Inhalt: Als
Paula Roth (Heidemarie Hatheyer) erfährt, dass der Vater ihrer zwei Kinder, mit
dem sie nicht verheiratet war, tödlich verunglückt ist, trauert sie um ihn,
fühlt sich aber abgesichert, da er ihr versprochen hatte, ihr und den Kindern
seinen Bauernhof zu vererben. Sie weiß nicht, das dessen jüngerer Bruder
Mathias (Carl Wery) das Testament schon vor dessen Tod geöffnet hatte und einen
Brief an ihn schickte, in dem er seine Enttäuschung darüber ausdrückte, den Hof
nicht selbst zu erben.
Als sie ihre Stellung als Bäuerin einnehmen will, erklärt ihr Mathias, es gäbe kein Testament, was er auch vor Gericht beeidet, womit er Paula und ihre Kinder dazu zwingt, wieder zu ihrer Mutter zu ziehen, die in den Bergen eine ärmliche Schankwirtschaft betreibt. Doch der Gerichtsdiener (Joseph Offenbach) hatte in den Sachen des Verstorbenen den Brief gefunden, in dem dieser sich über das Testament beklagte, und beginnt ihn zu erpressen...
Als sie ihre Stellung als Bäuerin einnehmen will, erklärt ihr Mathias, es gäbe kein Testament, was er auch vor Gericht beeidet, womit er Paula und ihre Kinder dazu zwingt, wieder zu ihrer Mutter zu ziehen, die in den Bergen eine ärmliche Schankwirtschaft betreibt. Doch der Gerichtsdiener (Joseph Offenbach) hatte in den Sachen des Verstorbenen den Brief gefunden, in dem dieser sich über das Testament beklagte, und beginnt ihn zu erpressen...
Regisseur
Rudolf Jugert hatte viele Jahre an der Seite Helmut Käutners als
Regie-Assistent gearbeitet, bevor er 1948 mit "Film ohne Titel"
erstmals selbst Regie führte, nicht zufällig nach einem Drehbuch Käutners. Ab
diesem Zeitpunkt konzentrierte er sich auf das Regie-Fach, drehte später mit
"Nachts auf den Straßen" (1952) noch einen weiteren Film auf Basis
eines von Käutner verfassten Drehbuchs, spezialisierte sich aber zunehmend auf
den Unterhaltungsfilm, etwa mit Liebesdramen ("Illusion in Moll"
(1952)) oder Romanverfilmungen ("Rosen im Herbst" (1955) nach Theodor
Fontane). Heimatfilme gehörten nicht zu seinem Repertoire, weshalb "Der
Meineidbauer" vordergründig aus seinem Schaffen heraus sticht, aber
tatsächlich handelte es sich vor allem um eine Verfilmung des Dreiakters von
Ludwig Anzengruber, auch wenn der Film einige für das Heimatfilm-Genre typische
Merkmale aufweist.
Wie populär
das 1871 in Wien uraufgeführte "Volksstück" war, wird daran deutlich,
dass es sich schon um die vierte Filmversion handelte, deren letzte erst 15
Jahre zurücklag. Zwar entschlackte Drehbuchautorin Erna Fentsch - Ehefrau des
Hauptdarstellers Carl Wery - Anzengrubers Bühnenstück, verzichtete auch auf
einige Protagonisten, aber an der Ausgangssituation änderte sie trotz der in
der damaligen Gegenwart spielenden Handlung nichts. Anzengrubers Intention, die
Konsequenzen eines Fehlverhaltens noch für die kommenden Generationen
aufzuzeigen, basierte auf einer Realität, die ihre Gültigkeit Mitte der 50er
Jahre noch nicht verloren hatte.
Paula Roth
(Heidemarie Hatheyer) war von dem Vater ihrer zwei Kinder, dem Gutsbesitzer
Jakob Ferner, nie geheiratet worden, weshalb sie im Dorf einen schlechten
Leumund besitzt und ihre Tochter und ihr Sohn ständigen Hänseleien ausgesetzt
sind. Als Jakob nach einem Unfall im Krankenhaus stirbt, glaubt sie seinen Hof
zu erben, da er ein Testament zu ihren Gunsten aufgesetzt hatte. Als sie dieses
zum Nachweis aus dem Geheimfach des Sekretärs hervor holen will, ist es
verschwunden. Sie ahnt nicht, dass Mathias Ferner (Carl Wery), der sein Leben
lang als Knecht auf dem Hof seines Bruders beschäftigt war und nach dem Tod
seiner Frau allein für seinen Sohn Franz (Hans von Bosordy) verantwortlich ist,
das Testament verschwinden ließ, nachdem er es - fassungslos über den Inhalt -
geöffnet hatte.
Seine
Behauptung, von einem Testament nie etwas gewusst zu haben, hatte er vor
Gericht beeidet, worauf hin er den Bauernhof zugesprochen bekam. Als
unverheiratete Frau mit zwei unehelichen Kindern galt Paulas entgegengesetzte
Meinung nichts. Doch Ferner hatte den Fehler begangen, seinem Bruder noch einen
Brief an dessen Krankenbett zu schicken, in dem er das Testament erwähnt hatte.
Nach dessen Tod fährt er zum Nachlassgericht, in der Hoffnung den Brief, der
ihn des Meineids überführen würde, wieder zurück zu bekommen. Doch dieser
befindet sich nicht unter den letzten Habseligkeiten des Toten, weshalb er sie
bei Gericht belässt und beruhigt nach Hause fährt. Er ahnt zu diesem Zeitpunkt
noch nicht, dass dem Gerichtsdiener Ludwig Demuth (Joseph Offenbach) der Brief
entgegen fällt, als er die Sachen ein letztes Mal untersucht. Bis dieser
überraschend auf seinem Bauernhof auftaucht, um ihn zu erpressen.
Diese
Konstellation widerspricht Anzengrubers ursprünglicher Intention, der das Wissen über den
Meineid innerhalb der Familie beließ, um die gegenseitige Schuld noch
zuzuspitzen. In seiner Fassung wurde der damals 12jährige Franz Zeuge der
Lüge seines Vaters, profitierte aber selbst von der Erbschaft und hielt
den Mund, auch als er zusehen musste, wie Paula (im Original "Vroni")
und ihre Kinder vom Hof gejagt wurden. Er trägt entsprechend eine Mitschuld an
deren Situation. Für einen Heimatfilm wäre deshalb die Wiederbegegnung mit Paulas inzwischen erwachsen
gewordener Tochter Marei (Christiane Hörbiger) moralisch zu zwiespältig geworden. Zehn Jahre nachdem Paula gezwungen
wurde, mit ihren Kindern zu ihrer Mutter zurückzukehren, die hoch in den Bergen
eine schlecht beleumundete Schankwirtschaft betrieb, sollten sich Franz und
Marei möglichst unbeschwert ineinander verlieben können - dabei kam ein
außerhalb der Familie stehender Erpresser durchaus gelegen.
Trotz
dieser Konzession an einen Unterhaltungsfilm, überzeugen die psychologisch
genauen Dialoge zwischen der betrogenen Paula und dem sich moralisch im Recht
glaubenden Mathias, die auf die qualitative Basis des Theaterstücks
zurückzuführen sind. Diesen Charakter verliert der Film nie vollständig, auch
wenn in der zweiten Hälfte versucht wird, mit Naturaufnahmen die auf wenige
Räume beschränkte Handlung aufzubrechen. Obwohl die Gespräche zwischen dem
Erpresser Demuth und dem "Meineidbauer" nicht in der literarischen
Vorlage vorkommen, gehören sie in ihrer raffinierten Gestaltung zu den
Höhepunkten des Films. Offenbach gelingt es, seine Forderung aus einer
passiven, kleinbürgerlichen Haltung heraus zu formulieren, die beinahe den
Eindruck entstehen lässt, er hätte ein legitimes Anrecht auf die erpresste
Summe, während aus Carl Werys Spiel das schlechte Gewissen spricht, welches es
ihm unmöglich macht, sich zu wehren.
Heidemarie
Hatheyers Rolle ist dagegen von einem Selbstbewusstsein geprägt, das im
Widerspruch zu ihrer Abhängigkeit steht und den Film in seiner zweiten Hälfte
zunehmend in Richtung Heimatfilm drängt. Ihrer Situation fehlt die Tragik des
Theaterstücks, denn ihre "Schankwirtschaft" hat mehr den Charakter
eines Ausflugslokals für städtische Touristen - zudem inmitten einer idyllischen
Landschaft gelegen - als den eines finsteren Molochs. Auch ihr früheres
moralisches Ansehen spielt scheinbar keine Rolle mehr - der Chef der Grenzpolizei
(Attila Hörbiger) möchte sie heiraten - und ihr Haus wirkt keineswegs ärmlich.
Einzig aus ihren Worten ist ihre Verbitterung heraus zu hören und ihr Sohn Jakob
(Heino Hallhuber), der gegen das Gesetz verstößt, bereitet ihr Sorgen.
Anstatt den
inneren Konflikt zu vertiefen, der bei Anzengruber für die weiteren
dramatischen Ereignisse verantwortlich ist, verlegt "Der
Meineidbauer" diesen in den Außenraum. Jakob versucht die finanzielle
Situation seiner Mutter durch Schmuggeln aufzubessern, wodurch er mit den Grenzpolizisten
in einen gefährlichen Konflikt gerät - ein typisches Motiv für den Heimatfilm,
in dem Kriminalität häufig als Reaktion auf eine tragisch erhöhte Situation
geschildert wurde. Die Schuld daran trägt allein Mathias, da er diese erst
durch seinen Meineid herauf beschworen hatte. Auch hier gelingt es dem Film,
trotz der wesentlich eindimensionaler gestalteten Charaktere, wieder zu den
Ursprüngen der Vorlage zurückzukehren. Das Drama nimmt im Anzengruberschen Sinn
seinen Lauf, auch wenn gewisse Konzessionen an den Mitte der 50er Jahre sehr
populären Heimatfilm nicht zu übersehen sind.
"Der Meineidbauer" Deutschland 1956, Regie: Rudolf Jugert, Drehbuch: Erna Fentsch, Ludwig Anzengruber (Bühnenstück), Darsteller : Heidemarie Hatheyer, Carl Wery, Christiane Hörbiger, Hans von Bosordy, Joseph Offenbach, Attila Hörbiger, Laufzeit : 100 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Rudolf Jugert:
"Ein Herz spielt falsch" (1953)
"Studentin Helene Willfüer" (1956)
"Die feuerrote Baronesse" (1959)
"Die Wahrheit über Rosemarie" (1959)
weitere im Blog besprochene Filme von Rudolf Jugert:
"Ein Herz spielt falsch" (1953)
"Studentin Helene Willfüer" (1956)
"Die feuerrote Baronesse" (1959)
"Die Wahrheit über Rosemarie" (1959)
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