Inhalt: Der
herumziehende Gelegenheitsarbeiter Thomas Werndl (Rudolf Prack) entdeckt
zufällig einen jungen Hund, der weggelaufen war, und nimmt ihn mit sich. Weil
dieser so begeistert an seinem Glas riecht, nennt er ihn
"Krambambuli", nach dem Wacholderschnaps, den er zuvor daraus
getrunken hatte. Schon kurz darauf will ihm ein Wirt Krambambuli abkaufen, aber
als Werndl darauf den Hund ansieht, entscheidet er sich gegen einen Verkauf.
Ein Jahr später sind Krambambuli und er ein eingespieltes Duo, was auch daran deutlich wird, dass der Hund für Beide die Nahrung stiehlt. Als er dabei von Anna (Viktoria von Ballasko) ertappt wird, entschließt sich Werndl spontan an deren Hof eine Arbeit als Knecht anzunehmen. Allerdings hat ihre Mutter (Elise Aulinger) hier das Sagen, die ihn zwar einstellt, aber nicht gerne sieht, wie er mit Anna herumturtelt. Diese soll nämlich den Jäger Barthel Raunegger (Sepp Rist) heiraten...
Ein Jahr später sind Krambambuli und er ein eingespieltes Duo, was auch daran deutlich wird, dass der Hund für Beide die Nahrung stiehlt. Als er dabei von Anna (Viktoria von Ballasko) ertappt wird, entschließt sich Werndl spontan an deren Hof eine Arbeit als Knecht anzunehmen. Allerdings hat ihre Mutter (Elise Aulinger) hier das Sagen, die ihn zwar einstellt, aber nicht gerne sieht, wie er mit Anna herumturtelt. Diese soll nämlich den Jäger Barthel Raunegger (Sepp Rist) heiraten...
Marie von
Ebner-Eschenbachs 1883 erschienene Novelle "Krambambuli" bot sich für
diverse Interpretationen geradezu an, denn ihre Geschichte über eine
bedingungslose Treue, ließ sich mit wenigen Veränderungen ideologisch nutzen.
Entscheidend dafür ist die Gewichtung unter den einzelnen Parteien, die
unterschiedliche Charaktere und damit gesellschaftliche Haltungen repräsentieren.
Bei
Ebner-Eschenbach steht die Figur des Jägers im Mittelpunkt, der einem
Landstreicher einen Hund für 12 Flaschen Wacholderschnaps der Marke
"Krambambuli" abkauft, wodurch der Hund erst seinen Namen erhält. Die
Beziehung zwischen Hund und Jäger erfährt eine Vielzahl von Beanspruchungen -
erst der harte, disziplinierte Erziehungsprozess bis der Hund sich dem Jäger
unterordnet, dann die Wegnahme durch die Gräfin, die den Hund für ihren Mann
beansprucht, die Rückkehr von Krambambuli zu dem Jäger, nachdem er beim Grafen
jedes Futter verweigerte, bis zum Duell des Jägers mit dem wildernden
Landstreicher. Krambambuli - zwischen beiden Männern hin und her gerissen – entscheidet
sich wieder für seinen früheren Herrn, obwohl dieser ihn für Schnaps verkauft
hatte.
Ebner-Eschenbach
betonte damit eine Entscheidung, die schwer nachvollziehbar ist. Liebe und Treue sind bedingungslos, so die Aussage, mit der
Ebner-Eschenbach den eigenen, frühen Verlust ihrer Mutter verarbeitete. Selbst
die liebevollste Stiefmutter konnte später nicht mehr dieselbe instinktive Nähe
herstellen. Nachdem Krambambuli bei dem erschossenen Wilderer verweilt, lässt
der Jäger enttäuscht von ihm ab - eine Entscheidung, die er gegen seine eigenen
Gefühle fällt. Später, nach langen Irrwegen, stirbt Krambambuli auf seiner
Türschwelle, bevor ihn der Jäger, der ihn inzwischen zu finden versuchte, retten
kann. Bei Ebner-Eschenbach gibt es am Ende nur Verlierer.
Über diese Konsequenz verfügt keine der Verfilmungen, weshalb es überrascht, dass die erste, während der Zeit des Nationalsozialismus 1940 entstandene Filmversion, nicht nur dem literarischen Original noch am nächsten kommt, sondern die hier vorgenommenen Veränderungen stilbildend für die späteren Verfilmungen blieben. Der entscheidende Unterschied liegt in der Gewichtung des Landstreichers, die bei Ebner-Eschenbach bewusst funktional, ohne tiefere emotionale Ausarbeitung, angelegt war. Durch die starke Diskrepanz – hier der zwar strenge, aber sehr liebevolle und anständige Charakter des Jägers, dort der Landstreicher und Wilderer, der seinen Hund für Alkohol verkauft – entsteht erst der tiefe Eindruck einer Treue, die über den von Menschen ersonnenen Regeln von Recht und Moral steht. Diesem Konzept unterwarf sich keine der Verfilmungen, die im Gegenteil jeweils betonten, welch inniges Verhältnis der Landstreicher zu seinem Hund entwickelte.
Entsprechend vermittelt der Beginn in
„Krambambuli“ das Gegenteil von Ebner- Eschenbachs Intention. Nachdem Thomas
Werndl (Rudolf Prack) sich des jungen Hundes angenommen hatte, den er jaulend
auf der Straße antraf, geht er mit ihm hungrig in ein Wirtshaus, ohne über
Geldmittel zu verfügen. Nachdem er sich zuvor schon heimlich eine Wurst
eingesteckt hatte, nutzt er das Interesse des Wirtes an dem Hund, um noch
weiteres Essen abzustauben. Der Wirt bietet ihm fünf Gulden für „Krambambuli“ –
wie ihn Werndl kurz vorher taufte, nachdem er an dessen Schnapsglas leckte –
lässt sich sogar auf sechs Gulden hoch handeln, aber Werndl schlägt das
Geschäft nach einem Blick in das Gesicht des Hundes aus, obwohl das Geld für
ihn ein Vermögen wäre. Der Film greift damit das Motiv des Verkaufs zwar auf,
wandelt aber die Sympathien zugunsten des Landstreichers und Gelegenheitsarbeiters.Über diese Konsequenz verfügt keine der Verfilmungen, weshalb es überrascht, dass die erste, während der Zeit des Nationalsozialismus 1940 entstandene Filmversion, nicht nur dem literarischen Original noch am nächsten kommt, sondern die hier vorgenommenen Veränderungen stilbildend für die späteren Verfilmungen blieben. Der entscheidende Unterschied liegt in der Gewichtung des Landstreichers, die bei Ebner-Eschenbach bewusst funktional, ohne tiefere emotionale Ausarbeitung, angelegt war. Durch die starke Diskrepanz – hier der zwar strenge, aber sehr liebevolle und anständige Charakter des Jägers, dort der Landstreicher und Wilderer, der seinen Hund für Alkohol verkauft – entsteht erst der tiefe Eindruck einer Treue, die über den von Menschen ersonnenen Regeln von Recht und Moral steht. Diesem Konzept unterwarf sich keine der Verfilmungen, die im Gegenteil jeweils betonten, welch inniges Verhältnis der Landstreicher zu seinem Hund entwickelte.
Die zweite stilbildende Veränderung betrifft die Rolle des weiblichen Geschlechts. Anders als in Ebner-Eschenbachs Novelle, in der die Frauen nur eine Nebenrolle spielen, wird der Konflikt zwischen Jäger und Landstreicher noch dadurch zugespitzt, dass sie um dieselbe Frau werben. Thomas Werndl lernt Anna (Viktoria von Ballasko) kennen, als diese seinen Hund dabei ertappt, wie er eine Wurst stiehlt. Spontan bewirbt er sich um eine Stelle als Knecht auf dem Bauernhof, die er auch von Annas Mutter (Elise Aulinger) erhält. Diese sieht es allerdings nicht gern, das Thomas um Anna wirbt, denn sie hat ihre Tochter dem Jäger (Sepp Rist) versprochen, der im Gegensatz zu dem Vagabunden eine anständige Partie darstellt. Im Gegensatz zu der späteren Verfilmung der Novelle („Heimatland“ 1955), begeht „Krambambuli“ noch nicht den Fehler, die Rolle des Hundes zugunsten der Auseinandersetzung um die Frau zu vernachlässigen. Zu einer echten Konfrontation wegen Anna kommt es nicht, da sie frühzeitig eine klare Entscheidung fällt, und die Männer nur zu Gegenspielern unter unglücklichen Umständen werden.
Bemerkenswert ist, dass die Figur des Gelegenheitsarbeiters 1940 nicht dafür genutzt wurde, ihn als Störenfried einer bürgerlichen Gesellschaft heraus zu stellen wie es in der Nachkriegszeit in „Heimatland“ geschah. Rudolf Prack, der in beiden Filmen mitwirkte, wurde in den 50er Jahren, auf dem Höhepunkt seiner Popularität, als Jäger besetzt, während er hier noch den Vagabunden spielte, der zwar ein Außenseiter bleibt, aber dessen Werdegang als Verkettung tragischer Ereignisse dargestellt wurde. Ähnliches, nur mit umgekehrten Vorzeichen, lässt sich auch über seinen Gegenspieler, den Jäger, feststellen. Kein böses Wort über den Nebenbuhler hört man von ihm, auch nicht gegenüber Anna, deren kurze Irritation er akzeptiert. Doch anders als in der literarischen Vorlage, in der der Hund eine sofortige Anziehungskraft auf den Jäger ausübte, kümmert er sich erst um diesen, nachdem ihn Anna in ihre Obhut bekam, da der Vagabund ins Gefängnis musste. Dieses Motiv, das bei Ebner-Eschenbach nicht vorkommt, blieb später auch in „Heimatland“ erhalten, um so den Charakter einer höheren Gewalt zu betonen, durch den es zur Trennung zwischen Krambambuli und seinem Herrn kommt. Ebner-Eschenbachs Intention einer nicht nachvollziehbaren Treue des Hundes zu seinem Herrn wurde damit unterlaufen.
Die negative Rolle obliegt stattdessen dem weiblichen Geschlecht. Besonders Annas Mutter als diktatorische Bäuerin, die auch ihren sympathischen Bruder unterdrückt, erfüllte das Klischee einer herrischen Alten, die einem braven Kerl die Luft zum Atmen nicht gönnt. Entsprechend gestaltet sich auch die Szene, die zum Bruch zwischen Anna und Thomas und damit letztlich zu dessen Niedergang führt. Während Mutter und Tochter am Sonntag zur Kirche gehen, nutzen der Onkel und Thomas den friedlichen Moment, um gemeinsam ein Glas Most zu trinken, den die Bäuerin ausnahmsweise aus dem Keller holen ließ. Vom ungewohnten Glück berauscht, trinken die Männer ein Glas nach dem anderen und werden entsprechend angetrunken angetroffen. Dass dieser harmlose Moment den Anlass für die Bäuerin bietet, Thomas vom Hof zu weisen, macht deutlich, wer hier als Auslöser für dessen Unglück angesehen werden sollte.
Diese Geschlechterrollen verweisen am ehesten auf den Entstehungszeitraum während der Zeit des Nationalsozialismus. Sämtliche männliche Rollen behielten trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere einen sympathischen Gestus, während das weibliche Geschlecht nur in der Figur der blonden Anna das Klischee der guten Ehefrau erfüllte. Selbst daran, dass Thomas zum Wilderer wird - der einzige Grund, warum er mit dem Jäger in Konflikt gerät - , trägt allein die verführerische und selbstverständlich dunkelhaarige Kathrein (Paula Pfluger) die Schuld, die den armen Kerl dazu verleitet, ihr billiges Wildbret für ihr Restaurant zu schießen.
Trotz dieser unterschwelligen Ausrichtung, die dem generellen, auch noch in den 50er Jahren vorhandenen Zeitgeist entsprach, blieb „Krambambuli“ vor allem in der Betonung der Rolle des Hundes erstaunlich nah an Ebner-Eschenbachs Vorlage. Die Konfrontation des Jägers mit der Konsequenz, dass eine strenge Erziehung kein Garant dafür ist, Vertrauen und Liebe zu erwerben, und damit der Zwang, seine eigenen Wertevorstellungen in Frage zu stellen, erhob diese Interpretation über seine Nachfolger. Einzig der Mut fehlte, die Entscheidung des Hundes für den Vagabunden ohne nachvollziehbaren Grund zu akzeptieren. Trotz dieser Anpassung an den Publikumsgeschmack verzichtete der Film auf ein billiges Happy – End und vermittelte auch eine Ebene des Scheiterns.
"Krambambuli" Deutschland 1940, Regie: Karl Köstlin, Drehbuch: Friedrich Perkonig, Marie von Ebner-Eschenbach (Novelle), Darsteller : Rudolf Prack, Sepp Rist, Victoria von Ballasko, Elise Aulinger, Paula Pfluger, Laufzeit : 73 Minuten
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