Inhalt: Thesi
Petersen (Liselotte Pulver) ist geschieden und lebt in einer kleinen
Atelier-Wohnung über den Dächern Hamburgs. Die junge Mode-Designerin weiß ihren
Charme einzusetzen und verkauft dem Chef eines Modehauses alle ihre Entwürfe,
obwohl dieser sich zuerst ablehnend zeigt. Weniger souverän reagierte sie kurz zuvor, als
sie von ihrem Zahnarzt (Werner Finck) erfuhr, dass ihr Ex-Mann (Johannes
Heesters) erneut heiraten will.
Sie
erinnert sich an ihre kleinlichen Streitigkeiten, die damals zur Scheidung
geführt hatten, und plant, mit einem aufregenden Kleid unangemeldet zu der
Verlobungsfeier gehen. Als sie am Nachmittag an der Alster spazieren geht,
findet sie es angesichts der vielen Paare seltsam, allein zu sein, aber
zufällig lernt sie über eine Bekannte Georg Lindberg (Paul Hubschmid), einen
deutschen Diplomaten, und dessen Freund Niki Springer (Charles Regnier), einen
Schriftsteller, kennen. Spontan beschließt sie, beide Männer zu der
Verlobungsfeier ihres Ex-Mannes mitzunehmen...
Die
Kombination war vielversprechend - Komödienspezialist Kurt Hoffmann wählte mit
Annemarie Selinkos Roman "Heute heiratet mein Mann" eine populäre
Drehbuch-Grundlage für seinen neuen Film und besetzte wieder Liselotte Pulver
in der weiblichen Hauptrolle, mit der er ein Jahr zuvor mit "Ich denke oft an Piroschka" einen großen Erfolg gefeiert hatte. Obwohl Kurt Hoffmanns
leichter Inszenierungsstil und Liselotte Pulver als selbstbewusst auftretende
junge Frau wie gewohnt überzeugen konnten, ist "Heute heiratet mein Mann"
in Vergessenheit geraten zwischen ihrer "Piroschka"-Rolle und Helmut
Käutners "Die Zürcher Verlobung" (1957), in dem sie erneut auf Paul
Hubschmid treffen sollte. Zurecht, denn anders als den genannten Filmen und
Hoffmanns kommendem Film mit Liselotte Pulver "Bekenntnisse des
Hochstaplers Felix Krull" (1957), gelang es "Heute heiratet mein
Mann" nicht, sich vom Mief der 50er Jahre zu befreien.
Dabei nimmt
Liselotte Pulver als junge Mode-Designerin Thesi Petersen, die allein in einer
Hamburger Dachwohnung lebt und ihr Leben lässig schmeißt, hier ihre moderne
Frauenrolle aus "Die Zürcher Verlobung" schon vorweg, ebenso wie
Werner Finck schon als Zahnarzt zu sehen ist, der zum Auslöser der weiteren
Verwicklungen wird. Arglos und unwissend, wer sich gerade auf seinem Patientenstuhl
befindet, ist er voll des Lobes für den Architekten des neuen Krankenhauses
Robert Petersen (Johannes Heesters) und erwähnt dessen geplante Hochzeit mit
der jungen Karin Nielsen (Gundula Korte), Tochter des wohlhabenden Unternehmers
Karl Nielsen (Gustav Knuth). Erst als Thesi Petersen seine Praxis wieder
verlässt, begreift er, dass sie die Ex-Frau ist, der er zuvor ganz
selbstverständlich die Allein-Schuld an der ersten gescheiterten Ehe des
Architekten gegeben hatte.
Scheidungen
waren Mitte der 50er Jahre noch keineswegs an der Tagesordnung, weshalb der
selbstverständliche Umgang damit überrascht, zudem kombiniert mit einer Frau,
die in der jungen Bundesrepublik ihren eigenen Weg zu gehen scheint. Doch
dieser zukunftsweisende Eindruck eines guten Beginns verschwindet schnell
zugunsten einer altbackenen Story, die nur noch davon bestimmt wird, die
geschiedenen Eheleute wieder zusammen zu bringen. Nachdem Thesi die
Informationen von ihrem Zahnarzt erhalten hatte, spielen realistische Dinge wie
ihr Job oder ihr Selbstverständnis als Frau keine Rolle mehr - sie will nur
noch mit einem aufreizenden Kleid in die Verlobungsfeier ihres Ex-Mannes
platzen und dabei kommt ihr die Bekanntschaft mit den attraktiven Herren Georg
Lindberg (Paul Hubschmid) und Niki Springer (Charles Regnier), die sie in einem
Café an der Alster kennenlernt, gerade recht. Dass sie die Trennung von ihrem
Mann noch nicht überwunden hätte, wie Georg angesichts dieser Aktion zurecht
mutmaßt, weist Thesi weit von sich - eine Lüge, die Niemand glauben wird.
Die
weiteren, den Großteil des Films einnehmenden Handlungsabläufe, lassen sich in
wenigen Sätzen zusammenfassen. Nach dem gelungenen Auftritt mit schickem
Abendkleid und zwei sie begleitenden Männern auf der Verlobungsfeier, lässt sich
Thesi von dem Diplomaten Georg Lindberg nach mehreren vergeblichen Versuchen
doch dazu überreden, ihn zu heiraten und mit ihm nach Mexiko zu gehen, erkrankt
glücklicherweise einen Tag vor der Abreise an Scharlach und wird täglich von
ihrem Ex-Mann im Krankenhaus besucht. Nach wochenlanger Quarantäne trennt sie
sich wieder von Georg, während auch ihr Ex seine Hochzeitsfeierlichkeiten
absagt - es kommt zum erwartet guten Ende.
Die hier
gezeigten Geschlechterrollen und die Eingriffe in Annemarie Selinkos literarische
Vorlage, verraten noch eine deutliche Nähe zum konservativen Zeitgeist der 50er
Jahre, worüber auch die gut aufgelegten Nebendarsteller und Hoffmanns
schmissiger Stil nicht hinweg täuschen können. Selinko gliederte die 1940
erschienene Geschichte um ein geschiedenes Ehepaars in eine komplexe Handlung
ein, die unmittelbar auf die damaligen Ereignisse in Europa reagierte. Der
Widerstand gegen die Nationalsozialisten, dem sich Selinko später selbst
anschloss, wurde bestimmend für die persönlichen Konsequenzen der Handelnden,
auch für Thesis Rückkehr zu ihrem Mann. Dass Hoffmann auf die politischen
Aspekte verzichtete und die Story als reine Komödie inszenierte, war legitim,
nahm den Protagonisten aber ihre charakterliche Tiefe und ließ sie oberflächlich
agieren.
Schon der
Grund für das Scheitern der Ehe von Thesi und Robert, der in Rückblicken
erzählt wird, ist in seiner Nichtigkeit eine Bestätigung der Vorurteile des
Zahnarztes. Offensichtlich hatte Thesi als nicht arbeitende Hausfrau viel Zeit,
um ständig die Einrichtung umzustellen, was zu Streitigkeiten mit ihrem Abends
spät nach der Arbeit nach Hause kommenden Mann führte. Ein harmloses
Wortgefecht genügte schon, damit sie ihre Koffer packte. Der Film verzichtet
darauf, weitere Folgen einer Scheidung zu zeigen - eine für Frauen in den 50er
Jahren noch einschneidende Konsequenz - um den Eindruck, ein sich immer noch
liebendes Paar hätte sich aus geringfügigen Gründen getrennt, nicht zu
gefährden. Noch unwahrscheinlicher ist Robert Petersens geplante Hochzeit mit
der zwar hübschen, aber bieder-braven Karin Nielsen, die ständig von zwei alten
Frauen bewacht wird. Die einzige sympathische Figur der Industriellenfamilie
ist das von Gustav Knuth gespielte Familienoberhaupt, das sich ganz
selbstverständlich eine junge Geliebte (Ingrid van Bergen) leisten darf und
damit Lebensfreude ausstrahlt, während die Frauen nur vorwurfsvoll moralische
Verfehlungen geißeln.
Während die
Männer alle gut bezahlte Jobs haben und trotz ihres gehobenen Alters attraktiv
sind - Johannes Heesters spielte mit 53 Jahren den "jungen"
Architekten und Bräutigam, der 55jährige Gustav Knuth den "älteren"
Liebhaber und zukünftigen Schwiegervater - werden die Frauen nur in die
Kategorien jung und hübsch oder alt und knöchern unterteilt. Man könnte über
die im Vergleich zu ihren Kolleginnen deutlich älteren männlichen Darsteller
hinweg sehen, da nicht das tatsächliche, sondern das gespielte Alter maßgebend
sein sollte, aber besonders Heesters wirkt mit seinen Verniedlichungen
gegenüber seinen "Frauchen" wie ein typischer
"Sugar-Daddy", was Liselotte Pulvers anfänglich selbstbewusstes
Auftreten zunehmend relativiert und sie in die damals beliebte Rolle des
lebenslustigen, aber noch etwas unreifen Dings verfällt. Wenigstens ihre
geplante Hochzeit mit dem netten, aber natürlich langweiligen Georg brauchte
Niemanden zu überzeugen - zu offensichtlich beruhte diese Entscheidung nur
darauf, ihren Frust über die geplante Hochzeit ihres Ex-Mannes zu kanalisieren.
"Heute
heiratet mein Mann" ist eine harmlose Filmkomödie, der die Entstehung in
den 50er Jahren deutlich anzumerken ist. Das wäre nicht weiter bemerkenswert,
wären die Voraussetzungen nicht so vielversprechend gewesen. Dass Annemarie
Selinkos Vorlage nur auszugsweise genutzt wurde, war dem damaligen Zeitgeist zu
verdanken, dem Regisseur Kurt Hoffmann und Liselotte Pulver in ihren Filmen
allerdings häufig widerstanden - hier leider nicht.
"Heute heiratet mein Mann" Deutschland 1956, Regie: Kurt Hoffmann, Drehbuch: Eberhard Keindorff, Johanna Sibelius, Annemarie Selinko (Roman), Darsteller : Liselotte Pulver, Johannes Heesters, Paul Hubschmid, Charles Regnier, Gustav Knuth, Lina Carstens, Ingrid van Bergen, Werner Finck, Laufzeit : 91 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Kurt Hoffmann:
"Quax, der Bruchpilot" (1941)
"Ich denke oft an Piroschka" (1955)
"Das Wirtshaus im Spessart" (1958)
"Wir Wunderkinder" (1958)
"Das Spukschloss im Spessart" (1960)
"Schloss Gripsholm" (1963)
"Herrliche Zeiten im Spessart" (1967)
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