Inhalt: Deutschland
im Herbst 1977 - Während dokumentarische Aufnahmen das Staatsbegräbnis für den
von der RAF entführten und später ermordeten Arbeitgeberpräsidenten Hanns
Martin Schleyer zeigen, erklingt dessen letzter an seinen Sohn gerichteter
Brief vom 8.September 1977 aus dem Off. Die Bilder fangen auch die
Schaulustigen am Rande, die aufgeregten Journalisten, die schwer bewaffneten
Sicherheitsleute und die von einflussreichen Politikern und Geschäftsleuten niedergelegten
Kränze ein.
Einblendung
einer Texttafel mit der Aufschrift: „An einem bestimmten Punkt der Grausamkeit angekommen,
ist es schon gleich, wer sie begangen hat: sie soll nur aufhören.“ 8.April
1945, Frau Wilde., 5 Kinder
Rainer
Werner Fassbinder kommt in seine Münchner Wohnung, wo sein Lebensgefährte Meier
überrascht reagiert, da er ihn noch nicht erwartet hatte. Fassbinder ist
aufgeregt und glaubt, dass die drei inhaftierten Terroristen in Stammheim keinen
Selbstmord begangen haben, sondern der Staat seine Hände mit im Spiel hat. Am
nächsten Tag kommt es zu einer hitzigen, kontroversen Diskussion, an der sich
auch Fassbinders Mutter beteiligt…
„Und als
die Hähne krähten, da ward mein Auge wach,
da war es kalt und finster, es schrie’n die Raben vom Dach!“
Die Geschehnisse am 18.Oktober 1977 werden aus heutiger Sicht als Höhepunkt und Ende des „Deutschen Herbstes“ betrachtet. Die Befreiung der Geiseln aus einer Lufthansa Maschine in Mogadischu, der Selbstmord der führenden RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim und die am nächsten Tag folgende Ermordung von Hanns Martin Schleyer nach wochenlanger Entführung leiteten einen Wendepunkt ein, den im Herbst 1977 noch Niemand voraussehen konnte - erst seit wenigen Jahren lässt sich der damals eingeleitete Prozess nachvollziehen. Dagegen bedeutete für die Regisseure um Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff und Alexander Kluge die gemeinsam mit Darstellern wie Mario Adorf, Heinz Bennent, Hannelore Hoger oder Sänger Wolf Biermann unter der Mitwirkung von Heinrich Böll am Drehbuch entworfene Film-Collage „Deutschland im Herbst“ ein unmittelbarer Ausdruck ihrer Emotionen angesichts der extrem aufwühlenden Ereignisse, welche heute als einmaliges, unausgewogen subjektives Stimmungsportrait dieser Zeit gelten kann.
da war es kalt und finster, es schrie’n die Raben vom Dach!“
Die Geschehnisse am 18.Oktober 1977 werden aus heutiger Sicht als Höhepunkt und Ende des „Deutschen Herbstes“ betrachtet. Die Befreiung der Geiseln aus einer Lufthansa Maschine in Mogadischu, der Selbstmord der führenden RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim und die am nächsten Tag folgende Ermordung von Hanns Martin Schleyer nach wochenlanger Entführung leiteten einen Wendepunkt ein, den im Herbst 1977 noch Niemand voraussehen konnte - erst seit wenigen Jahren lässt sich der damals eingeleitete Prozess nachvollziehen. Dagegen bedeutete für die Regisseure um Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff und Alexander Kluge die gemeinsam mit Darstellern wie Mario Adorf, Heinz Bennent, Hannelore Hoger oder Sänger Wolf Biermann unter der Mitwirkung von Heinrich Böll am Drehbuch entworfene Film-Collage „Deutschland im Herbst“ ein unmittelbarer Ausdruck ihrer Emotionen angesichts der extrem aufwühlenden Ereignisse, welche heute als einmaliges, unausgewogen subjektives Stimmungsportrait dieser Zeit gelten kann.

Entsprechend
ließen die kritischen Reaktionen auf „Deutschland im Herbst“ auch nicht lange
auf sich warten, denn der Film, der mit dokumentarischen Aufnahmen des
Staatsaktes zur Beerdigung Hanns-Martin Schleyers beginnt und mit der
schmucklosen Beerdingung von Ensslin, Baader und Raspe auf einem kleinen
Friedhof am Rande Stuttgarts endet, entsprach nicht der damals (und im Prinzip
auch noch heute) vorherrschenden Meinung. Er beinhaltete keine klare
Verurteilung der Terroristen, sondern drückte persönliche Irritationen und
Zweifel an rechtsstaatlichen Methoden aus, verbunden mit der Kritik an der
fehlenden Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus – eine Mitte der 70er
Jahre noch sehr aktuelle Diskussion. Den Filmemachern ihre politisch links
gerichtete Haltung vorzuwerfen, genügte schon, um einen Film zu diffamieren,
der den Versuch unternahm, die eigenen Gedanken zu ordnen, damit aber keine
festgelegten Theorien formulierte, sondern vor allem die innere Unsicherheit
ausdrückte.
Niemand der am Film Beteiligten rechtfertigte die Morde und Gewalttaten, nur legitimierte
sich aus ihrer Sicht damit nicht automatisch das Handeln des Staates. Intensiv
drückte Rainer-Werner Fassbinder das in seinem sehr persönlichen Beitrag aus,
der schon wegen des Zusammenspiels mit seinem damaligen Lebensgefährten Armin
Meier, der sich nur kurz nach der Entstehung des Films und der Trennung von ihm
das Leben nahm, tief berührt. Er formulierte seine Zweifel am Selbstmord der
drei „RAF“- Mitglieder innerhalb einer Diskussion mit Meier, der eine radikal andere
Meinung vertritt (die dazu führt, dass sie sich prügeln und er ihn kurzfristig
aus der Wohnung schmeißt), und mit seiner pragmatischen Mutter Liselotte Eder,
die empfiehlt, lieber die Klappe zu halten, weil sonst schnell der Einruck des
Sympathisanten entstände. Innerhalb dieses Trios nahm Fassbinder die Rolle des
Skeptikers ein, der sich einfach nicht vorstellen konnte, wie Jemand wie Baader
in den Besitz einer Waffe gelangt sein soll, obwohl er sich im sichersten
Gefängnis Deutschlands befand, in dem jeden Tag dreimal die Zelle untersucht
wurde. Damit drückte er die damaligen Zweifel aus, ohne konkrete
Schuldzuweisungen zu nennen.



„Doch an den Fensterscheiben, wer malte die Blätter da ? -
Ihr lacht wohl über den Träumer, der Blumen im Winter sah?“
"Deutschland im Herbst" Deutschland 1978, Regie und Drehbuch: Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge, Volker Schlöndorff, Edgar Reitz, Peter Schubert, Bernhard Senkel, Hans-Peter Cloos, Katja Rupé, Drehbuch: Heinrich Böll, Darsteller : Rainer Werner Fassbinder, Heinz Bennent, Mario Adorf, Hannelore Hoger, Vadim Glowna, Laufzeit : 119 Minuten
"Liebe - Kälter als der Tod" (1969)
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