7.1. Gibt es ein Ende des Heimatfilms?
Marianne Hold und Wolfgang Neuss in "Schwarzwälder Kirsch" (1958) |
Hertha Feiler und Hans Söhnker in "Die singenden Kinder von Tirol" (1958) |
Freddy Quinn und Corny Collins in "Freddy, die Gitarre und das Meer" (1959) |
Die Jahre 1958 bis 1959:
03.01.1958 Zwei Matrosen auf der Alm - Peter Hamel (A - mit Anita Gutwell und Helmuth
Schneider und Beppo Brem)
02.07.1958 Heimatlos - Herbert B. Fredersdorf (DA – mit Marianne Hold, Rudolf Lenz, Joe Stöckel
und Freddy Quinn in seiner ersten großen Rolle)
und Freddy Quinn in seiner ersten großen Rolle)
01.08.1958 Im Prater blüh'n wieder die Bäume - Hans Wolff (A - mit Johanna Matz, Gerhard Riedmann
und Theo Lingen, nach dem Theaterstück "Die Sachertorte" von S. Geyer und R. Österreicher)
und Theo Lingen, nach dem Theaterstück "Die Sachertorte" von S. Geyer und R. Österreicher)
01.08.1958 Schwarzwälder Kirsch - Géza von Bolváry (mit Marianne Hold, Dietmar Schönherr,
Boy Gobert und Wolfgang Neuss, Drehbuch Gustav Kampendonk)
Boy Gobert und Wolfgang Neuss, Drehbuch Gustav Kampendonk)
05.08.1958 Oh, diese Ferien - Franz Antel (A – mit Heidi Brühl, Georg Thomalla,
Hannelore Bollmann und Hans Moser)
Hannelore Bollmann und Hans Moser)
12.09.1958 Das Mädchen vom Moorhof - Gustav Ucicky (mit Maria Emo und Claus Holm,
nach dem gleichnamigen Roman von Selma Lagerlöf, Remake von 1935)
nach dem gleichnamigen Roman von Selma Lagerlöf, Remake von 1935)
19.09.1958 Die singenden Engel von Tirol - Alfred Lehner (A – mit Hans Söhnker, Hertha Feiler,
Christine Kaufmann und Paul Richter)
Christine Kaufmann und Paul Richter)
02.10.1958 Der veruntreute Himmel - Ernst Marischka (A – mit Annie Rosar und Hans Holt
nach dem Roman von Franz Werfel)
nach dem Roman von Franz Werfel)
10.10.1958 Mein Mädchen ist ein Postillion - Rudolf Schündler (mit Rudolf Lenz,
Christine Görner und Gunther Philipp )
Christine Görner und Gunther Philipp )
18.10.1958 Kinder der Berge - Georg Tressler (LieSCH - mit Barbara Rütting und
Maximilian Schell)
Maximilian Schell)
24.10.1958 Der Sündenbock von Spatzenhausen – Herbert B. Fredersdorf (mit Hans Moser,
Isa und Jutta Günther, Drehbuch Franz Marischka)
Isa und Jutta Günther, Drehbuch Franz Marischka)
31.10.1958 13 kleine Esel und der Sonnenhof – Hans Deppe (Drehbuch Janne Furch,
mit Hans Albers, Marianne Hoppe und Karin Dor)
31.10.1958 Die Landärztin - Paul May (mit Marianne Koch und Rudolf Prack)
06.11.1958 Einmal noch die Heimat sehen - Otto Meyer (mit Rudolf Lenz und Anita Gutwell,
Drehbuch Theodor Ottawa)
Drehbuch Theodor Ottawa)
18.12.1958 Das Dreimäderlhaus - Ernst Marischka (DA - mit Karlheinz Böhm, Rudolf Schock,
Magda Schneider und Johanna Matz)
Magda Schneider und Johanna Matz)
19.12.1958 Der Priester und das Mädchen - Gustav Ucicky (A - mit Rudolf Prack, Willy Birgel,
Marianne Hold, Rudolf Lenz und Winnie Markus, Drehbuch Werner P. Zibaso)
Marianne Hold, Rudolf Lenz und Winnie Markus, Drehbuch Werner P. Zibaso)
19.12.1958 Mein Schatz ist aus Tirol - Hans Quest (mit Marianne Hold und Joachim Fuchsberger)
Heidi Brühl und Hans von Bosordy in "Der Schäfer vom Trutzberg" (1959) |
08.01.1959 Rendezvous in Wien – Helmut Weiss (A - Drehbuch Johanna Sibelius und Fritz Kleindorff,
mit Hans Holt, Margit Saad und Peter Weck)
mit Hans Holt, Margit Saad und Peter Weck)
16.01.1959 Der Schäfer vom Trutzberg – Eduard von Borsody (mit Heidi Brühl und Hans von Borsody,
Drehbuch Peter Ostermayr nach dem Roman von Ludwig Ganghofer)
Drehbuch Peter Ostermayr nach dem Roman von Ludwig Ganghofer)
28.01.1959 Mein ganzes Herz ist voll Musik - Helmut Weiss (mit Erika Köth und Wolf Albach-Retty)
07.04.1959 Die Sehnsucht hat mich verführt - Wilm ten Haaf (mit Erika Remberg,
Drehbuch Johannes Kai )
Drehbuch Johannes Kai )
28.04.1959 Freddy, die Gitarre und das Meer - Wolfgang Schleif (mit Freddy Quinn und Corny Collins,
Drehbuch Gustav Kampendonk und Aldo von Pinelli)
Drehbuch Gustav Kampendonk und Aldo von Pinelli)
15.09.1959 Und ewig singen die Wälder – Paul May (A - Drehbuch Kurt Heuser nach dem Roman
von Trygve Gulbranssen, mit Gert Fröbe, Hansjörg Felmy und Joachim Hansen)
von Trygve Gulbranssen, mit Gert Fröbe, Hansjörg Felmy und Joachim Hansen)
15.10.1959 12 Mädchen und 1 Mann – Hans Quest (A - mit Toni Sailer und Gunther Philipp, Drehbuch
Kurt Nachmann nach dem Bühnenstück "Die Gangster von Valence" von Wolfgang Ebert)
Kurt Nachmann nach dem Bühnenstück "Die Gangster von Valence" von Wolfgang Ebert)
29.10.1959 Wenn die Glocken hell erklingen - Eduard von Borsody (A - mit Willy Birgel, Ellen Schwiers)
30.10.1959 Heimat - deine Lieder - Paul May (mit Sabine Bethmann, Rudolf Lenz
und Ingeborg Schöner )
und Ingeborg Schöner )
26.11.1959 Bei der blonden Kathrein - Hans Quest (mit Marianne Hold, Gerhard Riedmann
und Harald Juhnke, Drehbuch Ilse Lotz-Dupont)
und Harald Juhnke, Drehbuch Ilse Lotz-Dupont)
12.12.1959 Freddy unter fremden Sternen – Wolfgang Schleif (mit Freddy Quinn und Gustav Knuth,
Drehbuch Gustav Kampendonk und Aldo von Pinelli)
Drehbuch Gustav Kampendonk und Aldo von Pinelli)
21.12.1959 Alt Heidelberg - Ernst Marischka (mit Christian Wolff, Gert Fröbe und Sabine Sinjen)
22.12.1959 Hubertusjagd - Hermann Kugelstadt (mit Wolf Albach-Retty )
7.2. Die unaufhaltbare Modernisierung
Der Wandel hin zur Moderne hatte schon Mitte der 50er Jahre
eingesetzt, parallel zur Besserstellung der meisten Deutschen auf Grund des ab
1950 einsetzenden Wirtschaftsbooms. Freizeit und Unterhaltung bekamen einen
größeren Stellenwert, die Einflüsse moderner Musikrichtungen und die langsam
eintretenden soziologischen Veränderungen hinsichtlich der Sexualität und der
Rolle der Frau in der Gesellschaft ließen sich nicht mehr negieren. Eine erste
Konsequenz war die Zunahme komischer Elemente auch in ernsthaften
Heimatfilm-Dramen (siehe Kapitel 6.4. „Die Stunde der Komödianten“). Eine
zweite galt den folkloristischen und musikalischen Einlagen, die in den frühen
Filmen noch authentisch das Lebensgefühl der Bergbevölkerung wiedergeben
sollten, zunehmend aber einen moderneren, schlagerartigen Charakter annahmen.
Diese Veränderungen können nicht darüber hinwegtäuschen,
dass Westdeutschland in den 50er Jahren noch sehr konservativ war, aber die
Auseinandersetzung zwischen der Wiederaufbau-Generation und der heranwachsenden
Jugend nahm zu und wurde auch im Kinosaal geführt. Seit 1956 („Die Halbstarken“) hatte sich ein moralisch konnotierter Film etabliert, der vor den
Gefahren freier Sexualität und Infragestellung bisheriger Autoritäten warnen
wollte. Der gezielt die bürgerliche Gesellschaft ansprechende Heimatfilm wurde
davon zuerst noch nicht berührt, aber die Freddy Quinn-Filme waren eine Reaktion
auf diese Veränderungen. Kein krachlederner Jäger oder Bergsteiger diente mehr
als Vorbild für Verlässlichkeit und moralische Werte, sondern ein singender
Naturbursche und Abenteurer, der zuerst die Welt kennenlernen will, um seiner
Heimat letztlich treu zu bleiben.
Unter diesen Vorzeichen ist auch „Auf Wiedersehen am blauen
Meer“ (1962) zu betrachten, eine ideale Kombination aus Moral-, Touristik- und
Heimatfilm. Nur die erste Viertelstunde spielt noch in den heimischen Bergen,
dann geht es für den Protagonisten nach Italien. Bevor er geläutert und
gemeinsam mit der von ihm geretteten Maid wieder nach Hause zurückkehrt, darf
er ein wenig über die Stränge schlagen. Als bekannter Schürzenjäger lebt er
unverheiratet mit einer Frau zusammen – ein Verhalten, dass einem männlichen
Helden wenige Jahre zuvor noch nicht zugestanden worden wäre. Daraus sprach
keine größere Toleranz, sondern der Versuch vor den Gefahren der Unmoral zu
warnen. Nach wie vor galt es am Ende eine heile Welt zu propagieren, aber der
Weg dahin hatte sich geändert.
Die Jahre 1960 bis 1962:
15.09.1960 Das Erbe von Björndal - Gustav Ucicky (A - mit Maj-Britt Nilsson und Joachim Hansen,
7.2. Die unaufhaltbare Modernisierung
Hans Richter und Musikgesellen in "Wenn die Heide blüht" (1960), Regie Hans Deppe |
Sieghardt Rupp in "Glocken läuten überall" (1960) |
Toni Sailer in "Auf Wiedersehen am blauen Meer" (1962) |
Die Jahre 1960 bis 1962:
15.09.1960 Das Erbe von Björndal - Gustav Ucicky (A - mit Maj-Britt Nilsson und Joachim Hansen,
nach dem Roman von Trygve Gulbranssen)
20.10.1960 Glocken läuten überall – Franz Antel (DA - mit Hans Holt, Annie Rosar und Oskar Sima,
Drehbuch Kurt Nachmann nach dem Bühnenstück "Die Gangster von Valence" von Wolfgang Ebert)
Drehbuch Kurt Nachmann nach dem Bühnenstück "Die Gangster von Valence" von Wolfgang Ebert)
20.10.1960 Köhlerliesel - August Rieger (DA - mit Anita Gutwell , bekannt als "Hohe Tannen")
21.10.1960 Wenn die Heide blüht - Hans Deppe (mit Joachim Hansen und Walter Richter,
Drehbuch Gustav Kampendonk )
Drehbuch Gustav Kampendonk )
16.12.1960 Das Dorf ohne Moral - Rudolf Zehetgruber (A - mit Paul Löwinger und Franz Muxeneder,
nach dem Bühnenstück "Das Ei des Korbinian" von Albert Dambek)
nach dem Bühnenstück "Das Ei des Korbinian" von Albert Dambek)
20.12.1960 Im weißen Rössl – Werner Jacobs (DA - mit Peter Alexander, Waltraut Haas, Adrian Hoven,
Drehbuch Janne Furch, Remake von 1926 und 1952)
Drehbuch Janne Furch, Remake von 1926 und 1952)
21.12.1960 Heimweh nach dir, mein grünes Tal - Hermann Leitner (A - mit Anita Gutwell und
Rudolf Lenz, Drehbuch Theodor Ottawa)
Rudolf Lenz, Drehbuch Theodor Ottawa)
23.12.1960 An heiligen Wassern - Alfred Weidenmann (DSch - mit Hansjörg Felmy,
nach dem Roman von Jacob Christoph Heer, Remake von 1932)
20.01.1961 Schön ist die Liebe am Königssee - Hans Albin (A - mit Marianne Hold, Gustavo Rojo
und Harald Juhnke , Drehbuch Janne Furch)
nach dem Roman von Jacob Christoph Heer, Remake von 1932)
Conny Froebess und Rudolf Prack in "Mariandl" (1961) |
20.01.1961 Schön ist die Liebe am Königssee - Hans Albin (A - mit Marianne Hold, Gustavo Rojo
und Harald Juhnke , Drehbuch Janne Furch)
28.07.1961 Der Orgelbauer von St. Marien – August Rieger (A - mit Paul Hörbiger, Gerlinde Locker,
Drehbuch Theodor Ottawa)
Drehbuch Theodor Ottawa)
09.08.1961 Via Mala - Paul May (mit Gert Fröbe und Joachim Hansen, nach dem Roman von
John Knittel, Remake von 1945)
John Knittel, Remake von 1945)
25.08.1961 Mariandl - Werner Jacobs (A - mit Cornelia Froboess, Rudolf Prack und Waltraut Haas,
Drehbuch Janne Furch, Remake von "Der Hofrat Geiger" (1947))
Drehbuch Janne Furch, Remake von "Der Hofrat Geiger" (1947))
22.09.1961 Ruf der Wildgänse - Hans Heinrich (A - mit Heidemarie Hatheyer)
28.09.1961 Drei weiße Birken – Hans Albin (mit Erika Remberg, Helmuth Schneider, Gunnar Möller)
19.10.1961 Das letzte Kapitel - Wolfgang Liebeneiner (mit Hansjörg Felmy und Karin Baal,
Drehbuch George Hurdalek nach dem Roman von Knut Hamsun)
Drehbuch George Hurdalek nach dem Roman von Knut Hamsun)
27.10.1961 Saison in Salzburg - Franz Josef Gottlieb (A - mit Peter Alexander, Waltraut Haas
und Gunther Philipp, Drehbuch Janne Furch nach der Operette von Max Wallner und Kurt Feltz)
und Gunther Philipp, Drehbuch Janne Furch nach der Operette von Max Wallner und Kurt Feltz)
20.12.1961 So liebt und küßt man in Tirol - Franz Marischka (mit Adrian Hoven, Vivi Bach und
Harald Juhnke, Drehbuch Janne Furch, Hans Billian und Ilse Lotz-Dupont)
Harald Juhnke, Drehbuch Janne Furch, Hans Billian und Ilse Lotz-Dupont)
22.12.1961 Im schwarzen Rössl - Franz Antel (A - mit Karin Dor, Hans von Borsody und Peter Kraus,
Drehbuch Kurt Nachmann)
20.01.1962 Drei Liebesbriefe aus Tirol - Werner Jacobs (mit Ann Smyrner, Trude Herr, Paul Hörbiger
und Hans Moser, Drehbuch Kurt Nachmann)
Drehbuch Kurt Nachmann)
Vico Torriani in "Muss i denn zum Staedtele hinaus" (1962) |
20.01.1962 Drei Liebesbriefe aus Tirol - Werner Jacobs (mit Ann Smyrner, Trude Herr, Paul Hörbiger
und Hans Moser, Drehbuch Kurt Nachmann)
28.07.1962 Auf Wiedersehen am blauen Meer – Helmut Weiss (mit Toni Sailer, Hannelore
Cremer, Eva Astor)
Cremer, Eva Astor)
09.08.1962 Waldrausch - Paul May (A - mit Marianne Hold, Gerhard Riedmann, Ingeborg Schöner
und Sepp Rist, Drehbuch Erna Fentsch und Kurt Heuser nach dem Roman von
Ludwig Ganghofer, Remake von 1939, 1975 erneut verfilmt)
und Sepp Rist, Drehbuch Erna Fentsch und Kurt Heuser nach dem Roman von
Ludwig Ganghofer, Remake von 1939, 1975 erneut verfilmt)
25.08.1962 Wenn die Musik spielt am Wörthersee - Hans Grimm (mit Vivi Bach, Claus Biederstaedt)
22.09.1962 Muß i denn zum Städtele hinaus - Hans Deppe (mit Vico Torriani, Barbara Frey und
Monika Dahlberg, Drehbuch Gustav Kampendonk)
Monika Dahlberg, Drehbuch Gustav Kampendonk)
28.09.1962 Mariandls Rückkehr – Hans Albin (A - mit Cornelia Froboess, Rudolf Prack und
Waltraut Haas, Drehbuch Janne Furch)
Waltraut Haas, Drehbuch Janne Furch)
19.10.1962 Wilde Wasser - Rudolf Schündler (mit Marianne Hold, Hans von Borsody, Corny Collins)
27.10.1962 Der Pfarrer mit der Jazztrompete - Hans Schott-Schöbinger (DA - mit Joachim Hansen,
Sabine Bethmann und Oskar Sima)
Sabine Bethmann und Oskar Sima)
20.12.1962 Sein bester Freund - Luis Trenker (mit Toni Sailer und Dietmar Schönherr,
Drehbuch Gustav Kampendonk)
21.12.1962 Kohlhiesels Töchter - Axel von Ambesser (mit Liselotte Pulver, Helmut Schmid und Dietmar Schönherr,
nach dem Drama von Hans Kräly, Remake von 1930, 1943 und 1955)
Drehbuch Gustav Kampendonk)
21.12.1962 Kohlhiesels Töchter - Axel von Ambesser (mit Liselotte Pulver, Helmut Schmid und Dietmar Schönherr,
nach dem Drama von Hans Kräly, Remake von 1930, 1943 und 1955)
22.12.1962 Die Försterchristel - Franz Josef Gottlieb (mit Sabine Sinjen, Peter Weck und
Gerlinde Locker, Drehbuch Janne Furch nach der Operette von Bernhard Buchbinder
und Gerhard Jarno, Remake von 1931 und 1952)
Erneut waren es die bewährten Regisseure, die auch den
Schritt von den 50ern in die 60er Jahre gingen. Allen voran Hans Deppe und Paul
May, die dem Genre schon in den 30er Jahren ihren Stempel aufdrückten, aber
auch Ernst Marischka, Gustav Ucicky, Rudolf Schündler, Hans Albin, Helmut Weiss
und Wolfgang Schleif blieben bis Mitte der 60er Jahre für die meisten
Genre-Werke verantwortlich. Hinzu gekommen war noch Werner Jacobs, dessen
Wurzeln im Schlagerfilm lagen („Gitarren der Liebe“, 1954) und der „Im weißen
Rössl“ (1960) mit Peter Alexander drehte, ebenfalls eine neue Gallionsfigur im
Heimat-Musikfilm-Komödien-Mix.
In den 60er Jahre nahmen sich auch neue Regisseure des
Genres an, die die Modernisierung in Richtung freizügiger Sexualität
vorantrieben. Sowohl Rolf Olsen, der in der Hochphase der 50er Jahre einige
Drehbücher beigesteuert hatte, als auch Hans Billian (Drehbuch zu „Wilde
Wasser“ (1962)) hatten den Heimatfilm noch in seiner traditionelleren Phase
kennengelernt, besaßen aber keine Hemmungen, ihren Schabernack beim ständigen
Wechselspiel zwischen Mann und Frau in alpenländlicher Idylle zu treiben. Filme
wie „Heubodengeflüster“ (1967) und „Pudelnackt in Oberbayern“ (1969) kombinierten
den Bauernschwank mit den größeren moralischen Freiheiten der 60er Jahre, blieben
optisch aber noch zurückhaltend. Ernst Hofbauer war ihnen in dieser Hinsicht schon
einen Schritt voraus. „Die Liebesquelle“ (1966), sein einziger Heimatfilm, der sich
den Nebenerscheinungen des aufkommenden Massentourismus widmete, gab sich deutlich
offenherziger.
Dieser Wandel bedurfte eines neuen Männer-Typus, auch wenn
die alten Recken um Rudolf Prack, Rudolf Lenz und Gerhard Riedmann noch
keineswegs abtraten. Neben Freddy Quinn erschien zuerst Toni Sailer auf der
Kinoleinwand. Der dreifache Skifahr-Olympiasieger startete nach dem Ende seiner
Sportlerkarriere im Film durch, bevorzugt im Schlager- und Heimatfilm. Ihm
folgten Manfred Schnelldorfer und Hans-Jürgen Bäumler, ebenfalls hochdekorierte
Olympioniken. Während Schnelldorfer mehr im Schlagerfilm unterwegs war („Ich
kauf‘ mir lieber einen Tirolerhut“, 1965) spielte Bäumler gleich in seinem
ersten Film „Ruf der Wälder“ (1965) an der Seite von Prack und Riedmann. Die Regie
führte Franz Antel, das Drehbuch hatte Kurt Nachmann nach dem Roman
„Krambambuli“ von Marie von Ebner-Eschenbach verfasst und damit die Basis für
das Remake von „Krambambuli“ (1940) und „Heimatland“(1955) gelegt.
Rudolf Prack spielte in allen drei Versionen mit, aber
besonders das Team Franz Antel / Kurt Nachmann steht beispielhaft für die
Kontinuität und gleichzeitige Anpassungsfähigkeit des Heimatfilm-Genres. Sowohl
Antel, der in der unmittelbaren Nachkriegszeit begonnen hatte, als auch Kurt
Nachmann, der Mitte der 50er Jahre hinzukam, verstanden es, das Medium entsprechend
der wechselnden Anforderungen zu gestalten. Nachmann, neben dem Heimatfilm noch
Serienschreiber im Schlagerfilm und im komödiantischen Fach, kombinierte früh
die publikumswirksamen Elemente zu einer erfolgreichen Einheit, deren
Genre-Zuordnung immer schwieriger wurde. Das galt auch für seine gemeinsam mit
Antel entworfene Serie über „Die Wirtin von der Lahn“ (1967). Der Titel klingt zwar
nach Heimatfilm, es handelt sich dabei aber um eine in die Historie verlagerte
Sex-Film-Reihe. Erst mit „Liebe durch die Hintertür“ (1969) waren sie
endgültig bei der Heimatfilm-Sexklamotte angekommen.
Ein Ende des Heimatfilms trat trotzdem nicht ein. Die 50er
Jahre bleiben auf Grund des Hypes und der entsprechenden Massenfertigung
ein einmaliges, an Hand der einzelnen Filme näher zu untersuchendes Phänomen, eine stilistische Abgrenzung zu den Jahren davor und danach ist
aber nicht möglich. Im Gegenteil sind die jeweiligen Prozesse, die auch während
der 50er Jahre gleichbleibend fortschritten, von größter Aussagekraft hinsichtlich
der soziologischen Veränderungen in Westdeutschland. Ob ein Film wie „Die
lustigen Weiber von Tirol“ (1964) als Schlager- oder Heimatfilm angesehen wird,
ist deshalb sekundär – er war auf die Bedürfnisse des damaligen Publikums
zugeschnitten. Ein Bedürfnis, dass zunehmend verschwand und mit ihm auch die
Schlager- und Tourismusfilme. Einzig der Heimatfilm als Reflexion der deutschen Befindlichkeit überlebte - nur in einer erneut veränderten Form.
Die Jahre 1963 bis 1969:
Gerlinde Locker, Drehbuch Janne Furch nach der Operette von Bernhard Buchbinder
und Gerhard Jarno, Remake von 1931 und 1952)
7.3. Die alten und die neuen Männer
Adrian Hoven mit Karin Dor in "Im weißen Rössl" (1960) |
Peter Alexander mit Waltraut Haas in "Im weißen Rössl" (1960) |
Gerhard Riedmann und Hans-Jürgen Bäumler in "Ruf der Wälder" (1965) |
Hannelore Auer und Manfred Schnelldorfer in "Spukschloss im Salzkammergut" (1967) |
"Pudelnackt in Oberbayern" (1969) |
Die Jahre 1963 bis 1969:
28.09.1963 Allotria in Zell am See – Franz Marischka (mit Adrian Hoven, Hannelore Elsner
und Ingrid van Bergen)
und Ingrid van Bergen)
19.10.1963 Übermut im Salzkammergut - Hans Albin (mit Claus Biederstaedt und Margitta Scherr)
27.10.1963 Im singenden Rössel am Königssee - Franz Antel (A - mit Peter Weck, Waltraut Haas
und Ingeborg Schöner, Drehbuch Rolf Olsen)
und Ingeborg Schöner, Drehbuch Rolf Olsen)
20.12.1963 Ferien vom Ich - Hans Grimm (mit Hans Holt und Paul Hörbiger,
Drehbuch Ilse Lotz-Dupont)
Drehbuch Ilse Lotz-Dupont)
22.12.1963 ...denn die Musik und die Liebe in Tirol - Werner Jacobs (mit Vivi Bach, Claus
Biederstaedt und Hannelore Auer )
18.09.1964 Die lustigen Weiber von Tirol - Hans Billian (mit Hannelore Auer, Gus Backus
und Rudolf Prack)
Biederstaedt und Hannelore Auer )
18.09.1964 Die lustigen Weiber von Tirol - Hans Billian (mit Hannelore Auer, Gus Backus
und Rudolf Prack)
19.02.1965 Das Mädel aus dem Böhmerwald – August Rieger (mit Gerlinde Locker und
Walter Richter, Drehbuch Theodor Ottawa)
Walter Richter, Drehbuch Theodor Ottawa)
01.10.1965 Ruf der Wälder - Franz Antel (A - mit Hans-Jürgen Bäumler, Terence Hill, Rudolf Prack
und Gerhard Riedmann, Drehbuch Kurt Nachmann nach dem Roman "Krambambuli"
von Marie von Ebner-Eschenbach, Remake von 1955 und 1940)
und Gerhard Riedmann, Drehbuch Kurt Nachmann nach dem Roman "Krambambuli"
von Marie von Ebner-Eschenbach, Remake von 1955 und 1940)
15.10.1965 An der Donau, wenn der Wein blüht - Géza von Cziffra (DA - mit Hansjörg Felmy
und Ingeborg Schöner, Drehbuch Ilse Lotz-Dupont)
und Ingeborg Schöner, Drehbuch Ilse Lotz-Dupont)
21.01.1966 Die Liebesquelle - Ernst Hofbauer (A - mit Hans-Jürgen Bäumler und Sieghardt Rupp)
30.06.1966 Der Weibsteufel – Georg Tressler (A - Maria Emo, Sieghardt Rupp und
Hugo Gottschlich, nach dem Drama von Karl Schönherr, Remake von 1951)
Hugo Gottschlich, nach dem Drama von Karl Schönherr, Remake von 1951)
25.08.1966 Das sündige Dorf - Werner Jacobs (mit Thomas Alder, Hannelore Auer und Beppo Brem,
nach dem Bühnenstück von Max Neal, Remake von 1940 und 1954 )
nach dem Bühnenstück von Max Neal, Remake von 1940 und 1954 )
21.10.1966 Happy-End am Wolfgangsee - Franz Antel (A - mit Waltraut Haas, Erwin Strahl,
Hans-Jürgen Bäumler, Drehbuch Kurt Nachmann, bekannt als "00Sex am Wolfgangsee")
Hans-Jürgen Bäumler, Drehbuch Kurt Nachmann, bekannt als "00Sex am Wolfgangsee")
25.11.1966 Das Spukschloss im Salzkammergut - Hans Billian, Rolf Olsen (mit Udo Jürgens, Hannelore
Auer und Manfred Schnelldorfer)
Auer und Manfred Schnelldorfer)
01.12.1967 Da lacht Tirol - Lothar Brandler (mit Beppo Brem und Sepp Rist, nach dem Roman
"Ruf der Berge" von Karl Springenschmid)
29.12.1967 Heubodengeflüster - Rolf Olsen
"Ruf der Berge" von Karl Springenschmid)
29.12.1967 Heubodengeflüster - Rolf Olsen
14.03.1969 Pudelnackt in Oberbayern - Hans Albin, Hans Billian (mit Beppo Brem, Hans von Borsody)
24.10.1969 Liebe durch die Hintertür - Franz Antel (DA - mit Paul Löwinger, Drehbuch Kurt Nachmann)
Gesamtinhalt Essay Heimatfilm:
5. Die erste Boom-Phase – der Heimatfilm der Jahre 1951 bis 1954
5.1. Der "Innere Zirkel" wächst
5.2. Die neuen "Mannsbilder"
5.3. Die weiblichen Stars
Gesamtinhalt Essay Heimatfilm:
1.2. Die 50er Jahre – der Versuch von Abgrenzung und historischer Einordnung
1.3. Von Ludwig Ganghofer über den Nationalsozialismus bis zum „Schwarzwaldmädel“
1.4. Kontinuierliche Weiterentwicklung des Genres
1.5. Zielsetzung
1.6. Quellen
2.1. Pioniere des Heimatfilms
2.2. Das Berg-Drama
3. Die Phase des Nationalsozialismus - der Heimatfilm der Jahre 1934 bis 1945
3.1. Der "innere Zirkel" der Heimatfilm-Macher
3.1. Der "innere Zirkel" der Heimatfilm-Macher
3.2. Der Heimatfilm als Vehikel der NS-Ideologie?
4. Die Nachkriegszeit bis "Schwarzwaldmädel" – der Heimatfilm der Jahre 1947 bis 1950
4.1. Viele alte und wenige neue Köpfe
4.2. Die Ursache des Erfolgs von "Schwarzwaldmädel": Aktion oder Reaktion?
4. Die Nachkriegszeit bis "Schwarzwaldmädel" – der Heimatfilm der Jahre 1947 bis 1950
4.1. Viele alte und wenige neue Köpfe
4.2. Die Ursache des Erfolgs von "Schwarzwaldmädel": Aktion oder Reaktion?
5. Die erste Boom-Phase – der Heimatfilm der Jahre 1951 bis 1954
5.1. Der "Innere Zirkel" wächst
5.2. Die neuen "Mannsbilder"
5.3. Die weiblichen Stars
6. Im Zenit des Wirtschaftswunders - der Heimatfilm der Jahre 1955 bis 1957
6.1. Höhepunkt und beginnender Niedergang
6.2. Lust an der Freizeit statt Flucht aus dem Alltag
6.3. Die Protagonisten der zweiten Welle
6.4. Die Stunde der Komödianten
7. Der Weg in die Moderne - der Heimatfilm der Jahre 1958 bis 1969
7.1. Gibt es ein Ende des Heimatfilms?
7.2. Die unaufhaltbare Modernisierung
7.3. Die alten und die neuen Männer
6.1. Höhepunkt und beginnender Niedergang
6.2. Lust an der Freizeit statt Flucht aus dem Alltag
6.3. Die Protagonisten der zweiten Welle
6.4. Die Stunde der Komödianten
7. Der Weg in die Moderne - der Heimatfilm der Jahre 1958 bis 1969
7.1. Gibt es ein Ende des Heimatfilms?
7.2. Die unaufhaltbare Modernisierung
7.3. Die alten und die neuen Männer
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