Ingeborg Cornelius, Ingmar Zeisberg, Helga Frank, Jürgen Goslar, Lucie Englisch, Franz Muxeneder, Laufzeit : 96 Minuten
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