Inhalt: Alexandra
Borowski (Eva Renzi) ist ein sehr hübsches Model, das ihre große Attraktivität beim
männlichen Geschlecht auch privat nutzt. Gewohnt begehrt zu werden, verfügt sie
über eine Vielzahl von Bewunderern, deren Einfluss ihre Karriere fördern soll.
Als sie beruflich nach Berlin kommt, weiß sie schon genau, an wen sie sich richten muss - an den Baulöwen Steigewald (Paul Hubschmied), mit dem sie früher eine Affäre hatte. Dieser scheint aber wenig begeistert zu sein, weshalb er selbst nie erreichbar ist, sondern jedes Mal seinen Mitarbeiter Siegbert Lahner (Harald Leibniz) vorschickt. Dieser verliebt sich sofort in Alexandra und auch sie verliert langsam die Kontrolle über ihre eigene Vorgehensweise...
Als sie beruflich nach Berlin kommt, weiß sie schon genau, an wen sie sich richten muss - an den Baulöwen Steigewald (Paul Hubschmied), mit dem sie früher eine Affäre hatte. Dieser scheint aber wenig begeistert zu sein, weshalb er selbst nie erreichbar ist, sondern jedes Mal seinen Mitarbeiter Siegbert Lahner (Harald Leibniz) vorschickt. Dieser verliebt sich sofort in Alexandra und auch sie verliert langsam die Kontrolle über ihre eigene Vorgehensweise...
Will
Tremper gehörte zu den wenigen deutschen Drehbuchautoren und Regisseuren, die
schon in den 50er Jahren Genre-Beiträge zu kontroversen Themen schrieben und
später auch drehten, was damals für erhebliches Aufsehen sorgte. Als Autor war
er erstmals an „Die Halbstarken“ (1956) beteiligt, einem Film über die angeblichen
Gefahren durch die aufbegehrende Jugend während der Rock’n Roll-Ära, gefolgt
von einer Zusammenarbeit mit Regisseur Frank Wisbar in „Nasser Asphalt“ (1958)
über den Sensations-Journalismus. Seine erste Regie, der nur noch vier weitere bis
1970 („Mir hat es immer Spaß gemacht“) folgen sollten, führte er in „Flucht
nach Berlin“ (1961). Sein vorletzter Film „Playgirl“ provozierte 1966 das
„vor 68er Deutschland“ mit einer
Thematik, die heute nicht weniger zeitgemäß ist, weshalb es überrascht, dass
Will Tremper und seine Filme inzwischen fast unbekannt sind.
Einer der
Gründe dafür lag in Trempers unverhohlener Nähe zum Trivialen. Seine Filme
analysierten das damalige Deutschland weder intellektuell, noch begab er sich
auf das Feld des harmlosen Kabaretts wie in „Herrliche Zeiten im Spessart“
(1967), sondern er dokumentierte die damalige Gegenwart an Hand von Autos,
Klamotten, Hits und Prominenten und lässt die Menschen sprechen, wie ihnen das
Maul gewachsen ist, was dem Film eine erfrischende Vulgarität verleiht.
Politische Ereignisse spielten für das entsprechende Zeitgefühl dagegen nur
eine untergeordnete Rolle, was „Playgirl“ authentisch wirken lässt, obwohl die
Story unter den so genannten „Schönen und Reichen“ spielt – und denen, die dazu
gehören wollen.
Zwar kommt Alexandra
Borowski (Eva Renzi) das erste Mal nach Berlin, aber sie ist schon länger ein
erfolgreiches Fotomodell und hat viele Kontakte. In Berlin will sie den reichen
Baulöwen Joachim Steigewald (Paul Hubschmied) wieder treffen, mit dem sie früher
eine Affäre hatte. Doch der lässt sie von seinem Mitarbeiter Siegbert Lahner
(Harald Leibniz) mit der vorgeschobenen Behauptung abfangen, er wäre auf
Dienstreise. Stattdessen kümmert sich Lahner persönlich um die schöne Alexandra
und verliebt sich natürlich prompt in sie.
Die Story selbst
spielt kaum eine Rolle, sie verläuft linear ohne besondere Überraschungen oder
Nebenhandlungen – es ging Tremper vor allem um den nahezu dokumentarischen
Charakter seines Films. Sämtliche Darsteller agieren realistisch - besonders
Eva Renzi ist nicht nur sehr hübsch, so dass man ihr den Beruf als Model
abnimmt, sondern in ihrer Art so reizend, dass die Reaktionen der Männer nachvollziehbar
sind. Auch Harald Leibniz wirkt als Möchtegern - Lebemann mit Jaguar, der eine
hübsche Verlobte hat, parallel mit Alexandra flirtet und nebenbei noch mit seiner
Sekretärin schläft, gleichzeitig überzeugend und bieder. Solche Rollen werden
häufig klischeehaft oder betont satirisch angelegt, aber Will Tremper meinte es
ernst mit seinen Figuren und ließ keinen Zweifel an deren realistischer
Charakterisierung Mitte der 60er Jahre.
Deutschland
befand sich damals in einem gesellschaftlichen Umbruch – die Vorboten der
Moderne sind in Trempers Film genauso gegenwärtig, wie das reaktionäre Denken
der Vergangenheit. Wenn Siegbert „Ich mag keine Neger, denn sie nehmen uns die
Frauen weg“ sagt, dann wird er zwar von Alexandra sanft dafür getadelt, aber
danach gehen sie schnell wieder zur Tagesordnung über. Rockmusik oder eine neue
politisch gefärbte kritische Denkweise hatten noch keinen Einzug in das
allgemeine Bewusstsein gehalten, auch nicht in das der „nachtaktiven“ Menschen,
die sich selbst für modern und unbürgerlich hielten. Siegbert führt Alexandra
stolz in eine Jazz-Bar, in der Paul Kuhn mit Zigarette ein letztes Lied am
Klavier gibt. Das ist für ihn der ultimative Ausdruck der Coolness. Alexandra verkörpert
zwar schon optisch einen „neuen“ moralisch legeren Frauentyp, der sich
promiskuitiv wie ein „Playgirl“ benimmt, mit verschiedenen Männern anbandelt
und ins Bett geht, aber das entspringt keinem Selbstbewusstsein, sondern tiefer
Unsicherheit und der Suche nach Liebe und Geborgenheit - die Männer können sie
deshalb unwidersprochen als „verrückt“ bezeichnen.
Der gesamten
Konstellation haftet nichts emanzipatorisches an, sondern sie zeigt im
Gegenteil Frauen, die den Männern ständig Honig um den Bart schmieren („endlich
mal ein großer Mann“), um deren Gunst zu erringen. Dazu gehörte auch, dass sie
ihre eigene Intelligenz bewusst leugnen. Bei den jungen nach 1940 geborenen
Menschen schien zudem das Geschichtsbewusstsein immer mehr nachzulassen, denn
Tremper lässt mehrfach eine junge Frau fragen, was denn damals „mit dem Hitler
oder so...“ gewesen wäre, womit sich der Regisseur auf ein vermintes Feld
wagte. Sein abwechslungsreicher, unterhaltender, sehr authentischer Film zeigte
die Deutschen Mitte der 60er Jahre ohne Schönfärberei und Idealismus, verzichtete
aber auch auf Kritik oder einen intellektuellen Überbau, womit er
Unterhaltungsfilm und Dokumentation geschickt vermischte. Doch es half nicht, dem Film die gerechtfertigte Seriösität zu verleihen –
allein dass eine junge Frau hier wie ein „Playgirl“ agierte, genügte schon zur
Provokation, ganz abgesehen von den vielen sehr genau getroffenen
Verhaltensmustern der Deutschen, an denen sich bis heute nur wenig geändert hat.
"Playgirl" Deutschland 1966, Regie: Will Tremper, Drehbuch: Will Tremper, Darsteller : Eva Renzi, Paul Hubschmid, Harald Leipnitz, Umberto Orsini, Elga Stass, Laufzeit : 85 Minuten
"Playgirl" Deutschland 1966, Regie: Will Tremper, Drehbuch: Will Tremper, Darsteller : Eva Renzi, Paul Hubschmid, Harald Leipnitz, Umberto Orsini, Elga Stass, Laufzeit : 85 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Will Tremper:
"Flucht nach Berlin" (1961)
Playgirl - läuft zur Berlinale 2016
AntwortenLöschenWir zeigen den Film am Freitag den 18.Februar um 21:30 im Zeughauskino
Unter den Linden 2
und am Sonntag den 21. Februar um 11:30h im CinemaxX 8 am Potstamer Platz
Hier kann man einen Trailer sehen
AntwortenLöschenhttps://www.youtube.com/watch?v=hR_Mjqkd_I4