Inhalt: Otto
Groschenbügel (Heinz Rühmann), genannt „Quax“, steht in einer Reihe mit fünf
anderen Männern auf einem Flugplatz, um seine Ausbildung als Pilot anzutreten,
die er bei einem Preisausschreiben gewonnen hatte. Während ihr Fluglehrer
Hansen (Lothar Firmans) die kommenden Aufgaben umreißt, wirkt Quax eher daran
interessiert, Urlaub zu machen - und zwar „mit allem Komfort“. Doch daran ist
auf dem Fliegerhorst nicht zu denken, denn die Männer schlafen zusammen in
einer Baracke und Jeder muss mit anpacken. Auch der erste Flug, bei dem ihm
Hansen zeigt, was ihn erwartet, stärkt seinen Wunsch noch, möglichst schnell
wieder das Weite zu suchen. Als auch Hansen deutlich werden lässt, dass er
engagierte Männer braucht und keine unmotivierten Angeber, packt Quax seine
Sachen und kehrt in seinen kleinen Heimatort zurück, um weiter im Reisebüro zu
arbeiten.
Tatsächlich
hatte Quax nur an dem Preisausschreiben teilgenommen, um eine Reise zu
gewinnen. Doch nachdem bekannt wurde, dass ihm der Hauptpreis zugefallen war,
sprach sich das im Ort schnell herum und Quax genoss die große Aufmerksamkeit
als zukünftiger Flieger. Entsprechend wird er von den Honoratioren der Stadt
empfangen, die sich schon Gedanken darüber machen, wie sie ihm weitere Ehre
erweisen können. Nachdem er bei einem Bankett die Erwartungen in ihn erfüllt
hatte, indem er zum Besten gab, wie leicht er auch die gefährlichsten
Situationen bewältigt hatte, und ihm seine Freundin Adelheid (Hilde Sessak),
mit der zusammen in Urlaub fahren wollte, den Laufpass gegeben hatte, bleibt
ihm nichts anderes übrig, als die Pilotenausbildung erneut anzutreten…
Heinz
Rühmann war seit Beginn der 30er Jahren ein passionierter Pilot und eng mit dem
im 1.Weltkrieg berühmt gewordenen Kampfflieger Ernst Udet befreundet, der
inzwischen als Generalluftzeugmeister der Wehrmacht verantwortlich für die
Organisation der Luftstreitkräfte war. Der Film "Quax, der
Bruchpilot", dessen Grundidee auf den Versen Hermann Grotes beruhte, in
denen sich dieser über die Probleme eines Flugschülers lustig macht, war
folgerichtig eine Herzensangelegenheit für Rühmann, der nicht nur die
Hauptrolle spielte und den Film produzierte, sondern als Pilot auch die
Luftaufnahmen selbst übernahm. Die Besetzung des damals 30jährigen Kurt
Hoffmann als Regisseur geht ebenso auf seinen Einfluss zurück, wie das Drehbuch
von Robert A.Stemmle - mit Beiden hatte er zuvor schon mehrfach erfolgreich
zusammen gearbeitet.
Angesichts
dieses privaten Engagements wird Rühmanns spätere Äußerung, er hätte nie den
Eindruck gehabt, an einem Propagandafilm mitzuwirken oder für die
Wehrertüchtigung zu werben, verständlich, zumal "Quax, der
Bruchpilot" ganz seinem gewohnten Rollentypus untergeordnet war. Als Otto
Groschenbügel, genannt "Quax" gibt Heinz Rühmann hier wieder seine
Paraderolle des kleinen Mannes, der es am Ende allen zeigt. Der Mitarbeiter
eines kleinstädtischen Reisebüros hatte die Ausbildung zum Piloten bei einem
Preisausschreiben gewonnen, worüber er aber nicht glücklich ist, denn anstatt
des Hauptpreises hatte er es auf eine Reise abgesehen, auf die er mit seiner
Freundin Adelheid (Hilde Sessak) gehen wollte. Entsprechend schnell gibt er die
Ausbildung wieder auf, nachdem ihm sein Fluglehrer Hansen (Lothar Firmans)
deutlich gemacht hatte, auf einen unmotivierten Angeber wie ihn sehr gut
verzichten zu können und ihm der ans Militär erinnernde Drill zu viel geworden
ist.
Doch die
Geister, die er rief, wird Otto Groschenbügel so schnell nicht wieder los. In
seiner Heimatstadt gilt er schon als Held und Ehrenbürger, während sich seine
Freundin Adelheid inzwischen anderweitig orientiert hat. Wohl oder übel kehrt
er an den Fliegerhorst zurück und fordert seine Ausbildung bei Hansen ein. Die
Stärke des Films liegt in Rühmanns unnachahmlicher Verkörperung eines rigorosen
Angebers, dem trotzdem die Sympathien des Publikums gehören. Anders als in
seinen schwächeren Komödien, in denen er nur einen Moment lang auf dem Pfad der
Sünde schreitet, bevor er schnell wieder zum Ehrenmann bekehrt wird - wie etwa
in "5 Millionen suchen einen Erben" (1938)) - zieht er hier kräftig
vom Leder und tritt selbst dann noch in jedes Fettnäpfchen, als er schon als
begabter Pilot gilt und mit Marianne (Karin Himboldt) eine neue Liebe
kennengelernt hatte.
Erst in der
abschließenden Szene - nachdem das erwartete Happy-End schon eingetreten war -
legt der inzwischen selbst zum Fluglehrer und damit zum Berufspiloten
aufgestiegene "Quax" wert auf Disziplin und Kameradschaft, weshalb
Rühmanns Rolle kaum als Vorbildcharakter für eine soldatische Karriere
herhalten konnte, sondern phasenweise sogar wie eine Parodie darauf wirkte.
Trotzdem war der Film nicht nur an den Kinokassen sehr erfolgreich, sondern
gilt auch als einer der Lieblingsfilme Adolf Hitlers, den dieser sich mehrfach
vorführen ließ. Erklärbar wird das an Hand der Figur des Fluglehrers Hansen. Im
Kontrast zu dessen ernsthafter, disziplinierter Attitüde wirkt "Quax"
wie ein schwer erziehbares Kind. Es ist kaum anzunehmen, dass der erfahrene
Pilot Heinz Rühmann einem Angeber wie „Quax“ gerne auf dem Flughafen begegnet
wäre, aber er nutzt den Freiraum einer sonst vorbildhaft agierenden deutschen
Pilotengemeinschaft, um überzeugend einen spleenigen Individualisten zu mimen,
der viel Zeit benötigt, bis er die hoch stehende gemeinschaftliche Verantwortung
eines Piloten begreift - letztlich ein positiver Gradmesser für die
Pilotenausbildung, sogar einen "Quax, der Bruchpilot" bekehrt zu
haben.
In dieser
abschließenden Konsequenz unterscheidet sich der Film von den typischen
Rühmann-Komödien, die zwar häufig eine moralische Läuterung verlangten, selten
aber eine so deutliche Veränderung des Charakters. Rühmanns Rollen zeichneten
sich in der Regel dadurch aus, dass er sich letztlich immer treu blieb. Abgesehen
von dieser Konzession an die Propaganda, hält sich der Film merklich zurück, werden
weder Feindbilder genannt, noch Zusammenhänge zu militärischen Aktionen
hergestellt. Das entsprach der damaligen Phase im deutschen Film, in der mehr
der unterhaltende Charakter als konkrete Feindbilder betont werden sollten –
trotzdem lassen die Kriegereignisse 1941 den Schluss zu, dass die immanente
Botschaft gewollt war.
Die
Luftwaffe galt unter Militaristen seit dem Ende des 1.Weltkriegs als Kriegs entscheidende
Waffe, weshalb der Rüstungsentwicklung besondere Aufmerksamkeit zukam. Die
„Luftschlacht um England“, mit der Deutschland von 1940/41 versuchte, das Land
zur Kapitulation zu zwingen, galt zum Zeitpunkt des Erscheinens von „Quax, der
Bruchpilot“ im Dezember 1941 schon als gescheitert und hatte große Verluste
gefordert, weshalb es einen erheblichen Bedarf an zusätzlichen Piloten gab.
Ernst Udet, Rühmanns alter Freund, hatte, nachdem ihm die Schuld an dem Fiasko
gegeben wurde, im November 1941 Selbstmord begangen, was aber von der
Propaganda zu einem tödlichen Unfall gewandelt wurde. Udet wurde mit einem
Staatsbegräbnis beigesetzt und „Quax, der Bruchpilot“ konnte wenig später
seinen fröhlichen Bruchpiloten auf die Leute loslassen.
Das
patriotische Hervorheben eigener Leistungsstärke und die Betonung des Gemeinschaftsgeistes
haben in internationalen Produktionen nach wie vor Tradition, weshalb „Quax,
der Bruchpilot“ - losgelöst von den historischen Zusammenhängen – heute als
wenig innovative Komödie erscheint, der vor allem die originellen
Nebencharaktere fehlen. Fluglehrer Hansen musste zu sehr die oberlehrerhafte
Position des Fluglehrers vertreten, um als Antipode dem bestens aufgelegten
Hauptdarsteller Paroli bieten zu können, von dessen Leistung der gesamte Film
lebt.
"Quax, der Bruchpilot" Deutschland 1941, Regie: Kurt Hoffmann, Drehbuch: Robert A.Stemmle, Darsteller : Heinz Rühmann, Lothar Firmans, Karin Himboldt, Hilde Sessak, Beppo Brem, Laufzeit : 85 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Kurt Hoffmann:
"Ich denke oft an Piroschka" (1955)
"Drei Männer im Schnee" (1955)
"Heute heiratet mein Mann" (1956)
"Das Wirtshaus im Spessart" (1958)
"Wir Wunderkinder" (1958)
"Das Spukschloss im Spessart" (1960)
"Schloss Gripsholm" (1963)
"Herrliche Zeiten im Spessart" (1967)
"Drei Männer im Schnee" (1955)
"Heute heiratet mein Mann" (1956)
"Das Wirtshaus im Spessart" (1958)
"Wir Wunderkinder" (1958)
"Das Spukschloss im Spessart" (1960)
"Schloss Gripsholm" (1963)
"Herrliche Zeiten im Spessart" (1967)
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