Walter (Dietmar Schönherr) poussiert mit Tina (Margitta Scherr) |
Inhalt: Dass Walter (Dietmar Schönherr) gerade der hübschen
Tochter des Hoteliers, Tina (Margitta Scherr), auf dem Meer nahe kommt, ärgert
nicht nur deren Vater, dem er schon einige Tage Kost und Logis schuldet,
sondern auch seine Freundin Ingrid (Hannelore Auer), mit der er sich ein Hotelzimmer teilt. Walter versteht die ganze
Aufregung nicht. Schließlich muss er seinen kreativen Kopf frei bekommen, um
die neuen Bademoden zu entwerfen. Und da kommt ihm jedes Mittel gelegen. Sein
Chef (Fritz Benscher) in Deutschland wird von Tag zu Tag ungeduldiger und sein
Geld ist längst weg.
Seine Freundin Ingrid (Hannelore Auer) reagiert wenig begeistert |
"Das blaue Meer" - Sehnsuchtsbegriff des Tourismusfilms
1966 war die Nachkriegszeit vorbei. Das "blaue Meer" kam hier zwar noch ein letztes Mal zur Geltung (mit der geografisch falschen Präzisierung "Adria", denn der Film wurde in Spanien gedreht), aber als Sehnsuchtsbegriff hatte es ausgedient. Das Mittelmeer war inzwischen fester Bestandteil von Pauschal- und Individualurlaub, weshalb nicht mehr Land und Leute im Mittelpunkt der Tourismuswerbung standen, sondern die vielfältigen Attraktionen eines Strandurlaubs, Liebe und Sex inbegriffen. Am Beispiel der fünf Filme, die zwischen 1957 und 1966 das "blaue Meer" (einmal die "blaue Adria") in ihrem Titel führten, zeichnet der Blog diese Entwicklung nach:
- "Unter Palmen am blauen Meer" (1957)
- "Das blaue Meer und Du" (1959)
- "Mein Schatz komm mit ans blaue Meer" (1959)
- "Auf Wiedersehen am blauen Meer" (1962)
- "Komm mit zur blauen Adria" (1966)
Endstation "blaue Adria".
Walter versucht seinen Chef von seinem Arbeitseinsatz zu überzeugen... |
Nicht im übertragenen
Sinn wie das wiederholte Ankündigen des "Heimatfilm"-Endes, sondern
ganz konkret. "Komm mit zur blauen Adria" war ein Nachzügling, das
letzte Relikt eines Genres, das es seitdem in dieser reinen Form nicht mehr
gibt - der "Schlagerfilm", zudem kombiniert mit einem Restposten
"Tourismusfilm". "Das Spukschloss im Salzkammergut" kam
zwar erst Ende 1966 in die deutschen Kinos, war aber eine Mogelpackung -
gefilmt 1963 und mit einer nachgedrehten Rahmenhandlung modernisiert. Zudem
ganz ohne internationales Flair. Und spätere Musik-Filme wie "Heintje -
Einmal wird die Sonne wieder scheinen" (1969) oder "Wenn du bei mir
bist" (1970) mit Roy Black waren ganz auf ihre Stars zugeschnitten.
...was ihm aber nicht recht gelingt (Fritz Benscher und Ruth Stephan) |
"Komm mit zur blauen Adria" konnte, wie im
Schlagerfilm üblich, noch mit einer Reihe an mitspielenden Sängern aufwarten,
deren Songs gleichwertig in die Handlung integriert wurden: Manfred
Schnelldorfer, Hannelore Auer und Maria Brockerhoff. Selbst Dietmar Schönherr,
sonst nicht als Sängerknabe bekannt, gab hier eine Gilbert Becaud-Komposition
zum Besten. Die Anzahl der Gastauftritte blieben in "Komm mit zur blauen
Adria" dagegen vergleichsweise spärlich. Ein weiteres Anzeichen für dessen
späten Status. Außer dem Trompeter Roy Etzel, dessen "Golden midnight
sun" hier als Erkennungsmelodie diente, trat nur noch Vivi Bach mit einem
Schlager auf. Eine lieblos hineingeschnittene Szene, die offensichtlich zu
einer anderen Zeit und an einem anderen Ort entstanden war.
Dieser schickt Buchhalter Kindlein (Thomas Alder) undercover hinterher... |
Stichwort "Vivi Bach". Die dänische Sängerin und
Schauspielerin war das Gesicht des Schlagerfilms und der Musik-Komödie in der
ersten Hälfte der 60er Jahre. Seit "Gitarren klingen leise durch die
Nacht" (1960) an der Seite von Fred Bertelmann war sie bis "Tausend Takte Übermut" (1965) in mehr als zwanzig Kinofilmen aufgetreten. Der
Verlauf ihrer Kino-Karriere steht ebenfalls symbolisch für das Ende des Genres.
Bis 1969 folgten nur noch wenige Filme, meist internationale Produktionen. Darunter
ein Auftritt in "Europa canta" (Lass die Finger von der Puppe, 1966),
eine italienisch-spanische Co-Produktion, die noch ein wenig
Schlagerfilm-Feeling herüberretten wollte. Ob Vivi Bachs kurzer Gesangsauftritt hier noch beim Dreh zu "Tausend Takte Übermut" entstanden war, ist fraglich, sicher ist aber, dass sich aus
dessen Crew der größte Teil der Mitwirkenden an "Komm mit zur blauen Adria"
rekrutierte.
...um Walters kreative Arbeitsmethodik zu beobachten |
Neben Vivi Bach fehlten noch Rex Gildo und Gunter Philipp,
aber ihr Ehemann Dietmar Schönherr, der uruguayische Schauspieler Gustavo Rojo und
Maria Brockerhoff sorgten für adäquaten Ersatz. Wieder mit von der Partie waren
Hannelore Auer, Margitta Scherr, Thomas Alder, Manfred Schnelldorfer, Ruth
Stephan und Fritz Benscher. Statt Ernst Hofbauer übernahm dessen Assistent
Lothar Gündisch die Regie und Hans Billian war erneut für das Drehbuch verantwortlich. Vielleicht
ist dieser Kontinuität der Filmtitel zu verdanken, der letztmalig das „Blau“
des Meeres betonte, wenn hier auch fälschlich als „Adria“ bezeichnet. "Tausend Takte Übermut" hatte noch an der italienischen Adria-Küste gespielt, der
geistige Nachfolger entstand aber im Süden Spaniens an der „Costa del sol“,
worauf in den Credits schon zu Beginn hingewiesen wird. Unter dem Filmtitel „El
Bikini rojo“ kam die deutsch-spanische Co-Produktion am Drehort heraus und es
bleibt das Geheimnis der deutschen Produzenten, warum sie auch inhaltlich auf
einem italienischen Handlungsort bestanden, obwohl dem Kino-Besucher das
spanische Ambiente vertraut gewesen sein wird.
Erst wird sie von Joachim (Manfred Schnelldorfer) gerettet,... |
Mitte der 60er Jahre war der Pauschalurlaub an der
spanischen Küste kein Geheimtipp mehr, aber der Hintergrund mit Sandstrand,
blauem Meer und allerlei Freizeitmöglichkeiten erfüllte seinen Zweck als attraktive
Reisekulisse. Mit dem „Tourismusfilm“ der späten 50er Jahre, als die südlichen
Gestade am Mittelmeer noch weit entfernt schienen, berühmte Sehenswürdigkeiten
und folkloristische Eigenarten des Gastgeber-Landes ins Bild gerückt wurden und
schon die Reise dorthin zum Abenteuer wurde, hatte das nur noch wenig gemeinsam.
Mit solchen Details schlug sich „Komm mit zur blauen Adria“ nicht mehr herum,
sondern entfaltete seine Story um eine deutsche Textilfirma, deren Designer nur
wenig motiviert ist, die neuen Bademoden zu kreieren, sondern lieber seinen
Charme bei den zahlreichen hübschen Mädchen spielen lässt, vor dem Hintergrund
eines ewig scheinenden Hotel- und Strand-Urlaubs.
...dann landet Renate (Maria Brockerhoff) neben Walter im Bett... |
In einer kurzen Szene gibt es eine kleine Reminiszenz an das
„Reisen per Anhalter“, das in "Unter Palmen am blauen Meer" (1957) und seinen „Blauen
Meer“-Epigonen noch ein wichtiger Story-Bestandteil war. Kurz vor ihrem Ziel am
Ferienort wird Renate (Maria Brockerhoff) von einem Cabriolet-Fahrer, der sie
mitgenommen hatte, belästigt und vom zufällig vorbei kommenden Joachim (Manfred
Schnelldorfer) aus einer unangenehmen Situation gerettet. Ein bisschen Drama
durfte noch sein, aber es fehlte der moralische Zeigefinger, der die jungen
Damen davor warnen sollte, zu fremden Herren ins Auto zu steigen. Die Wirkung
einer solchen Botschaft wäre angesichts des frivol unbeschwerten Treibens am
Meer auch schnell verpufft, denn wenn etwas in „Komm mit zur blauen Adria“
lange Zeit offenbleibt, dann wer hier mit wem anbandelt.
...bevor sie sich des aufdringlichen Hernandez (Gustavo Rojo) erwehren muss |
Besonders Walter (Dietmar Schönherr) kann sich nur schwer
festlegen. Statt endlich die Bikini-Mode für die kommende Saison zu entwerfen,
poussiert er mit Tina (Margitta Scherr), der Tochter des Hoteliers, während seine
Freundin Ingrid (Hannelore Auer) mit abendlichen Gesangsauftritten ihre Hotel-Schulden
abarbeiten will. Ingrid trauert ihm nicht lange nach, sorgt aber dafür, dass er
aus ihrem gemeinsamen Zimmer geschmissen wird, denn ihre Gage behält sie für
sich. Den frei gewordenen Schlafplatz neben ihr belegt eine neu ankommende
ältere Dame, bei der es sich in Wahrheit um einen Mann in Frauenkleidern
handelt. Der Buchhalter Heribert Kindlein (Thomas Alder) wurde von seinem Chef
(Fritz Benscher) an die Küste geschickt, um Walter undercover zu beobachten, ist
aber mehr damit beschäftigt, sein wahres Geschlecht vor Ingrid zu verbergen. Währenddessen
sorgt Tina dafür, dass Walter in einer leerstehenden Ferien-Villa einen
Schlafplatz erhält. Und trifft dort im Bett auf Renate.
Alles klar? – Offensichtlich muss allen Beteiligten um
Drehbuchautor Hans Billian bewusst gewesen sein, dass ihr schon aus der Zeit
gefallener Film kaum noch auf Resonanz stoßen würde. Anders ist der
hemmungslose Umgang mit den Lustspiel-Klischees kaum
zu erklären. Ideen, die im Normalfall über eine Spielfilmlänge ausgewalzt werden,
werden hier im Schnelldurchlauf abgearbeitet. „Komm mit zur blauen Adria“ ist nicht
eine Verwechslungskomödie, sondern gleich drei. Mehrfach wird „Charlies Tante“
zitiert und die Liebespaare finden sich im Minutentakt, um sich kurz danach
wieder neu zu orientieren. Dazu gibt es Eifersucht, Männerwitze, viel nackte
Haut – allerdings noch im züchtigen Rahmen – und eine Massen-Prügelei.
Vielleicht war es auch nur das blaue Meer, das nie blauer ins Bild gerückt
wurde, oder die heiße Sonne, die ständig auf die versammelte Crew schien. Niemand
schien hier etwas ernst zu nehmen. Im Gegenteil lässt sich der Spaß, den die
Beteiligten beim Dreh gehabt haben müssen, unmittelbar nachempfinden. Als
Schlager- und Tourismusfilm steht „Komm mit zur blauen Adria“ am Ende einer
langjährigen Genre-Entwicklung, gemessen am Unterhaltungswert aber ganz vorne.
"Komm mit zur blauen Adria" Deutschland 1966, Regie: Lothar Gündisch, Drehbuch: Hans Billian, Darsteller : Hannelore Auer, Dietmar Schönherr, Thomas Alder, Margitta Scherr, Gustavo Rojo, Ruth Stephan, Fritz Benscher, Maria Brockerhoff, Manfred Schnelldorfer, Vivi Bach, Laufzeit : 91 Minuten
El Bikini Rojo VHS ist die Spannische Fassung von Komm mit zur blauen Adria.
AntwortenLöschenUnterschied das die Spannische Fassung ca 6 min länger geht an Schlager gegenüber der deutschen fassung. Ebenfalls wurden hier stellenweise Szenen mit Hannelore Auer anderst gedreht als in der Deutschen fassung. Ein absolut rares Stück.
Mit dabei : Hannelore Auer, Thomas Alder , Vivi Bach , Dietmar Schönherr , Margita Scherr .......