Inhalt: Hendrik
Feldkamp (Carl Raddatz) und sein Freund Willy (Gustav Knuth) arbeiten auf ihrem
gemeinsamen Schleppkahn. Sie sind von den Schiffen abhängig, die sie von Hafen
zu Hafen schleppen, weshalb sie von einem eigenen Schiffsmotor träumen. Auch
ihr Liebesleben leidet unter diesen Bedingungen. Kleine Techtelmechtel sind
zwar drin, aber die Frau fürs Leben lernt man bei dieser Arbeit nur schwer kennen.
Das erfahren sie erneut, als Willy kurz entschlossen in Brandenburg aussteigt, um bei einem Mädchen um die Hand anzuhalten. Er fordert auch Hendrik dazu auf, aber als sie feststellen, dass beide um die selbe Frau werben, die dazu noch Angebote vom Festland hat, entscheiden sie sich noch in der selben Nacht für ihren Kahn und einen eigenen Motor, für dessen Erwerb sie noch acht Jahre arbeiten müssen. Kurz danach beobachtet Hendrik eine junge Frau (Hannelore Schroth), die scheinbar von einer Brücke springen will, es aber dabei belässt, Geld hinab zu werfen. Er spricht sie darauf hin an. Erst wehrt sie sich gegen die Annäherung, aber dann steht sie plötzlich vor dem Schleppkahn und will von den beiden Männern mitgenommen werden...
Das erfahren sie erneut, als Willy kurz entschlossen in Brandenburg aussteigt, um bei einem Mädchen um die Hand anzuhalten. Er fordert auch Hendrik dazu auf, aber als sie feststellen, dass beide um die selbe Frau werben, die dazu noch Angebote vom Festland hat, entscheiden sie sich noch in der selben Nacht für ihren Kahn und einen eigenen Motor, für dessen Erwerb sie noch acht Jahre arbeiten müssen. Kurz danach beobachtet Hendrik eine junge Frau (Hannelore Schroth), die scheinbar von einer Brücke springen will, es aber dabei belässt, Geld hinab zu werfen. Er spricht sie darauf hin an. Erst wehrt sie sich gegen die Annäherung, aber dann steht sie plötzlich vor dem Schleppkahn und will von den beiden Männern mitgenommen werden...
In dem 1944
an Originalschauplätzen in Berlin und an der Havel gedrehten Film ist nichts
von der damaligen Gegenwart zu erkennen - kein Krieg, keinerlei Zerstörungen
und auch kein Nationalsozialismus in irgendeiner Form - und doch (oder
vielleicht gerade deswegen) ist Käutners Werk eines der wenigen Beispiele für
einen deutschen Film dieser Zeit, der von frappierender Modernität ist. Tendenzen
des poetischen Realismus waren schon in seinen ersten Filmen zu erkennen, die Farbgestaltung seines Musikfilms "Große Freiheit Nr.7" (1944), dessen Aufführung durch die Nationalsozialisten
verboten wurde, war von großer Reife, bevor er in "Unter den Brücken" seine kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bilder, mit denen er Gesichter, Landschaft und
Maschinen einfing, auf qualitative Höhe zu den französischen und italienischen Vorbildern brachte.
Auch wenn die Ausleuchtung von Kränen, Hafenanlagen und besonders dem Gesicht
von Anna (Hannelore Schroth) optisch mehr Nähe zu den französischen Regisseuren
des "poetischen Realismus" aufweist, liegt der Vergleich zu Viscontis
neorealistischem Film "Ossessione" (1942) von der Story her nah. In
beiden Filmen wird eine Geschichte erzählt, die vordergründig nichts mit der
Gegenwart in einer faschistischen Staatsform während des Krieges zu tun hatte
und sich auf drei Protagonisten beschränkt - und die sich doch kritisch mit
diesen Zuständen auseinander setzt. Während Visconti eine mörderische
Geschichte um eine Frau zwischen zwei Männern erzählt, bleibt Käutner in dieser
Konstellation leicht und komödiantisch. Die Story selbst ist nur das Vehikel
zur Beobachtung des individuellen Lebens einfacher Menschen - ihrer Wohnungen,
ihrer Arbeit, Sehnsüchte und Momente des Glücks oder Unglücks. Diese
Reduzierung auf das Individuum widersprach der auf Größe und Gleichmachung der
Massen zielenden faschistischen Propaganda.
Die Nähe
zum italienischen Film erklärt sich auch durch Käutners Regie-Assistenten
Rudolf Jugert, der sein Handwerk in Italien bei Alessandro Blasetti lernte, der
mit „Quattro passi fra le nuvole“ (Lüge einer Sommernacht, 1942) als
Wegbereiter des Neorealismus gilt. Jugert hatte seit Käutners erstem Film
„Kitty und die Weltkonferenz“ (1939) an dessen Seite gestanden und führte
erstmals in „Film ohne Titel“ (1948) selbst Regie nach einem Drehbuch Käutners,
bevor er in den 50er Jahren als Regisseur von Liebes- und Heimatfilmen („Der
Meineidbauer“ 1956) bekannt wurde.
Doch während
Visconti auch den Verfall von Häusern und Infrastruktur zeigte, ist Käutners
Film von beinahe unwirklicher Schönheit. Größtenteils aus der Perspektive der
Binnenschiffer Hendrik (Carl Raddatz) und Willy (Gustav Knuth) aufgenommen,
bekommen Brücken, Hafenanlagen, Kräne und die Natur an der Havel in ihren
Schattierungen einen an Gemälde erinnernden Gestus, der gleichzeitig
Melancholie ausstrahlt, als wollte Käutner etwas mit der Kamera festhalten, was
in der Realität schon zerstört war. Auch die Geschichte von Hendrik und Willy,
die gerne eine feste Beziehung haben wollen, was ihnen als Eigner eines
Schleppkahns durch die ständigen Ortswechsel erschwert wird, entbehrt der
heutigen spaßigen Einseitigkeit ähnlicher Konstellationen.
Dabei fällt (und darin werden wieder Parallelen zu Viscontis "Ossessione" sichtbar) der offene und unverklemmte Umgang mit Sexualität auf, der nicht nur dem im Nationalsozialismus propagierten Frauenbild widersprach, sondern sich auch von den heutigen mit Promiskuität und sexuellen Kraftausdrücken angereicherten Komödien in seiner Natürlichkeit wohltuend abhebt. Ähnliches lässt sich von der Entwicklung der Gefühle sagen, die nicht durch konstruierte Storyabläufe erzeugt werden, sondern in ihrer sensiblen Darstellung nachvollziehbar bleiben. Darin befindet sich gleichzeitig ein Stück Tragik, denn wenn sich zwei Männer um eine Frau bemühen, dann muss es auch einen Verlierer geben...
"Unter den Brücken" ist ein Glücksfall - ein deutscher Film, der in seiner optischen Gestaltung und Story nicht nur im künstlerischen Sinne auf der Höhe seiner Zeit war, sondern bis heute in seiner Modernität überzeugen kann. Nicht nur angesichts seiner Entstehungszeit grenzt das an ein Wunder.
Dabei fällt (und darin werden wieder Parallelen zu Viscontis "Ossessione" sichtbar) der offene und unverklemmte Umgang mit Sexualität auf, der nicht nur dem im Nationalsozialismus propagierten Frauenbild widersprach, sondern sich auch von den heutigen mit Promiskuität und sexuellen Kraftausdrücken angereicherten Komödien in seiner Natürlichkeit wohltuend abhebt. Ähnliches lässt sich von der Entwicklung der Gefühle sagen, die nicht durch konstruierte Storyabläufe erzeugt werden, sondern in ihrer sensiblen Darstellung nachvollziehbar bleiben. Darin befindet sich gleichzeitig ein Stück Tragik, denn wenn sich zwei Männer um eine Frau bemühen, dann muss es auch einen Verlierer geben...
"Unter den Brücken" ist ein Glücksfall - ein deutscher Film, der in seiner optischen Gestaltung und Story nicht nur im künstlerischen Sinne auf der Höhe seiner Zeit war, sondern bis heute in seiner Modernität überzeugen kann. Nicht nur angesichts seiner Entstehungszeit grenzt das an ein Wunder.
"Unter den Brücken" Deutschland 1944/45, Regie: Helmut Käutner, Drehbuch: Helmut Käutner, Leo de Laforgue, Darsteller : Carl Raddatz, Gustav Knuth, Hannelore Schroth, Hildegard Knef, Margarete Haagen, Laufzeit : 99 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Helmut Käutner:
"Kleider machen Leute" (1940)
"Große Freiheit Nr. 7" (1944)
"Bildnis einer Unbekannten" (1954)
"Himmel ohne Sterne" (1955)
"Ein Mädchen aus Flandern" (1956)
"Die Zürcher Verlobung" (1957)
"Schwarzer Kies" (1961)
"Die Rote" (1962)
"Große Freiheit Nr. 7" (1944)
"Bildnis einer Unbekannten" (1954)
"Himmel ohne Sterne" (1955)
"Ein Mädchen aus Flandern" (1956)
"Die Zürcher Verlobung" (1957)
"Schwarzer Kies" (1961)
"Die Rote" (1962)
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