Inhalt:
Comtesse Resi (Erika Remberg) lebt mitten in den Bergen Tirols im malerischen
Schloss ihrer Vorväter, aber ihr Glück ist getrübt. Die Gerichtsvollzieher
bereiten unter der Aufsicht des Rechtsanwalts Dr.Altbauer (Richard Romanovsky)
die Versteigerung des Inventars vor, da sie die laufenden Kosten nicht mehr
bezahlen kann. Die Comtesse hatte versucht, dass Schloss zu vermieten, aber
bisher hatte sich kein Interessent gemeldet. Bis plötzlich laut knatternd ein
kleiner Hubschrauber neben dem Schloss landet, diesem der junge Ingenieur Thomas
Stegmann (Karlheinz Böhm) entsteigt und gegenüber Resi, die gerade die Kuh
melkt, um ein Gespräch mit der Hausherrin bittet. Er möchte das Schloss, samt
Personal und Inventar, für ein paar Tage mieten, um einen reichen
amerikanischen Geschäftsmann (Gustav Knuth) zu beeindrucken, mit dem er ein
großes Geschäft plant. Als Comtesse will er diesem seine Verlobte Gloria
(Christiane Nielsen) vorstellen, die er am nächsten Tag erwartet.
Resi, die ihn in dem Glauben belässt, sie wäre nur das Hausmädchen, rügt ihn wegen dieser Mogelei, lässt aber auch deutlich werden, dass ein paar Tage Miete zu wenig sind. In seinem Überschwang verspricht Thomas Stegmann, dass Schloss ein ganzes Jahr zu mieten, sollte das Geschäft erfolgreich verlaufen, da er es sich dann leisten kann. Mit dieser Aussicht lassen sich auch die Gläubiger überreden, nicht nur die Frist etwas zu verlängern, sondern auch das Personal für den US-Amerikaner zu spielen…
Resi, die ihn in dem Glauben belässt, sie wäre nur das Hausmädchen, rügt ihn wegen dieser Mogelei, lässt aber auch deutlich werden, dass ein paar Tage Miete zu wenig sind. In seinem Überschwang verspricht Thomas Stegmann, dass Schloss ein ganzes Jahr zu mieten, sollte das Geschäft erfolgreich verlaufen, da er es sich dann leisten kann. Mit dieser Aussicht lassen sich auch die Gläubiger überreden, nicht nur die Frist etwas zu verlängern, sondern auch das Personal für den US-Amerikaner zu spielen…
Der
Heimatfilm "Das Schloss in Tirol" entstand mit Karlheinz Böhm in der
Hauptrolle zwischen dem zweiten und dritten Teil der "Sissi"
-Trilogie, die ihn zu einem großen Kinostar werden ließ. Anders als sein
ebenfalls 1957 gedrehter Abenteuerfilm "Blaue Jungs", setzte
"Das Schloss in Tirol", der zwei Monate vor "Sissi -
Schicksalsjahre einer Kaiserin" (1957) in die deutschen Kinos kam, auf
eine verwandte Thematik um Adel, Liebe und ein wenig Dramatik, ist aber
trotzdem fast vollständig in Vergessenheit geraten, obwohl die äußerlichen
Zutaten stimmten. An der Seite von Karlheinz Böhm spielte Erika Remberg - die
zuvor neben Adrian Hoven in "Kaiserjäger" (1956) und gemeinsam mit
Böhm in "Ich war ein häßliches Mädchen" (1955) zu sehen war - die
hübsche, junge Comtesse Resi, und bereicherten die erfahrenen und beliebten
Darsteller Maria Andergast, Richard Romanovsky und Gustav Knuth - ebenfalls ein
wichtiger Protagonist in der "Sissi"-Trilogie - die Besetzung.
Der später
in der Fernsehserie "Hallo - Hotel Sacher...Portier" (1973 - 1976)
und ab 1971 als Wiener Tatort Kommissar erfolgreiche Fritz Ekhardt schrieb das
Drehbuch gemeinsam mit dem ungarischen Regisseur Géza von Radványi, der vor und
nach dem 2.Weltkrieg schon mehrere Produktionen geleitet hatte, aber erst mit
"Der Arzt von Stalingrad" (1958) und "Mädchen in Uniform"
(1958) bekannt werden sollte. Interessant ist die Beteiligung der Wiener
Schriftstellerin Gina Kaus am Drehbuch, die nach ihrer Flucht vor den
Nationalsozialisten 1938 in Hollywood arbeitete, dabei unter anderen am
Drehbuch zu "All I desire" (All meine Sehnsucht, 1953) von Douglas
Sirk mitwirkte, und deren 1940 geschriebener Roman "Teufel nebenan"
1956 unter dem Titel "Teufel in Seide" in Deutschland verfilmt wurde.
Mit Kurt Nachmann war zudem noch ein weiterer Autor am Drehbuch beteiligt, der
für einige der in den 50er Jahren üblichen Adaptionen beliebter Vorkriegsfilme
verantwortlich war - wie "Heimatland" (1955), "Der Kongress
tanzt" (1955) oder "Wenn wir alle Engel wären" (1956).
Die Autoren
versuchten das Kunststück, die populäre Adels-Thematik und typische Elemente
des Heimatfilms - beeindruckende Bergpanoramen und traditionelles Brauchtum -
mit der Wirtschaftswundergegenwart und moderner Technologie zu kombinieren.
Einerseits leugneten sie mit der Figur der Comtesse Resi (Erika Remberg), die
nach dem Tod ihres Vaters allein für das herrschaftliche Schloss verantwortlich
ist, die Tatsache, dass in Österreich seit 1919 das Führen eines Adelstitels
untersagt war, andererseits schickten sie mit dem Ingenieur Thomas Stegmann
(Karlheinz Böhm) einen Konstrukteur in die friedlichen Berge, der mit seinem
eigenen Hubschrauber herbei geflogen kommt. Doch statt die Gegensätze
aufeinander prallen zu lassen, schwelgt der Film abwechselnd in
Landschaftsbildern und Hubschrauber-Kunststückchen. Vielleicht sollten damit
unterschiedliche optische Bedürfnisse befriedigt werden, stattdessen entstand
der uneinheitliche Charakter einer Handlung, die modernes Business und
gefühlige Romantik so verband, dass sie letztlich beiden Seiten nicht gerecht
wurde.
Die ersten
Minuten des Films sind noch viel versprechend, wenn der Ingenieur Stegmann auf
eine junge Frau trifft, die sich nicht als Comtesse und damit als Schlossherrin
offenbart, sondern ihn im Glauben belässt, sie wäre nur das Hausmädchen. Ihr
lockerer Umgangston wirkt modern, sein Anliegen das Schloss ein paar Tage
mieten zu wollen, um ein Geschäft abzuwickeln, ebenso nachvollziehbar, wie ihre
finanziellen Probleme, weshalb der Gerichtsvollzieher schon vor der Tür steht -
kein seltener Vorgang im Heimatfilm, wie die „Immenhof“ (1955) – Filme mit
Heidi Brühl schon zeigten. Dass die weitere Handlung jede Schlüssigkeit
verliert, liegt nicht an der gewohnt konstruierten Verwechslungsgeschichte,
sondern an der unnötigen Kombination mit angeblich modernen Geschäftspraktiken.
Schon dass Stegmann anbietet, dass Schloss gleich für ein Jahr anzumieten, wenn
das Geschäft mit dem US-Amerikaner erfolgreich verläuft, widerspricht jeder
seriösen Kostenkalkulation und soll nur das Schauspiel der Gläubiger in Gang
setzen, die in der Hoffnung, doch noch an ihr Geld zu kommen, sich bereit
erklären, das Schlosspersonal zu mimen.
Die gesamte
Hintergrundstory um den Hubschrauber – welcher junge Ingenieur, der einen
Finanzier sucht, kann sich schon ein solches, wenn auch abgespecktes Gerät
leisten? – wirkt zunehmend lächerlich. Nicht nur, dass Karlheinz Böhm im gut
sitzenden Anzug und mit akkuratem Scheitel in den Hubschrauber steigt als wäre
es eine bequeme Luxuslimousine, und das es gegenüber den zufällig am Schloss
vorbei gekommenen Herren der „Vereinigten Motorwerke“ am Ende genügt, wenn er
kurz sein futuristisches Verkehrskonzept vorträgt, dass diese nach etwa zehn
Minuten ihre Unterschrift unter einen Millionenvertrag setzen, auch der
angeblich so knallharte US-Kapitalist Jack Hover (Gustav Knuth), für den der
ganz Zirkus erst veranstaltet wird, erweist sich als deutschstämmiger
Heimatliebender, der sich in Sophie (Maria Andersgast) verguckt und den es
nicht stört, dass er gerade sein in Jahrzehnten verdientes Vermögen am Aktienmarkt
verloren hat („so etwas kommt ja ständig vor“) – hauptsache er kann sich von
seiner Lebensversicherung noch ein kleines Häuschen in den Tiroler Bergen
leisten.
Der Kritik
an dieser dümmlichen und vereinfachenden Darstellung von Business und Technik
ließe sich entgegnen, dass auch die diversen Dramen im deutschen Heimatfilm
kaum glaubwürdiger gestaltet wurden, aber das hieße das Publikum zu
unterschätzen. Dass sich Gloria (Christiane Nielsen), die Verlobte von Klaus
Stegmann, als eitles und ehrgeiziges Fotomodell erweist, damit sie ohne großes
Federlesen entsorgt werden kann, um dem Traumpaar nicht im Wege zu stehen,
gehörte zum guten Ton im Heimatfilm – auch wenn die Frage, warum der männliche
Held eine solche Frau zuvor noch heiraten wollte, nie beantwortet wird – aber
die knatternde Nebenstory um den Hubschrauber und angebliche Deals mit der
Wirtschaft störten die zarte Liebesgeschichte innerhalb der schönen Tiroler
Berglandschaft athmosphärisch und ließen keine romantischen Emotionen zu. Der gedankliche
Ansatz, einen Heimatfilm mit einer Technikstory zu verbinden, in der ein
Hubschrauber nicht nur die Pferdekutsche ersetzt, sondern auch den ersten Tanz
absolviert (Stegmann fliegt mit Resi Kreisel zu Walzermusik), ist zwar
originell, aber zu schwach und inkonsequent umgesetzt, um dem Film einen
kompakten Gestus zu verleihen.
"Das Schloss in Tirol" Österreich 1957, Regie: Géza von Radványi, Drehbuch: Fritz Eckhardt, Gina Kaus, Kurt Nachmann, Géza von Radványi, Darsteller : Karlheinz Böhm, Erika Remberg, Gustav Knuth, Maria Andergast, Richard Romanovsky, Laufzeit : 87 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Géza von Radványi:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen