Inhalt: Die
drei Landstreicher Hans (Hans Richter), Nachtigall (Kurt Reimann) und Tünnes
(Ludwig Schmitz) sind immer noch auf der Walz und kommen an eine kleine
Tankstelle in der Nähe von Dinkelbühl, wo sich Kurt Kramer (Paul Klinger), erst
seit kurzem Besitzer der Tankstelle, seine Mahlzeit mit ihnen teilt. Während
sie weiter in die Stadt ziehen, um mit ihrem Gesang etwas Geld zu verdienen,
taucht plötzlich Erich Bachner (Fritz Kösling) in Kramers Haus auf. Er ist aus
dem Gefängnis ausgebrochen und auf der Flucht vor der Polizei, was Kramer aber
nicht weiß. Deshalb
gibt er ihm Briefpapier und bringt auch dessen Brief zu seiner Schwester Inge
Bachner (Sonja Ziemann) nach Dinkelbühl, wo sie den Gasthof „Am Brunnen vor dem
Tore“ führt, der von der Polizei überwacht wird.
Inge bittet Kramer, sie mitzunehmen, um ihren Bruder zu treffen. Doch dieser ist inzwischen verschwunden, weshalb sie ergebnislos zu ihrem Gasthof zurückläuft. Dort trifft sie auf ihre alte Freundin Lilo (Marina Ried), die frisch geschieden wieder aus den USA zurückgekommen ist. Auch Inge hat schon länger nichts mehr von ihrem Verlobten Robert (Fritz Wagner) gehört, seitdem dieser vor einigen Monaten nach England zurück ging…
Inge bittet Kramer, sie mitzunehmen, um ihren Bruder zu treffen. Doch dieser ist inzwischen verschwunden, weshalb sie ergebnislos zu ihrem Gasthof zurückläuft. Dort trifft sie auf ihre alte Freundin Lilo (Marina Ried), die frisch geschieden wieder aus den USA zurückgekommen ist. Auch Inge hat schon länger nichts mehr von ihrem Verlobten Robert (Fritz Wagner) gehört, seitdem dieser vor einigen Monaten nach England zurück ging…
Weder
handelt es sich um ein Hollywood-Privileg, noch wurde diese Marketingmethode
erst in den letzten Jahren erfunden - das muntere Plagiieren erfolgreicher
Filme, um einen Trend wirtschaftlich zu nutzen. Bobby E. Tüthke, der schon das
Drehbuch zu „Grün ist die Heide“ (1951) geschrieben hatte, der einer der
erfolgreichsten Filme der deutschen Nachkriegszeit wurde, versuchte bei der
Drehbuchfassung zu "Am Brunnen vor dem Tore" allzu offensichtliche Parallelen
zu vermeiden, konnte aber nicht verhindern, nur einen schwachen Abklatsch der
Erfolgsformel abzuliefern, auch wenn es dem damaligen Publikum, dass nach
solchen Geschichten gierte, egal gewesen sein wird.
Die Ähnlichkeit lag weniger am weiblichen Star Sonja Ziemann, die hier wie in
vielen Filmen dieser Zeit im Mittelpunkt stand, sondern an der gesamten
Konzeption. Schon der Filmtitel deutet darauf hin, der wieder einen bekannten
Klassiker zitiert. Doch während Löns’ Ode an die Lüneburger Heide dem Film
seinen Charakter gab, hatte "Am Brunnen vor dem Tore" mit dem Geschehen
dieses Films nichts zu tun. Zwar wird Schuberts Kunstlied aus der
"Winterreise" im Rahmen vieler weiterer Volkslieder besungen, aber
darüber hinaus hat das Lied für die Story keine Bedeutung, ganz abgesehen von
Schuberts Intentionen. Man könnte diese oberflächliche Nutzung eines populären
Liedes schnell wieder vergessen, wenn dieser Umgang nicht signifikant für den
gesamten Film wäre. Aus heutiger Sicht neigt man dazu, Heimatfilme dieser Ära
in einen Topf zu schmeißen, aber der Qualitätsunterschied zwischen "Am
Brunnen vor dem Tore" und dessen Vorbild "Grün ist die Heide"
ist groß, auch wenn es in beiden Filmen um die üblichen Heimatfilm-Inhalte geht
– Liebe, ein wenig Dramatik, Weib, Wein und Gesang vor schöner, intakter
Kulisse.Wie in "Grün ist die Heide" bekommt ein Familienmitglied von Sonja Ziemann (hier als Inge Bachner) Ärger mit der Polizei. Diesmal ist es nicht der wildernde Vater, sondern der Bruder, der versehentlich einer Verbrecherbande beim Raub eines wertvollen Bildes geholfen hatte. Sowohl dessen Verurteilung, die ein schlechtes Bild auf die deutsche Justiz wirft, da sie ohne stichhaltige Beweise gehandelt haben muss, als auch sein Ausbruch, um seine Unschuld zu beweisen, wirken unglaubwürdig und konstruiert. Künstlich wird hier mit dürftiger Logik versucht, ein Drama um einen Unschuldigen zu kreieren. In „Grün ist die Heide“ war der Vater tatsächlich ein Wilderer, ging es nicht um die Frage seiner Schuld, sondern um seine Intention zu jagen, die im Zusammenhang mit der Aussiedlerthematik stand. In „Am Brunnen vor dem Tore“ fehlen solche authentischen Emotionen.
Deshalb
muss allein Inge Bachner (Sonja Ziemann) als Anlass für die weiteren Ereignisse
herhalten. Aus heutiger Sicht ist es schwer nachvollziehbar, aber damals nahm
das Publikum den Autoren ab, dass nicht nur sämtliche männliche Protagonisten
in die Dame verliebt sind, sondern manche auch vor kriminellen Handlungen nicht
zurückschrecken, um sie zu erobern. So positiv es aus heutiger Sicht scheinen mag,
das die Aussiedlerproblematik hier keine Rolle mehr spielte und auch kein Bauernopfer
als kriminelles Subjekt mehr hinzugezogen wurde, so deutlich wird gleichzeitig
daran, dass "Grün ist die Heide" sehr viel näher an die damaligen
Empfindungen herankam, während hier eine oberflächliche, aufgesetzt wirkende
Geschichte abgespult wird. Das gilt auch für das äußere Ambiente, auch wenn Dinkelbühl
mit seinem mittelalterlichen Stadtkern hier eine prächtige Kulisse abgibt, die aber
innerhalb der Story austauschbar bleibt. Wie im Heimatfilm üblich, wollte man
dem deutschen Publikum einen starken Kontrast zur Realität bieten, ohne
kleinste Anzeichen von Kriegszerstörungen, aber es blieb bei dieser
oberflächlichen Intention. Während der Hintergrund der Heidelandschaft in
Verbindung mit den Löns-Liedern dem Film "Grün ist die Heide" erst
die dichte Atmosphäre ermöglichte, kann "Am Brunnen vor dem Tore" nie
ein komplexes Gefühl vermitteln.
Gut erkennbar am einzig unverändert übernommenen Detail, den drei
Landstreichern Hans (Hans Richter), Nachtigall (Kurt Reimann) und Tünnes
(Ludwig Schmitz), die sich diesmal 300 Kilometer weiter südlich befinden. Auch
in "Am Brunnen vor dem Tore" liefern die Drei die besten
Kabinettstückchen ab, aber ihr Witz wird innerhalb der konstruierten Story
zunehmend klamaukhafter und hat seine ursprüngliche Funktion verloren - der
leicht ironische Blick auf die Realitäten. Die Story um Tünnes, der fast zur
Hochzeit gezwungen wird, ist billiger, frauenfeindlicher Humor, und auch wenn
die Drei zum Schluss wieder weiter ziehen, hat man den Eindruck echter
Freiheit, der sie - wenn auch romantisierend - in "Grün ist die Heide" noch umgab, endgültig verloren.Auch "Am Brunnen vor dem Tore" war ein veritabler Publikumserfolg und erfüllte damit seinen Auftrag, aber die Qualitätsunterschiede im deutschen "Heimatfilm" waren erheblich. Zwar hadert der Film nur ein wenig mit der englischen Besatzungsmacht, und polarisiert damit aus heutiger Sicht weniger als "Grün ist die Heide", der ganz offen Partei für die Vertriebenen ergriff, aber das lässt nicht übersehen, dass der Film in seiner inneren Schlüssigkeit, in den Charakterisierungen und besonders in seiner gestalterischen Linie im Vergleich zum Vorgänger misslungen ist.
"Am Brunnen vor dem Tore" Deutschland 1952, Regie: Hans Wolff, Drehbuch: Bobby E. Lüthge, Rold Dortenwald, Darsteller : Sonja Ziemann, Paul Klinger, Hans Stüwe, Fritz Kösling, Hans Richter, Willy Fritsch, Laufzeit : 88 Minuten
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