Inhalt: Der
Deliquent wird zu einer Guillotine geführt, doch das Vorhaben, das Todesurteil
gegen ihn zu vollstrecken, misslingt, da der betrunkene Henker einen Fehler
macht. Acht Jahre später hält ein Erpresser London in Atem, denn Jeder, der
seinen Forderungen nicht nachkommt oder ihn an die Polizei verraten will, wird
ermordet. Als Zeichen hinterlässt er einen Papierstreifen mit einem roten
Kreis.
Auch Lady
Doringham (Edith Mill) wird Opfer des Erpressers, als dieser von ihr verlangt,
das Kollier der Familie Doringham gegen ein Imitat einzutauschen. Er hat sie in
der Hand, denn er weiß, dass sie ihren viel älteren Ehemann betrügt. Dagegen
will sich der ebenfalls erpresste Mr. Beardmore (Thomas Alder) wehren und nicht
mehr länger ansehen, wie Scotland Yard ergebnislos versucht, den Mörder zu
fassen. Er beauftragt den erfolgreichen Privatdetektiv Derrick Yale
(Klausjürgen Wussow) mit der Angelegenheit…
Schon die
erste Szene macht deutlich, dass es sich bei dem Mörder, der nach jeder Tat
sein Zeichen - einen roten Kreis - zurücklässt, um keinen Wahnsinnigen handelt,
sondern um einen ruhig und kalkuliert vorgehenden Verbrecher. Mit wenigen
Worten erklärt er Lady Doringham (Edith Mill), die gerade von ihrem Liebhaber
kommt, was er von ihr verlangt. Der Tod droht ihr nur, wenn sie seine
erpresserische Forderung nicht erfüllt - oder bei Verrat.
Zu Beginn
erzählt "Der rote Kreis" noch eine kleine Vorgeschichte, die in Paris
spielt, und den gescheiterten Versuch zeigt, einen Mann per Guillotine ins
Jenseits zu befördern, weil der betrunkene Henker einen Nagel zu tief
eingeschlagen hatte. Vordergründig wirkt die Szenerie fremdartig, ganz
abgesehen davon, das es offen bleibt, warum der verurteilte Mörder daraufhin
lebenslänglich bekam, was ihm erst die Gelegenheit gab, aus dem Gefängnis zu
entkommen. Einzig die Stimme aus dem Off, die vermittelt, dass dieses
Missgeschick 8 Jahre später 25 Morde zur Folge haben sollte, stellt die
Verbindung zum weiteren Geschehen her.
Im
Gegensatz zu diesem ersten Eindruck entwickelt sich die weitere Story sachlich
und rational in der Einführung der Protagonisten. Wie schon in der ersten
Edgar-Wallace-Verfilmung "Der Frosch mit der Maske" (1959) spielte
Ernst F.Fürbringer den Chef von Scotland Yard, dem diesmal Karl-Georg Saebisch
als kurz vor der Rente stehender Ermittler Inspektor Parr zur Seite steht. Sein
ruhiges und seinem Alter entsprechendes Tempo bleibt für den gesamten Film
bestimmend, was diesem zu Gute kommt, da die wenigen Actionszenen wesentlich
deutlicher hervortreten, als in einigen späteren Filmen, die vor lauter Morden
manchmal den Überblick verlieren.
Ganz so
viele Tötungsdelikte können auf den Betrachter auch nicht mehr zukommen, da 19
ungeklärte Morde bereits geschehen sind, wie der Privatdetektiv Derrick Yale
(Klausjürgen Wussow) Mr. Beardmore (Thomas Alder) mitteilt, der ihn wegen der
Unfähigkeit der Polizei mit der Angelegenheit beauftragt hatte, nachdem er
selbst vom "Roten Kreis" bedroht wurde. Eine offensichtlich peinliche
Situation für die Polizei, allerdings stellt sich Yale als besonnener
Zeitgenosse heraus, der nicht an Konkurrenz interessiert ist, sondern daran, seinen
Mandanten zu schützen, weshalb er bereitwillig mit der Polizei
zusammenarbeitet.
Regisseur
Jürgen Roland bleibt seinem aus der "Stahlnetz" Fernsehserie
bekannten geradlinigen, nachvollziehbaren Stil treu, auch bedingt durch die erneute Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Wolfgang Menge, so dass der Betrachter dem
verwickelten Geschehen problemlos folgen kann. Zu diesem gesellen sich
Mr.Beardmors`s Neffe Jack (Thomas Adler), die geheimnisvolle und schöne Renate
Ewert als Thalia Parr, deren Chef Froyant (Fritz Rasp) und ein seltsamer
Franzose namens Marles (Richard Lauffen), der wieder eine Verbindung zur
Pariser Vorgeschichte herstellt. Und - wie in vielen späteren
Edgar-Wallace-Filmen üblich - Eddie Arent als Sergeant Haggett, der erst zur
Mitte der Laufzeit eingreift, da sich Roland viel Zeit lässt für die
Zusammenführung der verschiedenen Handlungsstränge.
Besonders
Renate Ewerts Rolle ist bemerkenswert modern gestaltet, da sie erstaunlich
frivol und selbstbewusst agiert, und hier trotz ihrer Rolle als Love-Interest
nicht zum typischen Opfer wird. Auch ihre Beziehung zu einem der Männer, die bei
Edgar Wallace Filmen in der Regel schnell feststeht, bleibt bei der Vielzahl
der Interessenten und ihrer bis zuletzt schwer einschätzbaren Rolle lange
offen. Neben diesen Qualitäten fallen auch die gut inszenierten Action-Szenen
auf, besonders der Mord an Lady Doringham, die den Fehler begeht, die
Erpressung der Polizei zu melden.
Dank der
Zusammenarbeit von Yale mit der Polizei wird es zunehmend eng für den Erpresser,
dessen Spur zurück nach Paris führt, und es kommt zu einem Ende, dass an einen
Agatha Christie-Krimi erinnert, wenn Inspektor Parr in Hercule-Poirot-Manier
den Täter im Kreis der Verdächtigen mit einem Trick überführt. Selbst der fast
versöhnliche Schluss, der noch einmal die Ermittler und den Gesuchten zusammenführt,
hat wenig vom üblichen Getöse, das normalerweise zum Tod des Mörders führt.
Ganz abgesehen davon, dass die Lösung trotz aller Konstruiertheit nachvollziehbar
ist und bei aufmerksamer Betrachtung des Geschehens vorausgesehen werden kann.
Obwohl
"Der rote Kreis" schon einige typische Elemente beinhaltet, unterscheidet
er sich dank seiner Ernsthaftigkeit und Strukturiertheit von den späteren
Filmen der Edgar-Wallace-Reihe. Selbst Eddie Arent albert noch nicht herum,
sondern glänzt mit schwarzem Humor. Dieser Tatsache ist es geschuldet, dass der
zweite Edgar-Wallace-Film eher zu den unbekannten Filmen der Reihe gehört. Während
der "Der Frosch mit der Maske" stilbildend für die späteren Filme wurde,
überrascht es nicht, dass Jürgen Roland mit "Der grüne Bogenschütze"
nur noch einen weiteren Film nach Edgar Wallace drehte, sondern stattdessen gemeinsam mit Wolfgang Menge Filme wie "Polizeirevier Davidswache" (1964) heraus brachte, deren
Handlung eng an die Realität angelehnt wurde. Trotzdem ist "Der rote Kreis" auch für
Wallace-Enthusiasten ein Erlebnis, weil er zwei
Stile zusammenführte, die scheinbar nicht zusammengehören – eine schräge,
plakative Handlung mit einem klassischen Krimi.
weitere im Blog besprochene Filme von Jürgen Roland:
"Der grüne Bogenschütze" (1961)
Die Sichtung von "Der Frosch mit der Maske" ist bei mir schon ein wenig her, aber damals hatte ich den Eindruck, dass er wesentlich ernster erzählt war als das was für die Wallace-Reihe später typisch war. Von daher wundert es mich, dass Du ihn von dem hier besprochenen Film derart unterscheidest. Er gefällt mir ebenso gut wie die beiden Regie-Arbeiten Jürgen Rolands. Alle drei Filme würde ich zu den Höhepunkten der Reihe zählen, auch wenn ich dem comicartigeren üblichen Stil der Schwarz/weiß-Filme und dem klamaukigeren Stil der Buntfilme der Reihe ebenfalls nicht abgeneigt bin. Aber wie gesagt: die Sichtung ist schon eine Weile her, und es wird wohl wieder Zeit die Filme noch mal auszubuddeln.
AntwortenLöschenPS: Mir war völlig neu, dass Du neben Deinem Italien-Blog, der an meinem filmischen Interesse ja leider etwas vorbei geht, noch diesen Blog hier betreibst. Bisher gefällt er mir richtig gut, deshalb ist er nun auch in meinem Blog verlinkt, und ich werde in nächster Zeit hier des öfteren herumstöbern. Weiter so! :)