Inhalt:
Felix Rabes (Heinz Rühmann) Friseurladen läuft schlecht, als ihn die Nachricht
einer Erbschaft erreicht. Er soll sofort nach Wien kommen, um das Erbe seiner
wohlhabenden Tante anzutreten. Auf der Zugfahrt redet er schon von seinem
zukünftigen Reichtum, womit er die Neugier der hübschen Lily Walter (Inge List)
weckt, die keinen Hehl aus ihrem plötzlich erwachten Interesse macht. So
zusätzlich in Stimmung versetzt, ist die Ernüchterung groß, als er in der
leeren Wohnung seiner Tante landet. Nur 13 Biedermeier-Stühle scheinen von
einem bescheidenen Wert zu sein, weshalb er sie dem Trödler Alois Hofbauer
(Hans Moser) in Kommission gibt.
Die Nacht
verbringt er ein letztes Mal in der Wohnung der Tante, unbequem auf einem
schmalen Sofa schlafend. Wütend auf sie schimpfend will er ihr Wandbild
umdrehen, als ihm ein dahinter geklemmter Brief entgegen fällt, den er sofort
zerreißt. Um ihn wenig später wieder zusammenzusetzen, wodurch er von 100.000
Mark erfährt, die sie ihm vermacht hatte. Dummerweise hatte sie das Geld in
einem der 13 Stühle versteckt, die Rabe dem Trödler zum Verkauf gegeben hatte.
Dieser kommt ihm mit der erfreulichen Nachricht entgegen, dass er schon alle
Stühle losgeworden wäre, was Rabe in tiefe Verzweiflung führt. In seiner Not
vertraut er sich Hofbauer an, bietet ihm ein Teil der Erbschaft und sie machen
sich zusammen auf die Suche nach dem richtigen Stuhl…
Vordergründig
scheint sich "13 Stühle" nur wenig vom üblichen
Heinz-Rühmann-Starvehikel der Phase Ende der 30/ frühe 40er Jahre zu
unterscheiden, in denen Komödien wie der ebenfalls 1938 entstandene „5
Millionen suchen einen Erben“ oder „Der Gasmann“ (1941) mit der wiederholt
erzählten Geschichte vom kleinen Mann, der plötzlich zu Reichtum gelangt, der
Ablenkung vom Alltag dienen sollten - inclusive den typischen Konsequenzen nach
der ersten Versuchung bis zum letztlichen Erkennen der wahren Werte, die selbstverständlich
nicht im schnöden Mammon liegen.
Doch zwei
wesentliche Merkmale heben den Film trotz seiner offensichtlichen Anpassung an
den damaligen Publikumsgeschmack und der vorgegebenen Linie des
Propagandaministeriums, der sich der viel beschäftigte Komödienspezialist
E.W.Emo nicht widersetzte, aus der Masse heraus - die Story basiert auf einer
russischen Novelle ("12 Stühle") aus den 20er Jahren, die als
beißende Satire auf das eigene Volk zu verstehen war, und sie stellt statt des
üblichen "lieben Frauchens" diesmal den österreichischen
Volksschauspieler Hans Moser an Rühmanns Seite, der einen deutlich originelleren
Partner abgibt. Nachdem sie zuvor in "Der Himmel auf Erden" (1935), "Ungeküsst soll man nicht schlafen gehen" (1936) und "Der Mann von dem man spricht" (1937) zusammen gespielt hatten - nach dem Krieg kam noch "Wir werden das Kind schon schaukeln" (1952) dazu, immer unter Regisseur Emo - blieb "13 Stühle" ihr einziger gemeinsamer Film nach dem kurz
zuvor erfolgten Anschluss Österreichs an Deutschland, weshalb der
gebürtige Essener Heinz Rühmann in Wien auftaucht, nachdem er in seiner Rolle als Felix Rabe erst
mit dem Zug dorthin fahren musste.
Der Grund
für diese Reise liegt in der unverhofften Erbschaft seiner Tante, die - obwohl
in ihrem Umfang keineswegs einschätzbar - sofort zu kühnsten Fantasien Anlass
gibt und mit Lily Walter (Inge List), die Felix Rabe (Heinz Rühmann) im
Zugabteil trifft, auch beim weiblichen Geschlecht gleich Begehrlichkeiten
erzeugt. Anders als in den meisten Rühmann-Filmen entfernt sich der Film nicht
so weit von der literarischen Vorlage, dass er Rabes Egoismus, gepaart mit
naiver Dummheit leugnet. Auch wenn der Zuschauer damals einem Heinz Rühmann ein
solches Verhalten nachsah, hält der Film dessen Jagd nach Reichtum ohne
moralisches Schöngerede erfreulich konsequent durch. Moser und Rühmann geben
lange Zeit ein durch die äußeren Umstände zusammen geschweißtes Paar ab, dass
sich einerseits herzlich misstraut, andererseits keine Gnade kennt, um wieder
in den Besitz des Stuhls zu gelangen, in dem die Erbtante 100.000 Mark
versteckt hatte.
Allein das
Rabe in diese Situation kam, wirft ein bezeichnendes Bild auf seinen Charakter,
denn als er in Wien nur eine leer geräumte Wohnung mit dreizehn alten
Biedermeier-Stühlen vorfindet, verliert er schnell die Contenance, beleidigt
das kurz vorher noch so "geliebte Tantchen" und verkauft die Stühle
an den Trödler Alois Hofbauer (Hans Moser), um wenigstens die Rückfahrt
bezahlen zu können. Erst in der Nacht erkennt er das Geheimnis der Stühle, doch
am Morgen muss er feststellen, dass Hofbauer diese schon veräußert hatte. Um
wieder in deren Besitz zu gelangen, verrät er diesem von dem versteckten Schatz
und gemeinsam machen sie sich auf die Suche.
Der Film
nutzt die vielfältigen Charaktere und Situationen, bei denen die Zwei auftauchen, für respektlose Beobachtungen des mitmenschlichen Verhaltens. Als
Felix Rabe aus einem brennenden Haus, wo er fälschlicherweise einen der Stühle
vermutete, nebenbei einen Hund rettet, wird dieser zwar mit Begeisterung in die
Arme genommen, aber von dem Retter nimmt Niemand Notiz. Vielleicht lag es am
Drehort Wien, dass selbst bei kritischen Szenen wie dem Aufenthalt im
Kuriositäten-Kabinett oder in der Irrenanstalt, wo Rabe und Hofbauer fast
folgerichtig landen, keine Anspielungen auf nationalsozialistisches Gedankengut
zu erkennen sind. Sehr positiv kommt dem Film auch Mosers Spiel zugute, der
anders als der jugendliche Rabe zwar vordergründig als grantelnder Wiener seine
Paraderolle gibt, aber innerhalb der ansonsten egoistischen Gesellschaft der
Einzige ist, der echte Sympathien verdient.
Gerade die
Frauen kommen in „13 Stühle“ schlecht weg, da sie entweder als herrische
Ehefrauen oder geldgeile Luxusweibchen auftreten. Trotzdem ist diese Gestaltung
im Vergleich zu den üblichen Komödien dieser Zeit erfrischend, denn durch den
Verzicht auf ein „Love-Interest“ für Rühmann - auch wenn er das erst spät
begreift - existiert hier keine idealisierte Frauengestalt mit sicherer
Anwartschaft auf das Mutterkreuz. Die Frauen dürfen stattdessen richtig fies
sein und reihen sich damit getreu der russischen Originalvorlage, die in den
Film - Credits nicht erwähnt wurde, gleichberechtigt in die Männerwelt ein. Nur
die beiden Protagonisten ragen letztlich positiv heraus, was durch das leicht
aufgesetzte, aber kurz gehaltene Happy-End betont wird. Diese Abweichung von
der Romanvorlage kann nur als Anbiederung an die damaligen Erwartungshaltungen
verstanden werden, ändert aber nichts an dem guten Eindruck einer erfrischend
schnellen Komödie mit einem dezent respektlosen Charakter.
"13 Stühle" Deutschland 1938, Regie: E.W. Emo, Drehbuch: E.W. Emo, Per Schwenzen, Yevgeni Petrow (Roman), Darsteller : Heinz Rühmann, Hans Moser, Annie Rosar, Inge List, Ondra, Alfred Neugebauer, Laufzeit : 84 Minuten
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