Inhalt: Nachdem
die fünf zum Mond geschossenen Gespenster und früheren Räuber Onkel Max (Rudolf
Rhomberg), Hugo (Joachim Teege), Toni (Hans Richter), Roland (Klaus Schwarzkopf)
und Kathrin (Kathrin Ackermann) nach jahrelangem Aufenthalt im All endlich den technischen
Defekt an ihrer Rakete beseitigen konnten, landen sie ausgerechnet auf dem Dach
des Hotels von Annelieses Vater Konsul Mümmelmann (Willi Millowitsch).
Anneliese (Liselotte Pulver) erinnert sie an die Comtesse Franziska, der sie
schon mehrfach in der Vergangenheit geholfen hatten, weshalb sie ihr sofort ihre
Unterstützung anbieten.
Ihr ist ihr
us-amerikanischer Bräutigam Frank Green (Harald Leipnitz) am Tag der Hochzeit abhanden
gekommen, weshalb diese zu platzen droht. Obwohl er aus dem Militärdienst
austreten wollte, wurde er von General Teckel (Hubert von Meyerinck) dazu
verpflichtet, an einer Abhöraktion teilzunehmen. Die fünf ehemaligen Räuber
schlagen vor, ihn mit ihrer Rakete noch rechtzeitig zu holen, weshalb sie gemeinsam
mit Anneliese starten. Doch sie beherrschen die Technik nach wie vor nicht
richtig, weshalb sie anstatt an dem Militärbunker im tiefen Mittelalter landen…
Regisseur
Kurt Hoffmann drehte 1971, obwohl selbst erst 60 Jahre alt, mit "Der
Kapitän" seinen letzten Kinofilm - nur noch einmal sollte er 1976 eine
Arbeit für das Fernsehen abliefern, einem Medium, an dem er sich nicht weiter
interessiert zeigte. Sein Ruf als innovativer Spezialist für gehobene
Unterhaltungsfilme hatte in den 60er Jahren zunehmend gelitten, obwohl seine
Filme an der Kinokasse nach wie vor erfolgreich liefen. Die Verfilmungen der
Tucholsky-Romane "Schloss Gripsholm" (1963) und
"Rheinsberg" (1967) waren sehr populär, dazu brachte er mit
"Dr.Hiob Prätorius" (1965) und "Hokuspokus" (1966) zwei
Curt-Götz-Stücke erneut auf die Leinwand - jeweils mit seinen zwei bevorzugten
Darstellern Heinz Rühmann und Liselotte Pulver in den Hauptrollen - , die beide
für ihre hohen Zuschauerzahlen ausgezeichnet wurden. Einen Erfolg, den er auch
bei der Umsetzung des damals aktuellen und erfolgreichen Romans "Morgens
um Sieben ist die Welt noch in Ordnung" (1968) von Eric Malpass
wiederholte.
Trotzdem
galt Hoffmann bei der Filmkritik als altmodisch, da sich sein gediegener
Unterhaltungs-Stil seit den 50er Jahren nur wenig verändert hatte. Eine
Ausnahme in seinem Oevre bildeten neben "Wir Wunderkinder" (1958) die
Spessart-Filme "Das Wirtshaus im Spessart" (1958) und "Das Spukschloss im Spessart" (1960), die als musikalisch-kabarettistische Nummern-Revuen
ein wenig über die Stränge schlagen durften und Seitenhiebe auf die
gesellschaftlich-politischen Entwicklungen in der Bundesrepublik austeilten.
Dass Kurt Hoffmann gemeinsam mit Drehbuchautor Günter Neumann erneut zu der
Spessart-Thematik griff, um mit "Herrliche Zeiten im Spessart" sieben
Jahre nach dem zweiten Teil wieder die Räuber auf die Gegenwart loszulassen,
kann nur als Versuch gewertet werden, sich inhaltlich und inszenatorisch den
späten 60er Jahren zu nähern. Der Unterschied zum Vorgängerfilm "Das Spukschloss im Spessart" fiel entsprechend groß aus, nicht nur weil der Gesangsanteil auf ein Minimum reduziert wurde. Atmete die
bundesrepublikanische Gegenwart damals noch den Zeitgeist der 50er Jahre,
herrschte in "Herrliche Zeiten im Spessart" die Modernität der
kommenden 70er Jahre - eklatant zeigt sich daran der gesellschaftliche Umbruch in den
60er Jahren.
Kein altes
Wirtshaus oder ein verwunschenes Schloss bildeten mehr den Hintergrund, sondern
ein moderner Hotelbau, der von Konsul Mümmelmann (Willy Millowitsch),
Annelieses (Lieselotte Pulver) Vater, geleitet wird. Auch Liselotte Pulver, die
hier mit Ende 30 einen ihrer letzten Kinoauftritte (und den letzten von zehn
Filmen unter Kurt Hoffmann) absolvierte, bevor sie begann, hauptsächlich für
das Fernsehen zu arbeiten, wirkte weniger mädchenhaft als in den
Vorgängerfilmen, auch wenn ihre geplante Hochzeit mit dem US-Amerikaner Frank
Green (Harald Leipnitz) den Rahmen für die episodenhafte Story abgibt. Dieser
war auf Wunsch von Anneliese aus dem Militärdienst ausgeschieden, hatte aber
die Rechnung ohne General Teckel (Hubert von Meyerinck) gemacht, womit die
neben Liselotte Pulver zweite wesentliche Konstante der Spessart-Trilogie
benannt ist. Während von Meyerinck, nach seiner Beamtenrolle in „Das Spukschloss im Spessart“, wieder in seine angestammte Rolle als fanatischer
Militär schlüpfte, der Green zu sich beordert, womit er die Hochzeit gefährdet,
konnte Liselotte Pulver nicht mehr die Rolle der Comtesse aus den zwei ersten Filmen annehmen, da sie diese in der Gegenwart von 1960 schon verkörpert hatte.
Trotzdem
kommt es schnell zu der Widerbegegnung mit den fünf Räubern, die am Ende von
„Das Spukschloss im Spessart“ als Gespenster zum Mond geschossen wurden. Auf
Grund eines technischen Defekts mussten sie jahrelang im All verweilen, bis sie
nach der Reparatur der Rakete ausgerechnet auf dem Hoteldach landen. Nur Hans
Richter spielte erneut einen der fünf Räuber aus dem Vorgängerfilm, die ihr
Gespensterdasein inzwischen wieder aufgegeben hatten. Aber um Logik musste sich
das Drehbuch auch nicht kümmern, das die Rahmenhandlung nur dazu nutzte, die
Protagonisten per Rakete durch die Zeit reisen zu lassen, um sie von der
Vergangenheit bis in die Zukunft unterschiedliche Abenteuer erleben zu lassen,
wo sie jedes Mal Hubert von Meyerinck als Militär und Harald Leipnitz als
verhindertem Liebhaber begegnen sollten. Im Gegensatz zu „Das Spukschloss im Spessart“, das auch nur über einen rudimentären Handlungsfaden verfügte, ist
diese filmische Anlage konsequenter, da der Episodencharakter klar
herausgearbeitet wird.
Zudem gaben
die von klamaukhaft bis komisch qualitativ sehr unterschiedlich angelegten
Einzelstorys Kurt Hoffmann die Gelegenheit eine Vielzahl junger Schönheiten in
erotischen Rollen auftreten zu lassen - Hannelore Elsner, Vivi Bach oder Gila
von Weitershausen zeigten sich zwar leicht geschürzt, aber für barbusige
Momente wurde trotzdem schon gesorgt, womit Hoffmann auf der Höhe der damals
beginnenden „Nackt-Welle“ im Film angekommen war. Das galt allerdings weniger
für die Satire, die sich ähnlich wie in den beiden ersten „Spessart“- Filmen
von der harmlosen Seite zeigte. Galten die Anspielungen dort hauptsächlich damaligen
bundesdeutschen Eigenheiten, ist die Thematik in „Herrliche Zeiten im Spessart“
zeitloser. Wie ein roter Faden spinnt sich die Kritik an militärischem Gehabe
und dem menschlichen Drang, Konflikte auf dem Schlachtfeld auszutragen, durch
die Rahmenhandlung und die jeweiligen Episoden – dabei auch geschickt die
verbreitete Eigenart ironisierend, kriegerische Absichten in eine friedvolle
Sprache zu kleiden – kommt dabei aber über einen konservativ geprägten Konsens
nicht hinaus, der angesichts der heftigen Auseinandersetzungen um den sich
parallel zuspitzenden Vietnam-Krieg nichts riskierte.
Sieht man
von dieser sanft geäußerten Kritik am Militarismus einmal ab, bleibt eine Komödie
zurück, die nur wenig aus dem deutschen Komödienallerlei der späten 60er/frühen
70er Jahre heraustrat, die mehr den deftigen als den filigranen Humor
pflegten, wie er viele Filme Kurt Hoffmanns zuvor auszeichnete. Von dessen
eleganten Stil ist hier nur noch wenig geblieben, weshalb es konsequent war,
unter den geforderten Produktionsbedingungen nicht mehr weiter als Regisseur zu
arbeiten. „Herrliche Zeiten im Spessart“ wurde kein schlechter Film, ist aber
weder von eigenständigem, modernen Zuschnitt, noch verfügte er über die damals
als altmodisch bezeichneten Qualitäten Hoffmanns, denen einige sehr gute Filme der
Nachkriegszeit zu verdanken sind.
"Herrliche Zeiten im Spessart" Deutschland 1967, Regie: Kurt Hoffmann, Drehbuch: Günter Neumann, Darsteller : Liselotte Pulver, Harald Leipnitz, Hannelore Elsner, Vivi Bach, Rudolf Rhomberg, Hubert von Meyerinck, Hans Richter, Laufzeit : 104 Minuten
weitere im Blog besprochene Filme von Kurt Hoffmann:
"Quax, der Bruchpilot" (1941)
"Ich denke oft an Piroschka" (1955)
"Heute heiratet mein Mann" (1956)
"Das Wirtshaus im Spessart" (1958)
"Wir Wunderkinder" (1958)
"Das Spukschloss im Spessart" (1960)
"Schloss Gripsholm" (1963)
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