Inhalt: Maria
Stuart (Zarah Leander), ehemalige Königin von Schottland, ist seit vielen
Jahren Gefangene der englischen Königin Elisabeth I. (Maria Koppenhöfer). Immer
wieder versucht sie, diese mit Briefen von ihrer Unschuld zu überzeugen, aber
Elisabeth liest ihre Briefe gar nicht erst, sondeern fällt das Todesurteil über sie.
In Gedanken lässt Maria Stuart nochmals die Zeit Revue passieren, als sie aus Frankreich in ihr Heimatland zurückkehrte, um Schottland zu regieren. Doch nicht nur das Volk lehnte sie ab, sondern auch die Machtinteressen der schottischen Lords sollten ihr das Leben schwer machen...
In Gedanken lässt Maria Stuart nochmals die Zeit Revue passieren, als sie aus Frankreich in ihr Heimatland zurückkehrte, um Schottland zu regieren. Doch nicht nur das Volk lehnte sie ab, sondern auch die Machtinteressen der schottischen Lords sollten ihr das Leben schwer machen...
Als Zarah
Leander 1940 "Das Herz der Königin" drehte, war sie schon zum großen
UFA-Filmstar aufgestiegen, hatte es aber trotzdem verstanden, sich nicht zu
sehr in der Nähe der Nazi-Machthaber aufzuhalten. Ihr Status erlaubte diese Eigenständigkeit, der auch darin deutlich wurde, dass sie im prüden Deutschland der 30er Jahre selbstbewusste und sexuell offensive
Frauenfiguren spielen konnte. Trotzdem wäre es eine Illusion anzunehmen, dass
sie den Propaganda-Interessen entkommen wäre, denn Joseph Göbbels, der sie persönlich sehr schätzte, wusste sie
geschickt für seine Zwecke zu instrumentalisieren.
Die Rolle
der "Maria Stuart" war Zarah Leander geradezu auf den Leib
geschrieben. Die schottische Königin war nicht nur für ihre Schönheit
berühmt, sondern hatte im französischen Exil, wo sie aufwuchs, musikalische
Fertigkeiten gelernt. Als sie nach Schottland zurückkehrte, befand sie sich in Begleitung
des italienischen Sängers David Riccio (Friedrich Benfer), der als ihr
Privatsekretär arbeitete. Den rauen Gesellen im Norden der britischen Insel
waren diese "französischen Sitten" äußerst suspekt, ebenso wie man der
eher als emotional geltenden Königin die "harte Hand, die das Volk
braucht" nicht zutraute. So konnte Zarah Leander quasi im historischen
Sinn ihre Stärken ausspielen - ihr schöner Gesang, ihre emotionale, aber
durchaus selbstsichere Art passten gut zu dem überlieferten Charakter der Maria
Stuart.
"Das
Herz der Königin" leistet sich dabei eine erzählerische Klammer, die Maria
Stuart zu Beginn als Gefangene der englischen Königin Elizabeth I. (Maria
Koppenhöfer) zeigt. Mehrfach hatte sie die Königin von ihrer Unschuld
überzeugen wollen, aber diese hatte ihre Briefe ignoriert und verurteilte sie
nach langer Gefangenschaft zum Tode. In Erwartung der Hinrichtung, lässt sie
noch einmal ihr Leben seit der Ankunft in Schottland vor ihrem geistigen Auge
ablaufen.
"Das Herz der Königin" hielt sich an die historischen Abläufe und versuchte,
die damaligen Intrigen und Machtinteressen komplex zu schildern. In
beeindruckenden, in ihrer Schwarz-weiß Schattierung dramatisch wirkenden
Bildern entfaltet sich die Geschichte theaterartig. In einzelnen Szenen,
die an nur wenigen Orten stattfinden, wird dialoglastig eine Situation aufgezeigt,
die von Opportunismus und Hinterhältigkeit geprägt ist. Marias
Halbbruder Jacob ( Walther Süssenguth), der in ihrer Abwesenheit das Land
regierte, unterstützt zuerst seine Schwester, um später doch mit der englischen Königin gemeinsame
Sache zu machen. Auch Lord Bothwell (Willy Birgel) hat eigensüchtige Interessen und täuscht sie. Einzig Maria Stuart und ihre Getreuen, besonders ihr Diener
Olivier (Will Quadflieg), vermitteln einen ehrlichen Charakter.
Die
Wahl Zarah Leander als schottischer Königin ließ von Beginn an keinen Zweifel daran, wem das
Publikum seine Sympathie schenken würde. So konnte es sich Regisseur Carl
Froelich leisten, die Charaktere der Gegner Marias ohne Übertreibungen zu schildern. Trotzdem war Froelich an einer objektiven
Betrachtung der damaligen Situation in Schottland keineswegs
interessiert, sondern zeichnete unterschwellig das negative Bild einer rücksichtslosen, expansiven englischen
Politik. Diese Intention war angesichts des parallel stattfindenden Kriegs mit England
gewollt, so das Froelich - der seit 1939 der Reichsfilmkammer als Präsident
vorstand - als Regisseur den Willen
seines direkten Vorgesetzten Joseph Goebbels umsetzte.
Tatsächlich
wurde Maria Stuart in vielen internationalen Produktionen häufig verklärt, so dass „Das Herz der
Königin“ keineswegs als besonders negativ für die englische Krone heraus
sticht. Schon immer mochte das Publikum - auch in der Hollywood-Umsetzung - die unglückliche Königin mehr als die scheinbar
hartherzige, unattraktive Elisabeth, die zudem noch ohne Mann und Kinder blieb. Das Maria
Stuart in der Realität ziemlich arrogant gewesen sein soll, ihren Halbbruder Jakob als
„Bastard“ ansah, der es nicht wert war zu regieren, und auch ihre Mitwirkung
beim Tod ihres zweiten Mannes nie wirklich aufgeklärt werden konnte, wird hier
nicht berührt. Zarah Leander ist ganz in ihrem Element als emotionale,
liebevolle Regentin, die nur selbstlos das Beste für ihr Volk will. Alle
Unglücke, Morde und sonstigen tragischen Ereignisse lassen keinen Schatten auf
ihren hehren Charakter fallen. Selbst die schon kurz nach dem
"Unfalltod" ihres Mannes erfolgte erneute Trauung mit Lord Bothwell,
die damals dazu führte, dass Maria Stuart zugunsten ihres zu diesem Zeitpunkt einjährigen
Sohnes abdanken musste, wird hier als eine für sie erzwungene Situation
geschildert.
Dagegen
werden der englischen Königin bösartige Sätze wie „Alle, die uns helfen, werden
getötet“ in den Mund gelegt, als sie weitere Lords nach Schottland schickt, die Maria Stuarts vordergründig stützen sollen, tatsächlich aber ihre Basis aushöhlen. Solche Sätze sollten konkret vermitteln,
das man den Engländern nicht trauen kann. Das die erzählerische Klammer den Film mit der Hinrichtung Maria Stuarts beendet, überrascht schon nicht mehr, denn so wird sie noch zur Märtyrerin hochstilisiert. Trotz
dieser Intention gehört "Das Herz der Königin" nicht zu den
auffälligen Propagandawerken, da die negative Sicht auf die
englische Vorgehensweise eher subtil geschildert wurde und die tatsächlichen
Ereignisse kaum verfälscht, sondern nur sehr einseitig betrachtet wurden. Die
größte Parteinahme verbirgt sich letztlich in der Besetzung der Hauptrolle mit Zarah
Leander, denn dadurch waren die Sympathien von vornherein verteilt.
"Das Herz der Königin" Deutschland 1940, Regie: Carl Fröelich, Drehbuch: Harald Braun, Jacob Geis, Darsteller : Zarah Leander, Willi Birgel, Maria Koppenhöfer, Axel Von Ambesser, Hans Mierendorff, Erich Ponto, Will Quadflieg, Laufzeit : 105 Minuten
"Wenn wir alle Engel wären" (1936)
weitere im Blog besprochene Filme von Carl Froelich:
"Wenn wir alle Engel wären" (1936)
"Der Gasmann" (1941)
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