Inhalt: Als
Boy (Johnny Sheffield) beim Durchstreifen des Dschungels die Stadt Pallandria
entdeckt, stürzt er beinahe von einer Klippe. Zandra (Frances Gifford), die
schöne Tochter des Herrschers von Pallandria, versucht ihn zu retten, gerät
dabei aber selbst in Gefahr. Glücklicherweise kann Tarzan (Johnny Weissmuller)
Beide retten und lernt so auch Zandra kennen, die ihn in ihre Stadt einlädt.
Doch Tarzan zeigt kein Interesse an anderen Menschen, sondern zieht sein
einsames Leben an der Seite von „Boy“ vor, trotz der Abwesenheit von Jane, die
aus familiären Gründen nach London reisen musste.
Seine
Einstellung ändert sich auch nicht, als Fallschirmspringer in den Dschungel
abspringen, die es auf Pallandria abgesehen haben. Durch Janes Briefe weiß er
von dem Krieg, aber auch nachdem er einen Mann, der unglücklich in einem Fluss
gelandet war, vor den Alligatoren gerettet hatte, ahnt er noch nicht, dass die
„Nazis“ auch in seinen Dschungel vorgedrungen waren. Denn der Funker Leutnant
Schmidt (Rex Williams), den Tarzan mit zu seinem Baumhaus nimmt, um ihn zu
pflegen, hatte sich als Engländer ausgegeben. Heimlich versucht er, sein
Funkgerät zu reparieren, um in Berlin um Hilfe zu bitten, nachdem das Flugzeug,
das die Soldaten brachte, abgestürzt war. Doch Sheetah macht ihm einen Strich
durch die Rechnung…
„Tarzan
triumphs“ sollte gar nicht stattfinden, denn für die MGM, die seit 1932
(„Tarzan, the ape man“ (Tarzan, der Affenmensch)) sechs Tarzan-Filme mit Johnny
Weissmuller in der Titelrolle produziert hatte, schien die Saga um den
Dschungelheld, die auf Basis der Romanvorlage von Edgar Rice Borroughs
entstanden war, keine neuen Ideen für ein weiteres Drehbuch zu bieten. Das war
die Gelegenheit für RKO Pictures - dem kleinsten Studio unter den „großen Fünf“
in Hollywood - die Rechte an Tarzan zu übernehmen, um die sich RKO schon
längere Zeit bemüht hatte. Auch Johnny Weissmuller und „Boy“ Johnny Sheffield,
seit dem vierten Tarzan-Film („Tarzan finds a son!“ (Tarzan und sein Sohn,
1939)) mit dabei, konnten verpflichtet werden, nur „Jane“ - Darstellerin
Maureen O'Hara nutzte die Gelegenheit, um endgültig von der inzwischen
ungeliebten Rolle Abschied zu nehmen.
RKO sollte
bis 1948 noch sechs weitere Tarzan-Filme mit Johnny Weissmuller herausbringen
(bevor Lex Barker die Titelrolle in „Tarzan's magic fountain“ (Tarzan und das
blaue Tal, 1949) übernahm), aber ihr erster und erfolgreichster Film „Tarzan
triumphs“ wurde auch von den politischen Ereignissen beeinflusst und reagierte
unmittelbar auf den Kriegseintritt der USA gegen Deutschland 1942. Wie viele
weitere Figuren der us-amerikanischen Trivialkultur wurde er vor den
Propaganda-Karren gespannt, was sich im deutschen Titel „Tarzan und die Nazis“
sehr gut ausdrückte, denn im Gegensatz zu den hintergründig manipulierenden
Filmen des nationalsozialistischen Propaganda-Ministeriums war Tarzans Beitrag
(„Now Tarzan make war“) von plakativer Einfachheit und besetzte statt der
gierigen Geschäftemacher und machthungrigen Despoten, mit denen es der
„Affenmensch“ üblicherweise zu tun bekam, einen Trupp deutscher Soldaten unter
der Führung von Hauptmann von Reichert (Stanley Ridges), die die Einwohner von
Pallandria, einer einsam gelegenen Stadt im Dschungel, berauben wollen, als
Gegner.
Auch die
Geschehnisse um den Dschungelhelden selbst boten wenig Neues, sieht man einmal
vom vorsichtigen Versuch ab, mit Frances Gifford eine attraktive Frau als
Ersatz für Maureen O'Hara einzuführen, die noch nicht „Jane“ und damit Tarzans
„Love-Interest“ sein durfte. Zu den Vorzügen der Tarzan-Reihe gehörte
bekanntlich die Möglichkeit, leicht bekleidete Menschen auf die Leinwand zu
bringen, aber das unmittelbare Auswechseln der „Jane“ - Darstellerin war RKO
moralisch zu riskant, nachdem bisher einzig O'Hara diese Rolle verkörpert
hatte. Erst im übernächsten Film („Tarzan and the Amazon“ (Tarzan und die
Amazonen, 1945)) sollte Jane wieder aus England zurückkehren, diesmal von
Brenda Joyce gespielt. Das führte in „Tarzan triumphs“ dazu, dass Tarzan zwar
Liebesbriefe von Jane aus England bekommt, aber die schöne Zandra (Frances
Grifford), Tochter des Herrschers von Pallandria, diesmal von ihm gerettet
werden darf. Tarzan kommt ihr im dichten Urwald entsprechend nah,
selbstverständlich aber nur in lauterer Absicht.
Die
schwache Story erzählt eine konventionelle Abenteuergeschichte innerhalb einer
künstlichen Dschungelatmosphäre, in der wilde Tiere wie Alligatoren, Piranhas
oder Löwen, dank unabhängiger Naturaufnahmen, nie gleichzeitig mit den Menschen
im Bild sind, die es nur mit dem Schimpansen Sheeta und dem kleinen Elefanten
Balu direkt zu tun bekommen. Im Mittelpunkt steht der von Liane zu Liane
schwingende Held, der erst eingreift, nachdem die „Nazis“ seinen Sohn „Boy“
entführt hatten. Johnny Weissmuller, fünffacher Schwimm-Olympiasieger, war die
ideale Verkörperung des nur in sehr einfachen Sätzen sprechenden „Guten“, der
zum Schutz der „Schwachen“ gegen die „Bösen“ kämpft. Der Propaganda-Charakter
des Films wirkt entsprechend aufgesetzt, denn die „Nazis“ geben hier bloß die
typischen, einseitig charakterisierten Bösewichter ab, wie sie in allen
Tarzan-Filmen vorkommen. Erst erschleichen sie sich das Vertrauen der arglosen
Dschungel-Bewohner, bevor sie sie mit ihren Waffen überwältigen und als
Arbeiter ausbeuten. Zudem hat Hauptmann von Reichert ein Auge auf Zandra
geworfen, was zum Tode ihres Bruders führt, als ihr dieser zu Hilfe kommen
will.
Einzig der
Versuch, das Funkgerät zu reparieren – Schimpanse Sheetah hatte die Antenne
erst entwendet und dann versteckt – um ein neues Flugzeug aus Berlin herbei zu
rufen, dass die „Nazis“ wieder abholt, hält die Handlung in Gang, während der
Grund für ihren Aufenthalt an diesem unwirtlichen Ort bald keine Rolle mehr
spielt. Die Erwähnung Berlins anstatt eines nachvollziehbaren Stützpunktes in
angemessener Reichweite, hatte nur den Zweck, die Hauptstadt des Feindes mit
einzubeziehen, obwohl es von dort kein Flugzeug in den Dschungel geschafft
hätte. Schon der Absturz des Fliegers, von dem aus die Soldaten zuvor mit dem
Fallschirm abgesprungen waren, widersprach jeder Logik. Dieser geriet in einen
Vogelschwarm, nachdem die Piloten wieder gewendet hatten, um dem beim Absprung
verletzten Funker Leutnant Schmidt (Rex Williams) zu Hilfe zu kommen – ein unsinniges Vorhaben, denn wie hätten sie
mitten im Dschungel neben einem von Alligatoren bevölkerten Fluss landen
sollen, an dessen Ufer Schmidt lag?
Offensichtlich
genügte es im us-amerikanischen Propaganda-Film das sowieso vorhandene
Feindbild zu bestätigen, ohne tatsächliche Bezüge zu realen politischen Intentionen
herzustellen. Trotzdem birgt die Story um die „Nazis“ einige Eigenheiten im
Detail, die dem hanebüchenen Geschehen mit ironischem Witz begegnen. Zu
verdanken sind diese dem Einsatz von Emigranten, die häufig für
Propaganda-Filme verpflichtet wurden. Dem österreichischen Regisseur Wilhelm
Thiele, der für die UFA sehr erfolgreiche Komödien gedreht (unter anderen „Die Drei von der Tankstelle“, 1930) hatte, bevor er wegen seiner jüdischen Herkunft
1933 emigrieren musste, wurde die Inszenierung übertragen. In Hollywood hatte
er zwar schnell Fuß gefasst, drehte aber hauptsächlich B-Pictures, weshalb
„Tarzan triumphs“ und der folgende Tarzan-Film „Tarzan’s desert mystery“
(Tarzan, Bezwinger der Wüste, 1943) seine populärsten Filme blieben.
Gemeinsam
mit Darstellern wie Sig Ruman, Philipp Van Zandt, Otto Reichow oder Wilhelm Von
Brincken, die ebenfalls vor den Nationalsozialisten in die USA geflüchtet waren
und hier als deutsche Soldaten besetzt wurden, gelang es Thiele, die „Nazis“
ins Lächerliche zu ziehen. Deren wiederholt geäußertes Credo „Der Starke
besiegt den Schwachen“, das sich später gegen sie selbst richten sollte, oder
der Vorschlag an einen Besserwisser, er sollte zur „Gestapo“ gehen, da diese
sich auch immer ihrer Sache sicher wäre, geben dem Film eine zeitgeschichtliche
Note, wie auch die ins Englische eingeflochtenen deutschen Begriffe. Der
Höhepunkt des Films ist gleichzeitig dessen letzte Szene – nachdem die „Nazis“
im Dschungel besiegt wurden, spielt Sheetah noch ein wenig mit dem Funkgerät
und schnattert ins Mikrophon. Die Offiziere in Berlin glauben in den
Affenlauten Adolf Hitler zu erkennen und salutieren vor ihrem Funkgerät mit dem
Hitler-Gruß.
"Tarzan triumphs" USA 1943, Regie: Wilhelm Thiele, Drehbuch: Carroll Young, Roy Chanslor, Darsteller : Johnny Weissmuller, Johnny Sheffield, Frances Gifford, Stanley Ridges, Sig Ruman, Laufzeit : 76 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Wilhelm Thiele:
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