Inhalt: Als
ein älterer Mann (Otto Collin) eine Bank betritt, um Geld abzuheben, steht
plötzlich Inspector Long (Joachim Fuchsberger) vor ihm und bezeichnet ihn als
den gesuchten Schwerverbrecher Clay Shelton. Zuerst bestreitet der Beschuldigte
noch diese Anschuldigung, aber die ihm gestellte Falle schnappt zu und auch
sein Fluchtversuch bleibt vergebens. Er wird zum Tode verurteilt, aber bevor er
seinem Henker vorgeführt wird, wird ihm noch sein letzter Wunsch erfüllt – bis
auf Mrs. Ravenstock (Elisabeth Flickenschild) sind alle an seiner Festnahme und
Verurteilung beteiligten Personen versammelt. Trotz seiner Hinrichtung droht
Shelton, sie danach der Reihe nach zu töten. Eine verwegene Behauptung, gegen
die Inspector Long sogleich eine Wette eingeht.
Die er
schon kurz danach zu verlieren scheint, denn er entgeht nur knapp einem
Attentat. Im Gegensatz zu dem Schützen, den er ermordet auffindet. Zudem
erfährt er von seinem Chef, Sir Archibald (Ernst F. Fürbringer), dass Shelton
schon vor dem Vollzug der Todesstrafe vergiftet worden war. Der Täter kann sich
nur unter den Anwesenden befunden haben. Long gibt seinen Plan auf, den
Polizeidienst zu quittieren, sondern sucht einen Mörder, der scheinbar wieder
aus dem Grab gestiegen ist, indem sich nur Steine und die Liste mit den
zukünftigen Opfern befindet…
Planmäßig
übernahm beim dritten Edgar Wallace-Film der Rialto Produktionsgesellschaft
wieder Harald Reinl den Regiestuhl von Jürgen Roland, der zuvor "Der rote Kreis" (1960) gedreht hatte. Sie sollten sich abwechseln, aber Roland nahm
nach "Der grüne Bogenschütze" (1961) seinen Abschied vom
Wallace-Universum, weshalb dieser anfängliche Rhythmus nur kurze Zeit Bestand
hatte und sich der Kreis der Regisseure sukzessive erweitern sollte.
Hatte der
Täter in Reinls "Der Frosch mit der Maske" (1959) einen Froschstempel
am Tatort hinterlassen und zierte der titelgebende rote Kreis die Opfer des
Mörders im zweiten Edgar-Wallace-Film, ist es hier eine verkrampft in die Höhe
gereckte Hand, die die Bedrohung versinnbildlicht, aber damit hören die
Gemeinsamkeiten schon auf. Erstmals wurde mit "Die Bande des
Schreckens" einer der Wallace-Geschichten verfilmt, deren Opferkreis klar
definiert ist - ein beliebtes Subgenre, dass Edgar Wallace mehrfach verwendete
(unter anderen in "Das indische Halstuch" (verfilmt 1963)) und Agatha
Christie mit "Und dann gabs keines mehr..." (Originaltitel "Ten
little niggers") 1939 so exzellent umsetzte, dass sie damit den
erfolgreichsten Kriminalroman aller Zeiten schuf. Der Vorteil dieser Konstellation
liegt in der klaren Struktur, die die Spannung innerhalb eines begrenzten
Personenkreises aufbaut und damit dem späteren Slasher-Film den Weg bereitete.
Die
Konsequenz des Christie-Romans - ein in sich abgeschlossener Raum, der Täter
muss sich unter den Anwesenden befinden - besaß der 1926 erschienene "The
terrible people" noch nicht, denn Wallace erzählte vordergründig eine
Gruselstory über einen hingerichteten Mörder. Clay Shelton (Otto Collin) wird
in der ersten Szene des Films von Inspector Long (Joachim Fuchsberger) in einer
Bank gefasst und wenig später seinem Henker vorgeführt. Zuvor wird ihm noch
sein letzter Wunsch erfüllt, der ihm die Gelegenheit gibt, allen an seiner
Festnahme und Verurteilung Beteiligten, persönlich ihren baldigen Tod zu
versprechen. Auch wenn die Anwesenden - darunter der Richter, der Staatsanwalt
und natürlich der zum Chefinspector beförderte Long - diese Drohung
verständlicherweise nicht ernst nehmen, wirkt diese Szene konstruiert und
unrealistisch, denn warum sollten sie einem verurteilten Mörder diese infame
Gelegenheit geben ?
Zumal Long
vorhat seinen Dienst zu quittieren, um seinen Vater (Fritz Rasp) bei dessen
Bankgeschäften zu unterstützen. Doch nachdem ein Attentat auf ihn begangen
wurde - der ihn verfehlende Schütze wurde daraufhin selbst ermordet - und er
von seinem Chef Sir Archibald (Ernst F. Fürbringer) erfährt, dass Shelton schon
vor seiner Hinrichtung vergiftet wurde, kann er den Fall noch nicht zu den
Akten legen. Wer die Wallace-Romane kennt, weiß, dass der Autor niemals eine
fantastische Lösung wählte, sondern auch für die unwahrscheinlichsten Fälle
einen natürlichen Täter hervor zauberte. Das Spiel mit dem Geist von Shelton,
in dessen Sarg sich nur Steine und eine Liste mit den zukünftigen Opfern befand,
soll ein wenig Grusel verbreiten, aber zur Sache kommt Reinl in dem Moment,
indem das Vorgeplänkel vorbei ist und sich die schon reduzierte Anzahl der von
Shelton bedrohten Personen zu einem Golfturnier treffen - natürlich unter
strenger polizeilicher Bewachung. Wagt es der Mörder trotzdem, sein
schändliches Spiel weiter zu treiben?
Ausgehend
von der literarischen Vorlage fehlt in "Die Bande des Schreckens" das
in den ersten zwei Filmen betonte Londoner Flair mit schummrigen Bars und
finsterer Hafengegend, denn die Handlung findet meist in mondänen Villen und in
ländlichen Gegenden statt. Trotzdem schuf Reinl unter der Verwendung eines
starken Hell/Dunkel-Kontrasts eine dichte Atmosphäre für die in der zweiten
Hälfte des Films stringente Handlung, die ihre Situation zum Ende hin geschickt
zuspitzt und mit einer nachvollziehbaren Lösung überrascht. Verlassen konnte er
sich dabei auf die schon erfahrenen Mitstreiter Fritz Rasp, Dieter Eppler, Ulrich Beiger, Ernst F.Fürbringer und natürlich Eddie Arent, der hier seine Rolle als
skurriler Polizeifotograf erstmals als komischer Side-Kick zum Helden
interpretierte, nachdem er in den ersten beiden Filmen noch ernsthafter
geblieben war.
Joachim Fuchsberger
fährt nicht nur denselben Wagen, den er schon als amerikanischer Erbe in
"Der Frosch mit der Maske" nutzte, er tritt auch genauso salopp auf.
Diesmal ist er trotz seines Polizeiberufs ein Sohn aus reichem Haus, weshalb
sein Werben um die schöne Nora Sanders (Karin Dor, damalige Ehefrau von
Regisseur Reinl, die anders als ihre beiden Vorgängerinnen noch mehrfach die
Wallace-Filme bereichern sollte) auch als adäquat angesehen werden kann, obwohl
ihre Chefin Mrs. Ravenstock (Elisabeth Flickenschildt), die auch von Shelton
bedoht wird, anderer Meinung ist. Die Theaterschauspielerin Flickenschildt, die
ihre erfolgreiche Karriere während der Zeit des Nationalsozialismus begonnen
hatte, wurde für die Verkörperung eines älteren, arrogant selbstbewussten
Frauentyps, der trotz seiner damenhaften Attitüde kein Blatt vor den Mund
nimmt, stilbildend im Wallace-Film.
Aus
heutiger Sicht lässt sich ihre markante Erscheinung, deren bewusst
übertriebenes Spiel Selbstironie spüren lässt, kaum wegdenken - damals wurde
sie eindeutig negativ besetzt. Mit Ulrich Beiger als schmierigem Anwalt Mr.Henry,
fehlte auch der Mann mittleren Alters nicht, der in selbstgefälliger Weise um
die junge Schönheit wirbt - ebenfalls eine stark überzeichnete Wallace-Figur,
die dem Liebespaar erwartungsgemäß nicht gefährlich werden konnte. In fast
allen Wallace-Krimis kam eine Liebesgeschichte vor, aber sie war stärker mit
der Handlung verzahnt und wurde langsamer entwickelt. Fuchsberger ging in
seinen Rollen dagegen immer gnadenlos direkt vor, keinen Moment an seiner
männlichen Überlegenheit zweifelnd. Karin Dor kokettiert zu Beginn
anstandshalber mit ein wenig Widerstand, den sie aber bald aufgibt, um in den
Armen des Helden zu landen.
"Die
Bande des Schreckens" ist trotz typischer Logikschwächen einer der
besseren Wallace-Krimis, zudem stimmig von Harald Reinl in Szene gesetzt, aber
er ist auch signifikant für den großen Erfolg, den die Verfilmungen an der
Kinokasse hatten. Durften auf der einen Seite eine Vielzahl an Morden
stattfinden und finsterste Bösewichte angenehmen Grusel verbreiten, bleibt die
Welt hier trotzdem noch überschaubar. Obwohl die Handlung in der Gegenwart
stattfindet, wird die Todesstrafe bei Schwerverbrechen noch mit absoluter
Selbstverständlichkeit angewendet. Auch jeder negative Charakterzug, ob
selbstgefällig, geldgierig, eitel oder verlogen, verringert die Lebenserwartung
erheblich. Dabei sind es diese zwiespältigen Figuren, die den Wallace-Kosmos
erst ausmachen, denn sie gewähren einen kurzen Blick in menschliche Abgründe,
um dem Betrachter am Ende das gute Gefühl zu vermitteln, dass die Wirklichkeit doch
gar nicht so schlimm ist.
"Die Bande des Schreckens" Deutschland 1960, Regie: Harald Reinl, Drehbuch: Wolfgang Schnitzler, J.Joachim Bartsch, Edgar Wallace (Roman), Darsteller : Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Elisabeth Flickenschild, Dieter Eppler, Ernst F. Fürbringer, Ulrich Beiger, Fritz Rasp, Eddie Arent, Laufzeit : 88 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Harald Reinl:
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